
Schleswig-Holstein FSG in Flensburg: Neuer Eigentümer will Werft breiter aufstellen
Offshore-Bauteile, Marineschiffe, Yachthybride: Geschäftsführer und Miteigentümer Thorsten Rönner will die FSG als Neubaufabrik vielseitiger machen. Einen neuen Auftrag gebe es bereits, weitere seien in Planung.
Anderthalb Monate nach der Übernahme der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) durch die Heinrich Rönner Gruppe sieht die neue Unternehmensleitung gute Perspektiven für die Traditionswerft. "Wir sind uns ganz sicher, dass die FSG mit uns gemeinsam eine gute Zukunft haben wird. Wir werden uns nicht - und ich glaube, das ist der Fehler mancher Vorgänger gewesen - nur auf Fähren konzentrieren. Das ist nicht klug", sagte der führende Gesellschafter Thorsten Rönner bei den Flensburger Schifffahrtstagen.
Veränderte Sicherheitslage: Marine-Auftragsboom erwartet
In Flensburg könnten laut Rönner zukünftig auch "graue Schiffe", also Marine-Schiffe, gebaut werden. Die gegenwärtigen Umbrüche in den transatlantischen Beziehungen zu den USA und die veränderte Sicherheitslage Europas würden zukünftig für mehr Bundeswehr-Aufträge sorgen, als der Werftenstandort Deutschland produzieren könne.
Der Markt der Neubau-Werften in Europa ist so dermaßen klein geworden, dass wir viel falsch machen müssten, um es hier nicht erfolgreich aufzugleisen."
— Thorsten Rönner, FSG-Geschäftsführer
Auch für ein Offshore-Spezialschiff gebe es bereits eine Anfrage, sagte Rönner in Flensburg. Für die Fertigung von Offshore-Konverterplattformen sei der Standort zu klein, aber Flensburg könne zuliefern: "Flensburg ist kein Endbauplatz. Das muss ich ganz deutlich sagen. Das geht nicht. Die Lloyd-Werft hat einen Endbauplatz. Aber Flensburg könnte massiv zuliefern. Und das ist auch einer der Gründe, warum wir hier sind. Wir glauben an die Energiewende." Auch darüber hinaus sollen Kooperationen mit der Lloyd-Werft eine große Rolle spielen.

Viel Optimismus: Thorsten Rönner (links) sieht großes Potenzial für den Werftenstandort Flensburg.
Der Standort Flensburg fülle eine Lücke im Portfolio der Rönner Gruppe - und zwar mit der Möglichkeit, Schiffe zu bauen, die länger als 130 Meter sind. Denkbar wäre deshalb der Bau sogenannter Yachthybride, also einer Mischung von Kreuzfahrtschiffen und Yachten.
Auftrag für 50-Meter-Schiff als "Gruß aus der Küche"
Der Rumpf für ein 50 Meter langes Schiff fürs Deutsche Luft- und Raumfahrtzentrum soll in Flensburg gebaut werden. Der Auftrag ist laut Rönner bereits in trockenen Tüchern. "Das kann für die FSG wenn überhaupt eine Vorspeise oder ein Gruß aus der Küche sein, aber das soll auch Symbolwirkung haben, dass die Arbeit hier im Land bleibt und nicht nach außen geht", sagte Rönner.
Zunächst soll in Flensburg eine 210 Meter lange RoRo-Fähre der Searoad-Reederei mit LNG-Antrieb fertig gestellt werden. Zu den derzeitigen Produktionsbedingungen und der möglichen Wiederaufnahme von Arbeiten auf dem Flensburger Werftgelände machte Rönner bei seinem Vortrag keine Angaben.
Genaue Übernahme-Zahlen gibt es ebenfalls noch nicht. 331 FSG-Mitarbeitende waren Anfang Februar zunächst in eine Transfergesellschaft gerutscht. "Vor der FSG sind wir ungefähr 1.800 Mitarbeiter stark gewesen. Jetzt denken, wir, dass wir mit der FSG demnächst ganz sicher die 2.000 knacken", sagte Rönner bei den Flensburger Schifffahrtstagen.
Rönner Gruppe ist auf Übernahmen spezialisiert
Nach der Insolvenz von FSG-Nobiskrug Mitte Dezember 2024 hat die Heinrich Rönner Gruppe die Flensburger Traditionswerft im Februar übernommen. Die Heinrich Rönner Gruppe ist ein familiengeführtes Stahlbauunternehmen aus Bremerhaven. Neben Schiffen baut die Rönner Gruppe unter anderem Brücken und Kräne. In der Vergangenheit hat die Gruppe bereits viele Unternehmen übernommen - im Jahr 2021 zum Beispiel die Stahlbauabteilung der Nobiskrug-Werft in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde).
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Welle Nord | Nachrichten für Schleswig-Holstein | 13.03.2025 | 20:00 Uhr