Eine Frau blättert in einem Impfpass

Sachsen-Anhalt Hepatitis A in Halle: Kita-Verbot für fast 80 Kinder und Erzieher

Stand: 24.07.2024 10:00 Uhr

In einer Kita in Halle wurden zwei Fälle von Hepatitis A festgestellt. Die Stadt hat Gegenmaßnahmen eingeleitet: Dutzende Kinder und Erzieher, die als Kontaktpersonen gelten, dürfen das Haus vorerst nicht betreten. Außerdem gibt es Schutzimpfungen. Die Kita bleibt aber offen.

Von MDR SACHSEN-ANHALT

In Halle-Neustadt sind in einer Kita zwei Fälle der Krankheit Hepatitis A aufgetreten. Wie die Stadt mitteilte, wurde für 78 Kontaktpersonen ein vorläufiges Betretungsverbot verhängt. Dies betrifft demnach Kinder und Erzieher und gilt für Personen, die keine Hepatitis-Impfung haben oder denen der Nachweis einer bereits durchgemachten Erkrankung fehlt. Geschlossen werde der Kindergarten aber nicht.

Hepatitis A in Halle: Kontaktpersonen dürfen nach frühestens zwei Wochen wieder in die Kita

Zur Unterbrechung der Infektionskette laufen bereits Impfungen der Kontaktpersonen. Laut Robert Koch-Institut dürfen geimpfte Personen bis 14 Tage nach dieser sogenannten Riegelungs-Impfung nicht in die Gemeinschafts-Einrichtung, ungeimpfte Personen erhalten für 28 Tage ein Betretungs-Verbot.

Die Stadt Halle schätzt, dass die Infektionszeit zwischen dem 7. Juni und 5. Juli 2024 gelegen hat. Amtsärztin Dr. Christine Gröger wird mit den Worten zitiert, dass die Gefahr einer Ausbreitung als "moderat einzuschätzen" sei, da die Übertragung nur durch sehr enge Kontakte geschehe.

Erst im vergangenen Dezember hatte es in Halle einen Hepatitis A-Fall an einer Grundschule gegeben. Wie die Stadt damals mitgeteilt hatte, ist die Krankheit jedoch selten. So habe es 2023 insgesamt fünf Fälle in der Stadt gegeben, 2022 seien es vier gewesen.

Was ist Hepatitis?

Hepatitis ist eine Leberentzündung, hervorgerufen durch verschiedene Virus-Typen. Sie werden durch Nahrung, Blut oder Sex übertragen. Häufig wird eine Hepatitis irrtümlich mit "Gelbsucht" gleichgesetzt. Tatsächlich tritt die Verfärbung von Haut, Schleimhaut und Leber-Haut nur teilweise auf, kann also eine mögliche Folge der Hepatitis sein.

Hepatitis A

Das Virus kann über verunreinigte Nahrungsmittel und Wasser übertragen werden, fäkal-oral durch eine Kontakt- oder Schmierinfektion, aber auch von Mensch zu Mensch überspringen – also etwa im Kindergarten durch enge Personen-Kontakte. Während es in ärmeren Ländern recht häufig ist, gibt es in Deutschland nur sporadische Ausbrüche, meist durch Speisen in Gemeinschafts-Einrichtungen. Die Inkubationszeit zwischen Infektion und Krankheits-Ausbruch beträgt laut Robert Koch-Institut 15 bis 50 Tage. Die Ansteckungsgefahr ist ein bis zwei Wochen vor und bis zu einer Woche nach Auftreten von Krankheitszeichen am höchsten. Die Infektion der Leber verläuft akut, es kommt zu Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Für gewöhnlich heilt die Hepatitis A ohne Folgen von selbst aus und wird selten chronisch. Es gibt eine Impfung, die vor allem für Fernreise-Ziele empfohlen wird. Hepatitis A gilt daher auch als Reisekrankheit.

Hepatitis B

Der Erreger wird vor allem über Blut und andere Körperflüssigkeiten übertragen. Hauptsächlich erfolgt die Ansteckung über Sexualverkehr oder von einer infizierten Mutter auf ihr Baby. Weitere Ansteckungsquellen sind verunreinigte Drogen-Nadeln, Hygienemängel im medizinischen Bereich oder auch bei Piercings und Tätowierungen. Eine komplette Heilung ist laut Bundesforschungsministerium derzeit noch nicht möglich, aber die Viruslast kann kontrolliert werden. Kinder, Senioren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem entwickeln häufiger eine chronische Erkrankung wie Leberzirrhose und -krebs. Es gibt eine Impfung.

Hepatitis C

Das Virus wird über infiziertes Blut übertragen. Ansteckungsgefahr besteht etwa bei Drogen zu spritzen, bei Operationen, Tätowierungen, Piercings oder Akupunkturen. Eine sexuelle Übertragung ist möglich, aber relativ selten. Die akute Infektion kann von selbst ausheilen, meistens wird sie jedoch chronisch. Nach 20 bis 30 Jahren kommt es bei bis zu einem Drittel der Betroffenen zu Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs. Durch die heutigen Therapien ist die Infektion heilbar. Es gibt keine Schutzimpfung.

Hepatitis D

Das Virus ist unvollständig und alleine nicht vermehrungs-fähig. Es benötigt die Hülle des Hepatitis-B-Virus. Deshalb können sich nur Menschen infizieren, die bereits Hepatitis B haben - oder die Ansteckung erfolgt gleichzeitig mit beiden Typen.

Hepatitis E

Der Erreger wird vor allem durch Trinkwasser und Lebensmittel übertragen, etwa durch unzureichend gegartes Schweine- und Wildfleisch oder durch Muscheln. Typ E galt in Deutschland lange Zeit als selten. Seitdem häufiger auf diese Infektion getestet wird, steigen die gemeldeten Fallzahlen. Die Infektion heilt gewöhnlich von selbst und wird meist nicht chronisch. Unter anderem für Leberkranke und immunschwache Menschen kann sie jedoch lebensgefährlich werden.

dpa, MDR (Stefan Bringezu, André Plaul, Marcel Knop-Schieback) | Erstmals veröffentlicht am 23.07.2024