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Thüringen Solarausbau schreitet in Thüringen voran - Balkonkraftwerke sehr beliebt

Stand: 23.07.2024 13:23 Uhr

Solaranlagen erzeugen mittlerweile ein Fünftel des in Thüringen verbrauchten Stromes. Aber einige Regionen hinken beim Ausbau hinterher. Der Boom bei Balkonkraftwerken für den Privathaushalt ist ungebrochen. In Weimar führten jetzt persönliche Briefe an Hauseigentümer dazu, dass mehr Solaranlagen installiert wurden.

Von MDR THÜRINGEN

In der ersten Jahreshälfte 2024 wurden laut Thüringer Energie- und Greentech-Agentur (ThEGA) knapp 12.700 neue Solaranlagen im Freistaat in Betrieb genommen. Damit gibt es insgesamt 84.355 Anlagen in Thüringen. Sie erzeugen mittlerweile ein Fünftel des in Thüringen verbrauchten Stromes.

Montage von Photovoltaik-Platten

Montage von Solarmodulen: Die Sonne liefert mittlerweile durchschnittlich ein Fünftel des in Thüringen verbrauchten Stromes.

Exakt 21,5 Prozent des Stromverbrauchs im Land wird demnach mit Hilfe der Sonnenenergie gedeckt. Im Jahr 2023 lag dieser Anteil noch bei 19 Prozent.

Ausbau in Thüringen im regionalen Vergleich

Westthüringen hat innerhalb von Thüringen die Nase vorn. Rund 7.000 Solaranlagen sind im Wartburgkreis rund um Eisenach installiert. Dahinter folgt das Eichsfeld mit knapp 6.000 Anlagen.

In Südthüringen gibt es dagegen noch Nachholbedarf: Der Landkreis Sonneberg liegt mit nicht einmal 2.000 Anlagen bei den Thüringen Landkreisen auf dem letzten Platz.

Bei den kreisfreien Städten rangiert die Landeshauptstadt Erfurt mit etwas mehr als 4.500 Solaranlagen vor Jena mit 2.320. Schlusslicht ist Suhl mit rund 1.000 Anlagen.

Hohe Nachfrage nach Balkonkraftwerken

"Die Gründe für den Solarboom sind vielfältig", sagte Marcel Weiland von der Servicestelle Solarenergie der ThEGA. Viele Thüringer wollten sich von den Preisen am Energiemarkt unabhängig machen. Auch gesetzliche Erleichterungen und Steuervergünstigungen würden dazu beitragen. 

Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon.

Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk.

Vor allem die kleinen Balkonkraftwerke sind laut ThEGA weiter sehr beliebt. Im ersten Halbjahr 2024 wurden knapp 5.900 dieser Anlagen für Balkon und Terrasse neu installiert. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es halb so viele. Insgesamt hängen somit rund 14.000 Balkonkraftwerke an Balkonen oder stehen auf Terrassen der Thüringer.

zum Aufklappen: Mehr Infos zum Balkonkraftwerk

In Deutschland dürfen sogenannte Balkonkraftwerke nur eine maximale Leistung von 600 Watt haben.

Werden zwei 400-Watt-Module zusammengeschlossen, muss der Wechselrichter auf 600 Watt limitiert werden.

Ansonsten würde die Anlage als normale Photovoltaikanlage zählen, die von einem Fachmann installiert und beim Finanzamt gemeldet werden muss.

Anfang Juli trat eine Gesetzesänderung in Kraft, die 800 Watt am Wechselrichter erlaubt. Allerdings gilt bis zum Abschluss des Normungsverfahrens für die Geräte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums weiterhin noch die 600-Watt-Grenze. Die Norm soll bis Ende des Jahres vorliegen.
Mehr zum Verfahren und den Steckerregeln hier:

Balkonkraftwerke dürfen maximal 600 Watt einspeisen. Nach Angaben der ThEGA variiert das Einsparpotenzial je nach Ausrichtung, Neigungswinkel, Eigenverbrauch sowie Tarif des Stromanbieters. Werde mit 40 Cent pro Kilowattstunde für einen privaten Haushalt gerechnet, liege die Ersparnis zwischen 90 und 220 Euro im Jahr, hieß es.

Die Stadt Jena hatte Ende 2022 als erste Kommune in Thüringen ein Förderprogramm für Balkonkraftwerke auf den Weg gebracht. Mit insgesamt 100.000 Euro bezuschusste sie deren Erwerb. Das Besondere an dem Jenaer Programm war, dass es sozial gestaffelt wurde. Die jeweilige Förderquote richtete sich nach der Bedürftigkeit des Antragstellers.

Weimar: Post an Hauseigentümer führt zu mehr Solaranlagen

Die Stadt Weimar hat mit persönlicher Post an 5.700 Hauseigentümer den Kauf von Solaranlagen angekurbelt. Das Pilotprojekt mit der Universität Erfurt und der Thüringer Energie-Agentur habe private Investitionen von rund 1,5 Millionen Euro ausgelöst, sagte der Klimaschutzbeauftragte der Stadt, Tobias Keppler, MDR THÜRINGEN.

In jedem Brief war für das jeweilige Haus und dessen Dachfläche berechnet, was eine PV-Anlage kostet, wie viel Strom sie erzeugt und wann sie sich rentiert. Das habe so manchen Hausbesitzer motiviert, sich mit dem Thema genauer zu beschäftigen, so Keppler. 82 Eigentümer hätten sich nachweislich danach eine Solaranlage aufs Dach gestellt.

Das Pilotprojekt habe gezeigt, dass die Thüringer in die Energiewende investieren wollen, aber dass ihnen die auf ihr Haus, ihre Wohnung zugeschnittenen Informationen fehlen, so das Fazit.

Agentur ergründet in Weimar Potentiale für Solaranlagen

MDR (lou/bee/dvs)