Sachsen Studenten berichten: So ist der neue Pflege-Studiengang in Görlitz
An der Hoschule Zittau-Görlitz kann man seit Oktober Angewandte Pflegewissenschaft studieren. Wer das Studium abschließt, bekommt auch einen Berufsabschluss als Pflegefachkraft. Noch ist das Interesse trotz Bezahlung gering: Gerade mal drei Studenten gibt es. Die sind aber sehr zufrieden.
- Im Labor werden die Studenten mit Übungspuppen auf die Praxis vorbereitet.
- Cara Lindner ist eine von drei Studierenden in dem Studiengang "Angewandte Pflegewissenschaften" in Görlitz.
- Die Studenten erhalten 1.000 bis 1.500 Euro pro Monat für das Studium.
In einem Raum des Pflegelabors liegt eine lebensgroße Puppe im Bett. Martin Knoll, der Gründungsprofessor des Studiengangs, drückt auf einen Knopf auf seinem Tablet und die Puppe stöhnt, scheinbar von heftigen Schmerzen geplagt, laut auf.
Die Studentin Cara Lindner geht zu der Puppe und fragt, ob alles in Ordnung ist. Wieder ertönt ein lautes Stöhnen. Mit solchen Übungspuppen – genannt Simulatoren - können die Studierenden des Studiengangs Angewandte Pflegewissenschaft in Görlitz Pflegetätigkeiten einüben, bevor sie die Handgriffe in der Praxis an den Patienten anwenden.
Mit Übungspuppen, genannt Simulatoren, üben die Studenten Pflegetätigkeiten ein.
Übungspuppe atmet, hustet und spricht
"Man kann den Puls fühlen, man kann Blutdruck messen, man kann punktieren. Sie atmet, sie öffnet die Augen, sie kommuniziert. Sie kann stöhnen, sprechen oder husten", sagt Knoll über die Übungspuppe.
Die Studentin Cara Lindner fährt das Rückenteil des Bettes nach oben und fragt nach: "Ist das besser so?". Statt einer Antwort gibt die Puppe ein lautes Brechgeräusch von sich. Die 19-Jährige reagiert schnell und hält ihr eine Nierenschale unter das Kinn.
Nur drei Studenten
Sie ist eine von nur drei Studierenden in dem neuen dualen Studiengang "Angewandte Pflegewissenschaften", der im Oktober in Görlitz gestartet ist. "Es macht Spaß. Es ist interessant. Ich habe schon viel gelernt", sagt die Studentin aus Weinböhla.
Auch viel Theorie auf dem Stundenplan
Nach den Übungen im Labor geht es in einer theoretischen Unterrichtseinheit mit Professor Knoll um verschiedene Verfahren zur Sterilisation. Neben den praktischen Übungen steht auch viel Theorie auf dem Stundenplan, "so etwas wie Hygiene, Anatomie, Physiologie oder Mikrobiologie", erklärt Knoll.
Aus dem Fenster können die Studenten auf den zentralen Görlitzer Postplatz blicken. Die Hochschule hat sich hier eingemietet, bis sie die Räumlichkeiten für den neuen Studiengang geschaffen hat. Die meisten Stuhlreihen sind leer.
In dem Studium gibt es auch viel theoretischen Unterricht, zum Beispiel Anatomie.
Vorteile des Studiums zu dritt
Cara Lindner und ihre Kommilitonen finden es nicht schlimm, dass sie nur zu dritt sind, im Gegenteil. "Auf uns wird sehr individuell eingegangen", sagt Lindner. "Das wäre bei einem großen Studiengang so nicht möglich." Man könne Stoff so lange wiederholen und nachfragen, bis man ihn wirklich verstanden hat. Ihre beiden Kommilitonen stimmen zu. "Dadurch, dass wir nur zu dritt sind, besteht ein engerer Kontakt zu den Dozenten", sagt der 21-jährige Student Dennis Richter.
Vier Stellen auf drei Studenten
Vier Stellen kommen in dem Studiengang auf drei Studenten, davon zwei Professorenstellen. Insgesamt sollen es 8,5 Stellen für 30 Studenten werden. "Natürlich war nicht geplant, dass es nur drei Studierende sind", sagt Knoll. "Wir sind total glücklich, dass die Hochschule sich trotzdem dazu durchgerungen hat, zu beginnen." Er geht aber fest davon aus, dass sich im nächsten Oktober deutlich mehr Studenten einschreiben werden.
Martin Knoll, der Gründungsprofessor des Studiengangs, geht fest davon aus, dass sich im Oktober 2025 deutlich mehr Studenten einschreiben.
Der duale Studiengang Angewandte Pflegewissenschaft besteht aus Theorie- und Praxisblöcken. Die Praxisblöcke werden in diversen Abteilungen von Krankenhäusern, Altenheimen und in der ambulanten Pflege absolviert.
Bis zu 1.500 Euro im Monat
Wer das Studium abschließt, bekommt auch die Berufszulassung zur Pflegefachkraft. Und die Studierenden werden während des Studiums bezahlt wie bei einer entsprechenden Ausbildung. Zu Beginn erhalten sie rund 1.000 Euro, gegen Ende des Studiums rund 1.500 Euro.
Im Gegensatz zu einer reinen Berufsausbildung soll das Studium auch auf heilkundliche Tätigkeiten vorbereiten, die bisher nur Ärzten vorbehalten waren. Vier Bereiche habe der Gesetzgeber definiert, darunter Diabetes und Demenz, in denen Pflegekräfte mit entsprechendem Pflegestudium in Zukunft Krankheiten diagnostizieren und Medikamente verordnen dürfen, erklärt Knoll.
Cara Lindner: "Die Arbeit macht Spaß"
Lindner wollte schon lange Krankenpflegerin werden. Seit einem Krankenhaus-Praktikum in der Oberschule war sie von dem Beruf begeistert. "Man merkt, dass man mit kleinen Gesten schon viel bewirken kann - und sei es nur, eine neue Wasserflasche ins Zimmer zu bringen." Es komme viel Dankbarkeit zurück.
Für sie war nur die Frage: Studium oder Ausbildung? "Das Studium geht nur ein halbes Jahr länger und man hat höhere Kompetenzen zum Ende des Studiums", erklärt sie, "und dementsprechend auch etwas andere Aufgaben im Krankenhaus." Bis jetzt sei sie mit ihrer Wahl "sehr zufrieden", auch mit dem Studienort Görlitz: "Ich finde es herrlich, dass ich hier alles erlaufen kann. Und der Wohnungsmarkt ist sehr gut. Ich habe zum Glück schnell eine Wohnung gefunden."