Sachsen Polizei beschlagnahmt hunderte verbotene Böller und warnt vor illegalem Feuerwerk
Der Countdown bis Silvester läuft an. In den letzten Wochen des Jahres stellt die Polizei in Sachsen immer wieder verbotene Böller und illegales Feuerwerk aus Polen und Tschechien sicher. Auf was sollten Interessierte beim Kauf von Pyrotechnik achten?
- Die Polizei Sachsen stellt gehäuft verbotene Knaller an die Grenzen nach Polen und Tschechien sicher.
- Schon kleinste Böller können schwere Schäden wie weggesprengte Finger verursachen.
- Die Polizei warnt vor Feuerwerk aus Polen und Tschechien und empfiehlt Pyrotechnik aus Deutschland.
Mit dem Endspurt aufs Jahresende und Silvester häufen sich wieder die Fälle von illegal nach Sachsen eingeführtem Feuerwerk. Erst Anfang dieser Woche stellte die Bundespolizei verbotene Pyrotechnik unter anderem mit 36 Kugelbomben an der deutsch-polnischen Grenze sicher.
Wie jedes Jahr hat die Bundespolizei aktuell viel zu tun, sagt der Sprecher der Bundespolizeiinsspektion Berggießhübel, Frank Rehbein, MDR SACHSEN. "Je näher wir an Silvester herankommen, desto mehr Funde haben wir", erklärt Rehbein.
In den Wochen vor Silvester greift die Polizei Sachsen vermehrt Transporte mit illegalem Feuerwerk an den Grenzen zu Polen und der Tschechischen Republik auf, sagt der Sprecher der Bundespolizeiinsspektion Berggießhübel, Frank Rehbein.
Polizei beschlagnahmt Hunderte illegale Böller
In Deutschland wird die Gefährlichkeit von Feuerwerkskörpern in vier Stufen klassifiziert. Nur Pyrotechnik der Kategorien F1 und F2 dürfe man ohne Erlaubnis nach Deutschland einführen, sagt Rehbein. Bei F1 sei das Mindestalter von 12 Jahren, bei F2 von 18 Jahren nötig. Wer Feuerwerk der Kategorie F3 und F4 einführen will, brauche eine besondere Erlaubnis, betont Rehbein. Kategorie F4 dürfen nur geschulte Feuerwerker besitzen.
Bereits im November stellte die Polizei in Sachsen vermehrt illegales Feuerwerk aus Polen und Tschechien sicher. So beschlagnahmte sie verbotene Böller und Knaller der Gefahrenstufe F3 und F4 in Leipzig, Bad Muskau, Bautzen und Kirschau. In allen Fällen ermittelt die Polizei wegen des Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.
15-Jähriger mit Böllern der Gefahrenstufe F4 erwischt
Vor zwei Wochen hat die Polizei einen 15-Jährigen mit Böllern der Gefahrenstufe F4 in Bautzen festgehalten. Laut Polizei hatte der Jugendliche elf Knaller dieser Kategorie im Gepäck.
Illegales Feuerwerk auf Grenzmarkt gekauft
In Kirschau griff die Polizei einen 38-Jährigen mit fünf Feuerwerksbatterien auf. Nach Polizeiangaben kaufte der Mann die Pyrotechnik der Kategorie F3 auf einem Grenzmarkt. Einen notwendigen Befähigungsnachweis habe der Mann nicht vorweisen können.
Polizei stellt mehr als 150 verbotene Böller sicher
In Bad Muskau an der Grenze zu Polen hat die Polizei Ende November mehr als 150 illegale Böller sichergestellt. Die Beamten fanden demnach bei einem 20-Jährigen 55 F3-Böller. Der junge Mann habe diese in Polen gekauft. In einen anderen Fall beschlagnahmte die Polizei insgesamt 106 Knaller aus Polen bei einem Mann aus Magdeburg.
Entschärfer-Gruppe schult Kollegen
Bei dem Fund an der deutsch-polnischen Grenze Anfang dieser Woche, kam auch eine Entschärfer-Gruppe der Bundespolizei zum Einsatz. Sie mussten eine Feuerwerksbatterie der Kategorie F4 mit einer Explosivmasse von mehr als 22 Kilogramm abtransportieren.
Der Leiter der Entschärfergruppe in Dresden, Lars Richter, schult seine Kolleginnen und Kollegen von der Bundespolizei im Umgang mit dem gefährlichen Material. Dazu gehöre es nicht nur, über die aktuell rechtliche Lage und die Gefahrenkategorien aufzuklären.
Kleinste Böller können schwere Schäden verursachen
Richter sensibilisiere die Kollegen auch für den Trend, dass die illegale Pyrotechnik immer mehr explosive Stoffe enthalte, erklärt er. In seinen Fortbildungen zeigt Richter, dass schon kleinste Böller der Kategorie F3 schwerste Schäden verursachen und Finger komplett abtrennen könne.
Lars Richter (links) schult Polizistinnen und Polizisten beim Thema Pyrotechnik und klärt über die verschiedenen Gefahrenklassen auf.
Wir stellen jeden Tag kleinere und größere Mengen fest, die über die Grenze transportiert werden. Lars Richter | Leiter der Entschärfergruppe in Dresden
Die Polizei könne nur einen Teil der illegalen Pyrotechnik beschlagnahmen, sagt Richter. "Wir stellen jeden Tag kleinere und größere Mengen fest, die über die Grenze transportiert werden." Das betreffe besonders Feuerwerk der Kategorie F3, die in Tschechien und Polen frei verkäuflich sind.
Nach Explosionen Erblindung und schwerste Verletzungen
In den letzten Jahren sei es damit zu vielen Verletzungen gekommen, erklärt Polizeisprecher Frank Rehbein. Das Gefährliche: Es sei bei diesem Feuerwerk vollkommen unklar, wann sich diese explodieren. Das könne im schlimmsten Fall noch in der Hand passieren.
Gerade Kinder und Jugendliche hätten so in den vergangenen Jahren Finger und Augenlicht verloren oder schwere Verbrennungen erlittensagt Rehbein. Anfang dieses Jahres erlitt ein 22-Jähriger aus der Lausitz so schwere Verletzungen nach dem Zünden einer Kugelbombe, dass er an den Folgen starb.
Worauf kann man achten?
Entscheidend sei für sicheres Feuerwerk sei ein sogenanntes CE-Prüfzeichen und eine Kennnummer, weiß Polizeisprecher Frank Rehbein. Diese seien erkennbar auf Böllern zu sehen.
Wer in der Tschechischen Republik oder in Polen Pyrotechnik kauft, könne sich nie sicher sein, ob diese Kennzeichen echt oder gefälscht sind, betont Rehbein. "Aus den Erfahrungen heraus ist die Sprengmasse deutlich höher als in Deutschland."
Die mögen gute Effekte machen, aber sie sind zu gefährlich. Frank Rehbein | Sprecher der Bundespolizeiinsspektion Berggießhübel
Von Böllern, Krachern und Feuerwerk aus Polen und Tschechien sollte man generell die Hände lassen, meint Rehbein. "Die mögen gute Effekte machen. Aber sie sind zu gefährlich." Er empfiehlt, Feuerwerk aus Deutschland zu kaufen.
MDR (phb/jsc)/dpa/ots