Sachsen Urteil im Prozess um abgehackte Finger am Landgericht Chemnitz erwartet
Im Prozess um den fingierten Machetenüberfall am Landgericht Chemnitz sollen am Mittwoch die Plädoyers gehalten werden. Zuvor kommen noch Sachverständige zu Wort.
Im Prozess um den fingierten Machetenüberfall am Landgericht Chemnitz sollen am Mittwoch die Plädoyers gehalten werden. Zuvor kommen noch Sachverständige zu Wort. Dem 38 Jahre alten Angeklagten Tom S. wird absichtliche schwere Körperverletzung vorgeworfen.
Was war passiert?
Um als Invalide Sozialleistungen zu kassieren, soll sich der Neonazi Alexander W. gewünscht haben, dass ihm die linke Hand abgetrennt wird. Er sagte zunächst aus, Linksextreme hätten ihn überfallen. Sein mutmaßlicher Helfer, Tom S., soll ihm die Finger mit einer Machete abgetrennt haben. Doch der Angeklagte bestreitet die Tat.
Zum Prozessauftakt am 29. November erschien Alexander W. mit einer Handprothese als Zeuge vor Gericht. Er verweigerte die Aussage, um sich nicht selbst zu belasten. Gegen den Neonazi läuft ein Ermittlungsverfahren wegen des Vortäuschens einer Straftat.
Mit einer großen Machete der Marke Walther "MachTac 3"<br/>wurden dem 30-jährigen Alexander W. die Finger abgehackt. (Symbolbild)
Aussagen aus Vernehmungen stützen Vorwurf der Staatsanwaltschaft
Am zweiten Verhandlungstag am Dienstag haben Polizisten und Ermittler des Landeskriminalamtes berichtet, was das vermeintliche Opfer ausgesagt hat. Alexander W. habe sich nach seiner ersten Aussage in einem Polizeirevier gestellt und selbst angezeigt. Sein Motiv: Er soll Angst vor der rechtsextremen Szene gehabt haben. Er fürchtete, 'wieder nach Dortmund zurück und auf Linie gebracht zu werden'. Der Neonazi ging offenbar davon aus, dass andere Szeneleute in Chemnitz ihn in Ruhe lassen würden, wenn er körperlich beeinträchtigt sei.
Die Aussage von Alexander W. war damals eindeutig: Der Angeklagte Tom S. soll mit dem Vorschlag einverstanden gewesen sein, dass er dem damals 29-Jährigen die Hand abhacken soll.
Bundesweites Aufsehen
Der Vorfall im August 2023 hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Alexander W. sagte der Polizei gegenüber aus, die rechtsextremen Freien Sachsen hätten sich an ihn gewandt. Auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichten sie den Vorfall und zeigten Alexander W. samt Foto aus der Klinik mit bandagierter Hand.
Chemnitzer Neonazis schicken Opfer zum LKA
Fakt ist: Die Neonazi-Szene war nicht sonderlich begeistert, dass Alexander W. die abgehackten Finger Linksextremisten in die Schuhe schieben wollte, da sich sofort der Staatsschutz einschaltete. Am ersten Verhandlungstag sagte ein Zeuge: "Wir haben Alexander W. gedrängt, sich dem LKA zu stellen. Wir sind alle aktenkundig und wollen in den Fall nicht reingezogen werden." Alexander W. habe das eingesehen und noch am Abend gestanden, dass es keinen Überfall der Linksextremen gegeben hat.
MDR (nok/tom/phb)