Thüringen "Es steckt viel Arbeit drin": Was neue Halter von Tierheim-Tieren beachten sollten
Weihnachtszeit ist Geschenkezeit. Allerdings gehören Tiere nicht unter den Weihnachtsbaum - erinnern Tierschützer. Im Tierheim Pflanzwirbach in Rudolstadt gibt es schon vor Weihnachten viel zu tun. Hunde, Katzen, Ziervögel, Meerschweinchen, Kaninchen und eine Ziege warten auf ein neues zu Hause. Doch nicht alle Tiere sind leicht zu vermitteln.
Mischlingshund Artus zieht an der Leine. Seit einigen Wochen kümmert sich Christian Hofmann um den Hund. Hofmann ist Mitarbeiter im Tierheim Pflanzwirbach in Rudolstadt. "Artus hat Temperament", sagt er. "Stürmisch und aufgeweckt. Der zieht an der Leine wie verrückt. Für kleine Kinder ist das nichts."
Weil Artus schon zweieinhalb Jahre alt ist und die sogenannte Prägephase schon vorbei ist, könnte die Erziehung schwer werden, meint Hofmann. Trotzdem habe er Hoffnung, dass Artus ein neues Zuhause findet. Zum Beispiel als Wachhund auf einem Bauernhof, schlägt er vor.
Tierheimmitarbeiter Christian Hofmann mit dem stürmischen zweeinhalb Jahre alten Mischlingshund Artus.
Artus ist einer von mehreren Mischlingshunden, die das Tierheim Pflanzwirbach in den vergangenen Wochen aufgenommen hat. Das Veterinäramt hatte die Hunde aus der Obhut ihrer vorherigen Besitzer nehmen müssen. Diese hatten sie nicht tierschutzgerecht gehalten. Darunter sei auch eine ältere Labradorhündin gewesen, sagt die Leiterin des Tierheims, Beate Zisofsky: "Diese Hündin ist unheimlich wachsam und wäre etwas für einen Bauernhof, aber da muss die richtige Person kommen."
Es sind schöne Hunde, aber es sind keine Hunde, die fertig sind. Es steckt viel Arbeit drin. Beate Zisofsky | Leiterin des Tierheims Pflanzwibrach
Die neuen Besitzer bräuchten in jedem Fall viel Erfahrung mit Hunden. Weil es mittelgroße Hunde sind, benötigen sie auch viel Auslauf. "Schöner als eine Wohnung wäre deshalb ein Haus mit Garten oder ein Hof", sagt sie. Geimpft, entwurmt und gechippt seien die Tiere. "Es sind schöne Hunde, aber es sind keine Hunde, die fertig sind. Es steckt viel Arbeit drin."
Beate Zisofsky leitet das Tierheim Pflanzwirbach seit mehr als 30 Jahren. Interessierte können gern mehrmals zu ihr ins Tierheim kommen und sich beraten lassen.
Tiere bleiben länger im Tierheim als früher
Leichter dürfte das noch bei einem sieben Monate alten Hundewelpen fallen, der im Tierheim Unterschlupf gefunden hat. "Der ist noch sehr verspielt und zugänglich. Den kann man sich jetzt eigentlich schön erziehen", sagt Hofmann. In den Räumen des Tierheims Pflanzwirbach gibt es auch vor Weihnachten schon viel zu tun. Auch einige Katzen, Meerschweinchen, Ziervögel und Kaninchen warten auf ein neues Zuhause.
Neuester Zugang ist eine Ziege, die entlaufen ist. "Die wurde eingefangen und zu uns gebracht", sagt die Tierheimleiterin. "Sie ist schon älter, war abgemagert und krank." Wenn sich kein neuer Halter für sie findet, dann könnte sie künftig auch zu den drei Eseln ins Nachbargehege einziehen - denn die drei Tiere wohnen dauerhaft hier.
Beate Zisofsky leitet das Tierheim seit mehr als 30 Jahren. Ihr fällt auf, dass die Tiere im Schnitt länger im Tierheim bleiben als früher. Das liege, wie im Fall der Hunde, daran, wie die Vorbesitzer mit den Tieren umgegangen sind. Aber auch daran, dass sich viele Menschen heute gründlicher überlegen, ob sie ein Tier wirklich halten können.
Auch eine entlaufene Ziege lebt seit Kurzem im Tierheim Pflanzwirbach. Sie war krank und abgemagert und musste wieder aufgepeppelt werden.
Besonders schlimm: Wenn Hunde zum zweiten Mal ins Tierheim müssen
Wer sich für ein Tier interessiert, dem empfiehlt sie, sich Zeit zu nehmen, mehrere Male ins Tierheim zu kommen, sich beraten zu lassen und das Tier kennenzulernen. Bedenken müssten Interessierte auch, dass die Kosten für Futter und den Tierarzt stark gestiegen seien. Und man sollte sich überlegen, wer sich um das Tier kümmert, wenn man in den Urlaub fahren will.
"Auf keinen Fall gehört ein Tier ins Kinderzimmer", sagt sie. Auch wenn der Nachwuchs noch so bettelt. Das sei keine artgerechte Haltung, sagt sie. Meerschweinchen zum Beispiel seien nachtaktiv. Hunde bräuchten viel Zeit, Bewegung und Beschäftigung. Sie sollten außerdem immer von ihrem Frauchen oder Herrchen erzogen werden. "Das kann niemand anderes übernehmen. Auch in der Hundeschule sollte man immer dabei sein", sagt Zisofsky.
"Verantwortlich für den Hund ist immer der Mensch am anderen Ende der Leine. Was der daraus macht, so wird auch der Hund." Besonders schlimm sei es für die Hunde, wenn es auch beim neuen Halter nicht klappt und sie noch ein zweites Mal ins Tierheim zurückkommen müssen. "Das ist für die Hunde wie eine Strafe. Das verändert ihr Wesen."
Die Katzen haben es etwas leichter ein neues zuhause zu finden. Viele von ihnen sind Freigänger.
MDR (jn)