Eine Frau lehnt in einem Türrahmen in einem Laden.

Thüringen Job auf der "roten Liste": Junge Hutmacherin hält sich in Weimar

Stand: 22.12.2024 10:52 Uhr

Sie gehören zu einer aussterbenden Spezies: Hutmacher gibt es in Thüringen nicht mehr viele. Eine, die ihren Beruf mit Leidenschaft und seit 14 Jahren mit eigenem Laden betreibt, ist Claudia Köcher aus Weimar.

Von Conny Mauroner, MDR THÜRINGEN

"Die Zwillingsnadeln" heißt das Geschäft von Claudia Köcher in Weimars Innenstadt. Der Name habe viele Bedeutungen, sagt sie. "Zwillinge haben in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt. Ich bin Zwilling von Sternzeichen, Zwillingsnadeln kommen beim Nähen zum Einsatz und in meiner Familie gibt es auch tatsächlich Zwillinge."

Umwege bis zum Traumjob

Köcher war 25 Jahre alt, als sie sich selbständig gemacht und ihren eigenen Laden eröffnet hat. "Ich habe das damals als gar nicht so jung empfunden. Schließlich hatte ich beruflich schon Einiges hinter mir."

Tatsächlich war der Weg zur eigenen Hutmacherei nicht geradlinig, erzählt Köcher. Wenn auch das Interesse an Kopfbedeckungen schon immer da war, gab es Zwischenstationen, beispielsweise als Kostümbildnerin am Theater und Stylistin beim Fernsehen. "Aber zwischendurch habe ich immer wieder bei Hutmachern geholfen und habe ihnen über die Schulter geschaut. Das alte Handwerk hat mich gepackt und ich habe recherchiert."

Werkzeuge nur noch schwer zu bekommen

Vieles von ihrem Können hat sich Claudia Köcher selbst beigebracht. "Die Hutmacherei ist ein aussterbendes Geschäft. Die Handwerkskammer hat Hutmacher als freien Beruf eingestuft. Man braucht keine Meisterpflicht mehr und es ist ein Handwerk auf der roten Liste." Köcher bedauert diese Realität. "Hinzu kommt, dass die Werkzeuge und die Ausstattung zum Teil nur noch schwer zu beschaffen sind."

Man braucht Geld, um sich als Hutmacher etablieren zu können - und Platz. Claudia Köcher |

Claudia Köcher berichtet von regelrechten Bieterschlachten, wenn auf Auktions-Plattformen im Internet einmal wieder alte Holzformen oder antiquierte Maschinen angeboten werden. "Man braucht Geld, um sich als Hutmacher etablieren zu können - und Platz."

Tatsächlich geht es im hinteren Teil des Ladens, in dem Claudia Köcher arbeitet, eng zu. "Dabei mache ich hier nur einen Teil meiner Arbeit. Hier nähe und besticke ich meine Filzhüte. Für die anderen Dinge brauche ich einen zweiten Raum. Dort stehen dann nicht nur die Maschinen, sondern auch gläserweise Pailletten und Perlen."

Hüte in einem Laden

Für ihre Arbeit braucht Hutmacherin Köcher viel Platz - nur einen Teil davon hat sie direkt in ihrem Laden.

Köcher verziert aufwendig

Auch das gehört zu Köchers Leidenschaft: Ihre Hüte werden aufwendig verziert. Jeder Hut ist ein Unikat. Sie stattet Bräute, edle Herren und frierende Touristen aus. Es gibt Kopfbedeckungen für den besonderen Anlass und auch den Alltag.

Wenn ein Kunde einen zu kleinen Filzhut hat, weite ich den. Claudia Köcher |

Nebenbei hat Claudia Köcher ihr Angebot erweitert und stellt auch Accessoires, Kopfschmuck mit Federn, Broschen, Haarnadeln und Aufnäher her. "Und wenn ein Kunde einen zu kleinen Filzhut hat, weite ich den." Auch das gehört zum Service dazu.

Praktikantin hat Interesse

Im Normalfall arbeitet die Hutmacherin allein, doch ab und an stehen auch Praktikanten in ihrem Geschäft. So wie Magda, die vom Handwerk begeistert ist: "Ich finde es toll, dass man mit Händen noch so etwas richtig Schönes machen kann," sagt sie. Köcher hofft, auch junge Menschen vom Handwerk begeistern zu können, damit Berufe wie die des Hutmachers nicht völlig von der Bildfläche verschwinden.

MDR (dst)