Sabine Sütterlin-Waack bei einer Pressekonferenz
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Schleswig-Holstein Kriminalitätsstatistik in SH: Messerangriffe nehmen zu, weniger Diebstähle

Stand: 13.03.2025 16:24 Uhr

Die Kriminalitätsstatistik 2024 für Schleswig-Holstein zeigt ganz unterschiedliche Entwicklungen. Während Diebstähle und Wohnungseinbrüche rückläufig waren, gab es unter anderem deutlich mehr Messerangriffe.

Von Bastian Pöhls

Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) beginnt ihre Vorstellung der Kriminalitätsstatistik mit der positiven Meldung: Die Aufklärungsquote der Straftaten in Schleswig-Holstein liegt bei 60,6 Prozent und damit nach ihren Worten auf einem hohen Niveau. In den vergangenen zehn Jahren war die Quote nur ein Mal höher. Gestiegen ist aber auch die Zahl der erfassten Straftaten - auf insgesamt 213.417. Das entspricht einem Plus von 8,7 Prozent im Vergleich zu 2023.

Messerangriffe nehmen zu - Verbotszonen sollen helfen

1.187 Messerangriffe hat die Polizei registriert, das sind 130 mehr als noch 2023. Drei Menschen wurden im vergangenen Jahr durch Messerangriffe getötet, 370 weitere teilweise schwer verletzt. Von den 1.089 erfassten Tatverdächtigen sind etwa 57 Prozent deutsche Staatsbürger, rund 43 Prozent haben keinen deutschen Pass. Nach dem im Dezember 2024 erlassenen Messerverbot will Sütterlin-Waack weitere Maßnahmen ergreifen: "Warum müssen Menschen, es sind meistens Männer, eigentlich immer ein Messer dabei haben? Die Kommunen sind jetzt schon in der Lage, für Veranstaltungen Messerverbotszonen auszuweisen. Wir müssen darüber hinaus schauen, wo Kriminalitätsschwerpunkte sind." Daneben müsse mehr Prävention und Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Anstieg bei häuslicher Gewalt: Sieben Tote, 71 Schwerverletzte

In Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr 9.360 Opfer häuslicher Gewalt erfasst, 760 mehr als im Vorjahr. Die meisten von ihnen erlitten keine oder leichte Verletzungen, doch 71 wurden schwer verletzt und sieben getötet. Mit dem Einsatz der elektronischen Fußfessel soll es Tätern unmöglich gemacht werden, sich ihren Opfern zu nähern. Die überwiegende Zahl der Opfer sind Frauen.

Insgesamt 4.048 Polizistinnen und Polizisten wurden im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt, 563 von ihnen wurden verletzt. Die Zahl der erfassten Fälle stieg gegenüber 2023 um 14 Prozent. Rettungskräfte wurden 102 Mal angegriffen.

Weniger Diebstähle und Wohnungseinbrüche

Insgesamt registrierte die Polizei im vergangenen Jahr 69.473 Eigentumsdelikte, ein Rückgang um 3,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es gab auch deutlich weniger Taschendiebstähle sowie Fahrrad- und Autodiebstähle. Allerdings wurde bei Einbruchsdiebstählen aus Kellern und von Dachböden ein Anstieg um 34,7 Prozent registriert. Insgesamt wurden 2.957 Wohnungseinbrüche registriert. In 47 Prozent der Fälle blieb es bei gescheiterten Versuchen, offenbar dank technischer und mechanischer Sicherungsmaßnahmen.

Neue Erfassungsmethode: Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger hoch

Erhoben wird auch das, was in der Kriminalitätsstatistik "Tatverdächtigenbelastungszahl" heißt. Sie gibt das Verhältnis der Tatverdächtigen zur Bevölkerung an und berücksichtigt ab sofort nur jene Tatverdächtigen, die in Schleswig-Holstein ansässig sind, also keine "reisenden Täter" mehr. Dadurch lässt sich laut Stephan Marks vom Landeskriminalamt eine aussagekräftigere Bewertung der Kriminalitätsentwicklung vornehmen. Die Zahl liegt bei 2.053 Tatverdächtigen pro 100.000 Einwohner. Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen beträgt 29,2 Prozent. "Bei dieser Betrachtung wird deutlich, dass im direkten Vergleich der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen an der nichtdeutschen Wohnbevölkerung über alle Altersgruppen und alle Deliktsgruppen hinweg stets höher ist als der Anteil der deutschen Tatverdächtigen an der deutschen Wohnbevölkerung", erklärte Sütterlin-Waack.

GdP und SPD: Arbeitsbelastung ist extrem hoch

Die Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte sei nicht hinnehmbar, sagt der stellvertretende Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Sven Neumann: "Wir brauchen keine Infragestellung des Staates, sondern eine Stärkung!" Außerdem bemängelt er eine enorme Arbeitsbelastung durch steigende Komplexität der Aufgaben - bei gleichzeitig knappen Personalressourcen. Die Kolleginnen und Kollegen würden trotz der hohen Belastung tagtäglich Herausragendes leisten, betonte Neumann. Auch die SPD-Opposition fordert Maßnahmen zur Entlastung der Landespolizei, ihr innenpolitischer Sprecher Niclas Dürbrook sagte: "Wo sollen Prioritäten gesetzt werden, was muss die Landespolizei in Zukunft nicht mehr selber erledigen? Wir haben dazu im vergangenen Jahr bereits Vorschläge gemacht, erwarten aber auch endlich Antworten der Landesregierung."

Dieses Thema im Programm:
NDR Fernsehen | Schleswig-Holstein Magazin | 13.03.2025 | 19:30 Uhr