Corona-Pandemie RKI empfiehlt Tests für alle Atemwegsinfekte
Laut Robert Koch-Institut gibt es in Deutschland mittlerweile ausreichend Kapazitäten: Das RKI empfiehlt daher Tests auf eine Corona-Infektion auch bei leichten Atemwegsbeschwerden - und warnt zugleich vor weiteren Lockerungen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt inzwischen die generelle Testung aller Atemwegserkrankungen auf eine mögliche Corona-Infektion. Tests seien nicht mehr an die Bedingung geknüpft, dass es ausreichend Kapazitäten gebe, sagte RKI-Vizepräsident Lars Schaade in der Pressekonferenz des Instituts zur epidemischen Lage.
Zum einen gebe es diese inzwischen, zum anderen sei die Erkältungssaison vorbei, und es seien "mehr Treffer" zu Covid-19-Erkrankungen zu erwarten. Insbesondere nun, da die Corona-Schutzauflagen gelockert worden sind, sei es wichtig, auch bei leichten Symptomen eine Infektion zu überprüfen: "Wir empfehlen dringend, dass jeder mit einem Atemwegsinfekt, ob Husten oder Fieber, auch getestet werden sollte."
Zugleich warnte Schaade vor überzogenen Erwartungen an angekündigte Massentests: Dass man durch häufiges Testen eine Infektion ausschließen könne, sei ein Trugschluss - ein negativer Test mache eine Infektion nur weniger wahrscheinlich. Alle anderen Maßnahmen wie Abstandhalten und Hygiene seien ebenso wichtig.
Mehr als 149.000 Ansteckungsfälle, 5265 Corona-Tote
In Deutschland infizieren sich täglich um die 2000 Menschen neu mit dem Coronavirus. Wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte, waren am Vormittag mehr als 149.000 Coronavirus-Infektionen und 5265 Todesfälle infolge von Covid-19 registriert.
Nach Schätzungen des RKI haben in Deutschland bislang rund 106.800 Menschen die Infektion überstanden. Wie für andere Länder rechnen Experten aber auch hierzulande mit einer hohen Dunkelziffer nicht erfasster Fälle. Die Reproduktionszahl gibt das Institut weiterhin mit 0,9 an - vor dem Lockern der Schutzauflagen nach Ostern war diese niedriger gewesen.
Warnung vor "Erdrutsch" der Lockerungen
Schaade warnte davor, die Anti-Corona-Maßnahmen zu schnell zu lockern. In Deutschland seien wegen früher Eindämmungsmaßnahmen viele Todesfälle verhindert worden - das zeige, dass man gemeinsam viel erreicht habe, sagte er.
Paradox sei, dass das Erreichte nun in Frage gestellt werde, weil Deutschland mit vergleichsweise wenigen Ansteckungen und Todesfällen im internationalen Vergleich gut dastehe. "Das muss auch so bleiben. Wir dürfen jetzt nicht nachlässig werden", sagte Schaade. Es dürfe jetzt keinen "Erdrutsch an weiteren Lockerungen" geben. Wenn es wieder mehr Kontakt gebe, werde es auch wieder mehr Ansteckungen geben.
Masken sind keine Virus-Brutstätten
Er appellierte an die Bürger, das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes als "altruistische Maßnahme" in der Öffentlichkeit einzuhalten. Die Masken seien je nach Nähart "von unterschiedlicher Qualität", könnten aber zumindest eine "gewisse Verminderung der Virusausscheidung bewirken" - allerdings nur, wenn sie unter zusätzlicher Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln getragen würden.
Schaade betonte, dass Berichte über Masken als gesundheitsschädliche Virus-Brutstätten nicht korrekt sind: "Dass das Virus sich dort aktiv vermehrt, ist nicht möglich", sagte er. Allerdings sollten Masken nur getragen werden, bis sie durchfeuchtet seien, danach schnell entsorgt oder gegebenenfalls gewaschen werden.
Schaade erwartet keine "Akzeptanzprobleme" bei Impfung
Befragt nach einer Impfpflicht für einen möglichen Corona-Impfstoff, an dem derzeit geforscht wird, sagte er mit Blick auf die freiwillige Bereitschaft der Bürger zur Immunisierung: "Ich würde davon ausgehen, dass es keine Akzeptanzprobleme gibt".