
Schleswig-Holstein Northvolt-Insolvenz in Schweden: Reaktionen aus SH
Der Batteriehersteller Northvolt hat in Schweden Insolvenz angemeldet. Schleswig-holsteinische Politiker und die Gewerkschaft IG Metall reagieren unterschiedlich: von Optimismus bis hin zu Sorgen um den Standort bei Heide.
Nachdem der Batteriehersteller Northvolt am Mittwoch in Schweden Insolvenz beantragt hat, ist noch unklar, wie es mit der geplanten Fabrik bei Heide weitergeht. Die deutsche Tochterfirma will ihren Betrieb hierzulande zwar nach eigenen Angaben fortsetzen – trotzdem sind die Auswirkungen auf den Standort im Kreis Dithmarschen noch nicht genau absehbar. Während manche Politiker in Schleswig-Holstein optimistisch sind, äußert insbesondere die Opposition harsche Kritik.
Ministerpräsident Günther: Brauchen Batteriezellenproduktion
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) äußerte sich am Mittwoch zunächst schriftlich zu den Entwicklungen rund um Northvolt. "Der Betrieb in Heide wird fortgesetzt. Das ist ein ganz wichtiges Signal - wir brauchen in Deutschland eine eigene Batteriezellenproduktion. Es ist in unser aller Interesse, sie in unserem Land zu halten beziehungsweise neu anzusiedeln." Es sei jetzt die Aufgabe des Insolvenzverwalters, das Unternehmen neu aufzustellen. In diesem Zusammenhang werde geklärt, wie es in Schleswig-Holstein am Standort Heide konkret weitergehe, so Günther.
Daniel Günther: Heide bester Standort für Batterieproduktion
Standort Heide und Mutterkonzern auch interessant für andere Investoren?
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) erwartet, dass der Insolvenzverwalter mit Investoren Gespräche aufnimmt und zu einer Lösung kommt. Dazu gehören auch Fortführungsszenarien für die deutsche Tochter. Madsen sagte: "In diesem Zusammenhang wird auch zu klären sein, wie es in Heide konkret weitergeht. Es ist eine sehr gut erschlossene Baufläche entstanden." Und die könnte auch für andere Investoren interessant sein." Von einem Totalschaden mit Blick auf die 300 Millionen Euro Landesgeld, die im Rahmen der Wandelanleihe für den Northvolt Standort Heide bereitgestellt wurden, will Madsen deswegen aktuell noch nicht sprechen.
Habeck hat Hoffnung auf einen Investor
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hofft auf eine Rettung des schwedischen Mutterkonzerns. Er sagte am Rande einer Veranstaltung in München: "Ich bin noch immer guter Hoffnung, dass über das Insolvenzverfahren ein neuer Investor gefunden wird sowohl für Heide wie auch vielleicht für das schwedische Mutterunternehmen."
SPD-Fraktion: SH braucht Industrieansiedlungen
Nicht so optimistisch ist FDP-Politiker und Ex-Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. Er geht davon aus, dass der Mutterkonzern Northvolt zerschlagen wird. Buchholz meint, das Geld für die Wandelanleihe sei futsch. Er sagte: "Jetzt ist auch klar, dass die 300 Millionen für Schleswig-Holstein komplett perdu sind." Was nun in Heide passieren wird, ist laut Buchholz erstmal unklar.
Auch die SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag ist alles andere als begeistert. "Nun droht die bedeutendste industrielle Ansiedlung Schleswig-Holsteins seit Jahrzehnten zu scheitern", kritisiert Kianusch Stender, der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Er fordert, dass die Landesregierung jetzt sicherstellen müsse, dass alle relevanten Fakten schnellstmöglich offengelegt werden und konkrete Lösungen auf den Tisch kommen. Schleswig-Holstein brauche Industrieansiedlungen wie diese.
IG Metall: Der Standort ist fast einmalig
Für den Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, ist es wichtig, jetzt nicht "die Flinte ins Korn zu werfen." Für den Standort Heide müsse man abwarten, wie der Insolvenzverwalter in Schweden auf das Konstrukt schaut und welche Investorenlösung es geben kann. Friedrich sieht für den Standort Heide eine Zukunft, auch wenn Northvolt dort keine Fabrik mehr bauen kann: "Wir brauchen einen Kraftakt für die europäische Batterieindustrie. Wenn der nicht kommt, dann bleibt es dabei, dass fast 100 Prozent aller Batterien aus Asien kommen. Das kann man nicht wollen." Friedrich findet, der Standort Heide biete alles, was für ein solches Vorhaben nötig sei.
Aus Sicht des Gewerkschafters wäre es falsch, dass ganze Projekt abzuschreiben. "Wenn das nicht mit Northvolt funktioniert hat, dann sollten wir alles dafür tun, dass andere diese Chance nutzen können."
Betroffene Kommunalpolitiker an der Westküste bleiben entspannt
Auch der Bürgermeister von Heide, Oliver Schmidt-Gutzat (SPD), sagte NDR Schleswig-Holstein, er stehe weiter voll und ganz hinter dem Vorhaben am Standort Heide. Ihm tue es leid für die Mitarbeitenden und für die europäische Batteriezellproduktion. Aber: "Ansonsten gehen wir damit so um, dass wir weiter planen, wie wir das immer gemacht haben, seit drei Jahren. Nach wie vor stehen wir alle dahinter, dass wir die Batteriezellenfabrik hier in Heide bekommen." Außerdem plane man seit Jahren eine Erweiterung der Ansiedlungsfläche und nicht die Verkleinerung. Kai Tange (SPD), Bürgermeister von Lohe-Rickelshof, zeigte sich wenig überrascht von den Nachrichten aus Schweden. Nun sei ein Imageschaden da, aber wenn irgendwann gute Batterien da seien, dann sei auch der Imageschaden wieder vergessen. Auch wenn das vielleicht noch ein weiter Weg sei.
Dithmarschen will die Batteriezellfabrik im Zweifel auch ohne Northvolt
Tange sagte weiter, er gehe nicht davon aus, dass nun genau das Batteriewerk entstehe, wie es geplant wurde, aber: "Dass was anderes kommt, das erwarte ich schon. Das ist ja eine attraktive Fläche, da wird sicher was kommen, ich glaub nicht, dass die Fläche wieder zugrünt." Dithmarschens Landrat Thorben Schütt (CDU) sagte: "Wir wollen in der Region an der Westküste eine Batteriezellenfabrik und wir werden alles tun, dass das möglich sein wird." Dieses Vorhaben sei allerdings Mittwoch nicht einfacher geworden, meint der Landrat.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 13.03.2025 | 19:30 Uhr