Schleswig-Holstein Flensburg-Handewitt gewinnt Handball-Krimi gegen Füchse Berlin
Die SG Flensburg-Handewitt hat das erste Spiel nach der Entlassung von Coach Nicolej Krickau gewonnen. In einer an Dramatik kaum zu überbietenden Partien bezwangen die Schleswig-Holsteiner die Füchse Berlin mit 38:37 (18:20).
Ein Treffer von Jim Gottfridsson zwei Minuten vor Schluss sorgte am Montagabend für die Entscheidung zugunsten Flensburgs, das in einem rasanten Bundesliga-Duell bis Mitte des zweiten Abschnitts zurückgelegen hatte. Co-Trainer Anders Eggert und Sportchef Ljubomir Vranjes, die das Team nach der Beurlaubung von Krickau betreuten, sahen einen äußerst couragierten Auftritt ihres Teams. Möglicherweise wird das Duo nun ja sogar zur Dauerlösung.
"Wir haben noch nicht begonnen, über einen Trainer zu sprechen."
— Flensburgs Geschäftsführer Holger Glandorf
Ein externer Nachfolger für Krickau ist jedenfalls noch nicht in Sicht, wie SG-Geschäftsführer Holger Glandorf im NDR Interview erklärte: "Wir haben noch gar nicht begonnen, irgendwie über Trainer zu sprechen oder ein Profil zu erarbeiten. Wir hatten jetzt nur dieses Spiel im Fokus." Der frühere Nationalspieler schloss lediglich aus, dass Ex-Coach Vranjes nun wieder die Hauptverantwortung für die Mannschaft übernehmen wird. "Ich kann definitiv ausschließen, dass Ljubomir Vranjes als Cheftrainer auf der Bank sitzen wird", sagte Glandorf.
Bereits am Donnerstag (20 Uhr) wartet auf Flensburg die nächste schwere Aufgabe. Dann gastiert der dreimalige deutsche Handball-Meister im Viertelfinale des DHB-Pokals bei der MT Melsungen. Auf der Bank sitzen wird dabei ziemlich sicher erneut das Duo Eggert/Vranjes.
Flensburg beginnt wie entfesselt
Die SG startete furios in das Duell der beiden offensivstärksten Bundesliga-Teams. Kapitän Johannes Golla gelang der erste Flensburger Treffer der Postära Krickau. Emil Jakobsen erhöhte für die wie entfesselt auftretenden Gastgeber mit zwei Toren auf 3:0. Die "Hölle Nord" bebte nach fünf Minuten. Allerdings nicht mehr lange. Denn Berlin antwortete mit einem 6:1-Lauf zur 6:4-Führung (11.) auf den Traumstart des European-League-Siegers, der diesen Titel ja bekanntlich gegen die Füchse geholt hatte.
Wildes Spiel ohne Atempausen
Hernach wurde die äußerst temporeiche und von beiden Seiten mit einer unheimlichen Intensität geführte Partie phasenweise vogelwild. Technische Fehler wechselten sich mit handballerischen Glanzleistungen ab. Die Spieler gaben sich und den Zuschauern keine Atempausen. Was ein wenig unter der ungezügelten Angriffslust beider Mannschaften litt, war ihre Deckungsleistung.
"Die Mannschaft hat heute ihr Herz auf der Platte gelassen."
— SG-Geschäftsführer Holger Glandorf
Hätten die Torhüter Kevin Möller (Flensburg) und Dejan Milosavljev nicht den einen oder anderen freien Wurf pariert, es wären nach 30 Minuten noch weit mehr als die insgesamt 38 Treffer gefallen gewesen. Der Pausenrückstand war dabei aus SG-Sicht überflüssig, aber selbst verschuldet. Denn stets, wenn sich den Schleswig-Holsteinern die Möglichkeit bot, erstmals nach der Anfangsphase wieder in Führung zu gehen, agierten sie unkonzentriert und überhastet.
SG Flensburg-Handewitt - Füchse Berlin 38:37 (18:20)
Tore SG Flensburg-Handewitt: Golla (8), Smits (7/1 Siebenmeter), Jakobsen (6), Gottfridsson (4), Pytlick (4), Horgen (2), Jörgensen (2), Möller (2), Larsen (1), Hansen (1), Pedersen (1)
Füchse Berlin: Gidsel (10), Freihöfer (9/7), Andersson (4), Marsenic (3), West av Teigum (3), Darj (2), Lichtlein (2), Langhoff (2), Beneke (1), Reichmann (1)
Zuschauer: 6.300
Flensburg mit eindrucksvollem Zwischenspurt
Zu Beginn des zweiten Durchgangs ging es etwas ruppiger auf der Platte zu. Es hatte zunächst den Anschein, als sollten beide Teams dem hohen Tempo der ersten Hälfte Tribut zollen müssen. Aber nach einer etwas zerfahreneren Phase zogen beide Teams die Zuschauer in der Campushalle wieder durch tolle Spielzüge und teils exzellente Abschlüsse in ihren Bann.
Bis Mitte der zweiten Hälfte gelang es der SG nicht, erstmals wieder selbst in Führung zu gehen. Dann traf Golla zum 30:29 (46.). Jakobsen, Aksel Horgen und Gottfridsson konnten anschließend sogar auf 33:29 erhöhen. Ein eindrucksvoller Zwischenspurt, der sich ein wenig angedeutet hatte, weil Berlin in den Minuten zuvor nicht mehr dieselbe Intensität wie Flensburg auf das Parkett gebracht hatte.
Keeper Burić hält SG-Sieg fest
Die Vorentscheidung? Mitnichten. Die Füchse zeigten Nehmerqualitäten und Moral. Dem Team von Coach Jaron Siewert gelang es, fünf Minuten vor Ultimo den Rückstand auf einen Treffer zu verkürzen. Dann scheiterte Flensburgs Simon Pytlick am Pfosten, bevor Tim Freihöfer per Siebenmeter den 37:37-Ausgleich erzielte (38.).
Nun wurde der Krimi zum Drama. Zunächst brachte Gottfridsson die SG wieder in Führung, kurz danach scheiterte Kay Smits mit einem Siebenmeter an Milosavljev, sodass die Füchse noch einen Angriff hatten. Praktisch mit der Schlusssirene schloss der überragende Mathias Gidsel ab, scheiterte mit seinem zu unplatzierten Wurf aber an Benjamin Burić.
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Nordsport | 16.12.2024 | 22:00 Uhr