Farbenfrohe Bilder aus einer Varieté Show
Player: audioDie Bildwelten von Otto Dix im Varieté

Sachsen Otto Dix' grelle Bildwelten erwachen in Varieté-Programm zum Leben

Stand: 27.03.2025 04:00 Uhr

Kaum ein anderer Künstler hat die 1920er Jahre in Deutschland so eindrucksvoll eingefangen wie Otto Dix: die brodelnde Stimmung in den Berliner Bars und Revuetheatern ebenso wie die explosive politische Lage. Das Krystallpalast Varieté Leipzig greift die unvergessliche Bildwelt des großen Malers nun auf und bringt sie in einer neuen Show auf die Bühne: "Varieté in Bildern. Die Welt von Otto Dix" heißt das Programm, das vor allem unterhalten will.

Von MDR Kulturdesk
  • Für die neue Show im Leipziger Krystallpalast hat Urs Jäckle 13 Bilder von Otto Dix für die Varetié-Bühne inszeniert.
  • Das bunte Programm knüpft an die erfolgreiche Dix-Show in Gera im Jahr 2022 an.
  • Inhaltlich geht es weniger um historische Parallalen zu Dix' Schaffenszeit als vielmehr um gelungene Unterhaltung.

Das Leipziger Krystallpalast Vartieté setzt in seiner neuen Bühnenshow Werke des Künstlers Otto Dix (1891-1969) um. Ausgangspunkt der Inszenierung von Urs Jäckle sind bekannte Bilder des in Gera geborenen Malers, der zu den wichtigsten Vertretern des "Verismus" zählt. Vor allem die schillernde Nacht- und Halbwelt der Weimarer Republik findet ihren Weg auf die Varietébühne.

Otto-Dix- Porträt in schwarz-weiß: Der Maler im weißen Hemd hält einen Pinsel quer vor sein Kinn.

Otto Dix (1891-1969) hat die Bilder gemalt – im Varieté beginnen seine Werke zu laufen und zu tanzen.

13 Gemälde von Otto Dix auf der Bühne vom Krystallpalast

Insgesamt 13 Gemälde von Otto Dix hat Jäckle, der künstlerische Leiter des Hauses, inszeniert. Auf der Bühne sind dabei sieben Artisten im Einsatz. Hinzu kommen die Sängerin und Conférencière Stine Fischer sowie eine Live-Band mit vier Musikern.

Als Conferencière trägt Stine Fischer ein rotes 20er-Jahre-Kleid ohne Ärmel und hält einen puscheligen Fächer in der Hand.

Stine Fischer führt als Conférencière durch das Programm "Varieté in Bildern. Die Welt von Otto Dix".

Unter den Bildern, die sich dem Publikum in Bewegung und Klang übersetzen, sind auch die "Hafenszene" des Malers von 1922 und das Gemälde "Matrose und Liebchen" von 1922/23. Beide schildern Matrosen zwischen See und Landgang. Den Matrosen verkörpert der Kraftjongleur Thomas Staath. Die Zuschauer sind offensichtlich begeistert von Staaths Körperkräften, die sich optisch passend in den gnadenlosen Realitätssinn des Malers einfügen.

Regisseur Urs Jäckle wollte Dix' Tanz auf dem Vulkan auf die Bühne bringen, wie er MDR KULTUR sagt: "Über die Jahre haben wir uns vom klassischen Nummernvarieté entfernt. Inzwischen ist es das inszenierte Theater, das sich jedes Mal auch ein bisschen neu erfinden möchte."

Über die Jahre haben wir uns vom klassischen Nummernvarieté entfernt. Urs Jäckle | Regisseur in Leipzig
Urs Jäckle, ein Mann mit grauen Locken und einem drei-Tage-Bart in einem gestreiften Shirt.

Urs Jäckle ist Regisseur und künstlerischer Leiter am Krystallpalast Varieté in Leipzig.

Erfolgsrezept aus Gera

Bereits 2022 führten Jäckle und sein Team die Dix-Show in Gera auf. Der Maler wurde hier 1891 geboren. Das Spiegelzelt war für alle Vorstellungen ausverkauft. Das Erfolgsrezept beschreibt Ulrike Lorenz, ausgewiesene Dix-Expertin und Chefin der Klassikstiftung Weimar, so: "Meine Erfahrung ist, wenn Originalwerke in einen größeren gestalterischen Zusammenhang eingebracht werden, kann man Menschen besser mitnehmen."

Wenn Originalwerke in einen größeren gestalterischen Zusammenhang eingebracht werden, kann man Menschen besser mitnehmen. Ulrike Lorenz | Otto-Dix-Expertin

Lorenz hat jüngst die neue Dix-Dauerschau für Geras Orangerie ebenfalls mit viel Lichteffekten konzipiert. Das Rezept scheint auch im Krystallpalast Varieté aufzugehen. Das Publikum klatscht mit, wenn "Suleika, das tätowierte Wunder" alias Julia Katharina Wutte Luftakrobatik zeigt oder Naomi Brenkman und Ottavio Gesmundo als "Zwei Artisten" – laut Dix "Verächter des Todes“ – mit Peitschen aufeinander losgehen und mit Armbrüsten schießen.

Eine Artistin und ein Artist lehnen Rücken an Rücken und zielen mit ihren Armbrüsten nach oben.

Naomi Brenkman und Ottavio Gesmundo beeindrucken im Programm vom Krystallpalast Leipzig auch mit ihren Schießkünsten.

Varieté in Leipzig will vor allem unterhalten

Zu erleben ist auch Dix` Großstadt-Tryptichon aus Stuttgart: mit Salon, Jazz-Band, Reichen, Schönen aber auch Kriegskrüppeln – ein Schlüsselbild der Weimarer Republik. Jedes Dix-Bild präsentieren die Artisten zunächst in eingefrorener Position relativ nah am Original, um dann der Dynamik ihrer ureigenen Artistik-Darbietungen nachzugehen. Die sind laut Jäckle auch für Kinder und Jugendliche geeignet. Es sei auch früher nicht so gewesen, dass es im Varieté immer "sündig" zuging, sagt er: "Das ist ein Klischee, das wir vom Varieté in den 20er Jahren haben!"

Eine Tänzerin im 20er-Jahre-Stil hebt ihr Bein weit über den Kopf, während alles in Rot getaucht ist.

Der "Tanz auf dem Vulkan", hier mit Julia Katharina Wuttke, soll vor allem Spaß machen und keine düsteren Parallelen zur Weimarer Republik ziehen.

Die Frage, ob er in seinem Varieté-Programm die Parallele zu den 20er Jahren ziehen wolle, in der die Welt am Abgrund tanzte, verneint der Regisseur. In einem Varieté gehe es hauptsächlich um Unterhaltung. Dazu anregen, sich mit Dix' Bildern stärker auseinanderzusetzen, wolle sie Show aber schon.

Eines der bekanntesten Bilder, die Eingang ins Varieté finden, ist das der Tänzerin Anita Berber aus dem Jahr 1925. In einer Reifennummer transportiert der androgyne Artist Leo Garbo das verruchte Image der Tänzerin. Das berühmte rote Kleid darf dabei nicht fehlen. Die Zuschauer unterhalten sich offensichtlich bestens und dürfen sich, wenn sie wollen, an diesem Abend selbst ein bisschen wie Anita Berber fühlen.

Weitere Informationen zum Otto-Dix-Varieté

"Varieté in Bildern. Die Welt von Otto Dix"
Vom 21. März bis 28. Juni im Krystallpalast Varieté Leipzig

Regie: Urs Jäckle
Choreografie: Michela Samaki Pesce
Musikalische Leitung: Daniel Vargas
Mit: Stine Fischer, Naomi Brenkman, Ottavio Gesmundo, Julia Katharina Wuttke, Monsieur Chapeau, Leo Garbo, Samaki, Thomas Staath
Band: Roter Salon
Preis: 44 bis 69 Euro

Quelle: MDR KULTUR (Ulrike Thielmann), Redaktionelle Bearbeitung: lm, lk