Menschen sitzen um einen Tisch in einem Kaffee.

Thüringen Gesprächsformat "Kaffeeklatsch" in Erfurt: Demokratie, DDR und Erinnerungen bei Kaffee und Kuchen

Stand: 10.12.2024 15:18 Uhr

Bei Kaffee und Kuchen miteinander ins Gespräch kommen - das ist die Idee hinter "Kaffeklatsch! bei Bergmann's", einem Projekt der Erfurter Bürgerstiftung. Worüber wird gesprochen, am Kaffeetisch?

Von Anna Hönig, MDR THÜRINGEN

Nachmittags halb drei im Café Bergmann am Erfurter Ringelberg. Rund 15 Personen sind diesmal zum Kaffeeklatsch gekommen, der Kuchen steht schon auf den Tischen. Heute soll es um das Thema Demokratie gehen. Projektleiterin Daniela Malz von der Erfurter Bürgerstiftung wird heute von Lisa Barouk von der Landesvereinigung Kulturelle Jugendbildung unterstützt. Barouk ist Projektleiterin von "Vorsicht Demokratie - Schon gewählt?" und hat für die heutige Runde einige Schüler eingeladen.

Als Impuls bekommen die Gesprächsgruppen eine Karte mit einer Frage auf den Tisch: "Wofür würdest du dich politisch besonders einsetzen"? Und schon geht's los: "Das Wichtigste wäre Frieden und wie er gestaltet wird", sagt eine Teilnehmerin.

Nachhaltigkeit, Parteienwesen und Frauenrechte werfen drei weitere Personen ein. Ein bisschen wird über die Aufgaben von Parteien diskutiert, dann ist man beim Thema AfD, Corona und Kapitalismus. Da ist noch nicht mal der Kaffee serviert.

Urlaubserinnerungen und politische Diskussionen

Seit Mai dieses Jahres veranstaltet Daniela Malz von der Bürgerstiftung in Kooperation mit der Bäckerei Bergmann die "Kaffeeklatsch"-Runden. Zwei Mal wöchentlich von 14 bis 16 Uhr lädt sie zu Kaffee, Kuchen und anregenden Diskussionen ein. Die Treffen finden dienstags im Café Well in der Maximilian-Welsch-Straße und donnerstags im Brotplatz in der Magdeburger Allee statt.

Manchmal gebe es gesetzte Themen, manchmal seien die Runden offen, sagt Malz: "Also lustig war mal eine Runde, wo alle ihre Urlaubserinnerungen ausgetauscht haben. Was häufig Thema ist, ist die Ost-West-Entwicklung und wie es früher in der DDR war. Und letzte Woche haben wir ganz krass politisch diskutiert und wirklich gut. Alle Argumente kamen auf den Tisch. Die Leute haben sich trotzdem geeinigt, keiner hat sich irgendwie verurteilt".

Ein Schild mit der Aufschrift "Reserviert" stehet auf einem Tisch. Dahinter sitzen Menschen um den Tisch. Vor ihnen stehen Teller, Tassen und Gläser.

Für die Kaffeeklatsch-Runden werden Tische reserviert - Kaffee und Kuchen sind für die Teilnehmer kostenlos.

Alt und Jung am Kaffeetisch

Heute sind die Teilnehmer bunt gemischt: von Schülern bis Senioren. Manche kommen wegen der Geselligkeit, andere, um neue Perspektiven zu entdecken. Am Nachbartisch sucht ein Mann nach Rat, um seinen Sohn zu einem passenden Beruf zu inspirieren.

Und schon ist man beim Thema Bildungssystem. "Die Schule hilft mir überhaupt nicht dabei herauszufinden, was ich will", sagt eine Schülerin. "Mir wurde bei der Berufsorientierung empfohlen, Tankwart zu werden", erzählt eine Frau.

Respektvoller Austausch

Die Gespräche laufen ohne großes Zutun von Daniela Malz und Lisa Barouk. Die Teilnehmer finden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede - der Austausch ist dabei immer respektvoll. Keiner wird laut oder gar beleidigend - genau so wünschen es sich die Veranstalter.

"Wir wollen damit wieder mehr Gespräche in die Gesellschaft bringen und ein bisschen mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt kreieren, den wir manchmal nicht so fühlen, aber der trotzdem da ist", sagt Malz. Vorerst bis Ende Mai kommenden Jahres will sie den "Kaffeeklatsch" fortführen.

MDR (anh/jn)