Sachsen Tausende feiern in Leipzig Ende der Assad-Ära in Syrien
Euphorie, Freudentaumel, Pyrotechnik und Autokorsos – mehrere tausend Syrer und Syrerinnen feierten am Sonntag in Leipzig den Sturz des syrischen Diktators Bachar al-Assad. Vor 24 Jahren hatte er von seinem kurz zuvor verstorbenen Vater die Macht übernommen. Die Menschen in Leipzig hoffen auf Frieden und Freiheit für ihre Heimat. Syrer sind die zweitgrößte Gruppe ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Sachsen.
- In Leipzig sind am Sonntag mehrere Tausend syrische Menschen auf die Straße gegangen.
- Nach Reporterangaben war die Stimmung emotional und es wurden Fahnen geschwenkt.
- Von Präsidenten befreit, die Heimat noch nie gesehen: So sehen damals geflohene Syrer die Entmachtung Assads.
Nach dem Sturz des syrischen Diktators Bachar al-Assad zogen am Sonntag in Leipzig mehrere Tausend Menschen jubelnd durch die Straßen. Wie ein Polizeisprecher MDR SACHSEN am Montag mitteilte, verlief alles friedlich und ohne weitere Vorkommnisse, außer vereinzelt gezündeter Pyrotechnik. Fast ein Vierteljahrhundert war Assad Präsident und Oberbefehlshaber der syrischen Armee. Die Demonstration war laut Polizei angemeldet. Sie startete am Nachmittag in der Eisenbahnstraße und führte über die Wurzner Straße, die Dresdner Straße und den Innenstadtring wieder zurück zur Eisenbahnstraße. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmenden auf 5.000.
Mehr als ein Jahrzehnt dauerte der Bürgerkrieg in Syrien an, mehr als eine halbe Million Menschen wurden getötet, die Hälfte der Bevölkerung vertrieben. Mit 10,7 Prozent gehören Menschen aus Syrien laut Ausländerzentralregister zur zweitgrößten zugewanderten Bevölkerungsgruppe nach den Menschen aus der Ukraine (18,8 Prozent).
"Wir erleben hier eine sehr emotionale Stimmung und eine sehr laute Demonstration mit Jubel und Pyrotechnik", beschrieb am Sonntag ein MDR-Reporter vor Ort. "Es gibt auch einen Autokorso, auf der gesamten Straße wird lautstark gefeiert." Die Demonstration sei um 17:15 Uhr beendet gewesen.
Viele Menschen sind glücklich
Viele Menschen tanzten oder standen auf Autodächern und winkten mit Fahnen. "Die Stimmung ist ausgelassen", erklärte der MDR-Reporter. "Viele Menschen sind total glücklich, weil sie das Gefühl haben, dass Syrien jetzt frei ist." Endlich könne man wieder die Heimat besuchen, so viele Syrer. Egal aus welcher Region man komme, es sei eine Befreiung, dass man in der Heimat nicht mehr in der Diktatur leben müsse, war zu hören.
Euphorische Stimmung: Die Menschen in Leipzig können nicht aufhören zu jubeln. Sie hoffen auf Frieden und Freiheit.
13-jähriges Mädchen: "Ich habe meine Heimat eigentlich nie gesehen"
"Wir sind da, um zu feiern, dass wir endlich von dem Präsidenten befreit wurden, der uns schlecht behandelt hat", sagte ein junges Mädchen. "Wir hatten kein Wasser – und jetzt sind wir endlich frei. Uns bedeutet das sehr viel, endlich kann ich wieder in mein Land reisen, meine Tante besuchen und meinen Opa am Grab. Ich habe meine Heimat eigentlich nie gesehen, denn ich wurde fast im Krieg geboren. Die 13-Jährige lebt seit zehn Jahren in Deutschland und ist als Dreijährige mit ihrer Familie geflüchtet.
Ich habe meine Heimat eigentlich nie gesehen, denn ich wurde fast im Krieg geboren. 13-jährige Syrerin |
29-Jähriger: "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl"
Ein 29-jähriger Mann erklärte MDR SACHSEN: "Heute ist ein sehr besonderer Tag für uns alle. Endlich hat Assad seinen Platz verlassen. Endlich können wir in Frieden leben und unsere Freiheit genießen. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wir sind frei – das kann man nicht in einen kurzen Satz fassen. Viele von uns haben so viel Schlimmes gesehen und endlich können wir die Freiheit genießen."
Viele von uns haben so viel Schlimmes gesehen und endlich können wir die Freiheit genießen. |
MDR (lev/tomi/kav)