Ein Mann steht mit einer Schaufel in einem alten gemauerten Brunnen.

Sachsen Neue Heilquelle - der Traum von "Bad Seiffen" lebt weiter

Stand: 27.07.2024 09:00 Uhr

Das Spielzeugdorf Seiffen liegt idyllisch im Erzgebirge und ist die Hochburg erzgebirgischer Volkskunst. Vor Jahrhunderten war der Ort aber auch für seine heilenden Quellen bekannt. Die sind irgendwann in Vergessenheit geraten und keiner hat mehr drüber nachgedacht, welches Potenzial in ihnen schlummert. Wenn es nach einem Seiffener Hotelier geht, wird sich das aber bald ändern. Das Projekt hat jetzt die nächste Hürde genommen.

Von Matthias Wetzel, MDR SACHSEN

Wenn Michael Weidensdorfer auf die Wiesen hinter seinem Waldgasthof Bad Einsiedel schaut, kommt er ins Träumen: "In zehn Jahren stell ich mir das so vor, dass man das Freigelände nutzen kann, um den Leuten Ruhe und Entspannung zu bringen, dass auch wieder Pavillons entstehen, dass das alte Badehaus wieder reaktiviert wird, für Kurmöglichkeiten genutzt wird oder als hochwertige Übernachtungsmöglichkeiten in völliger Abgeschiedenheit."

"Gruss aus Bad Einsiedel" steht auf einer Karte.

Bis in die 1930er-Jahre gab es in Bad Einsiedel, heute zu Seiffen gehörig, einen Kurbetrieb.

Alte Quellen wieder entdeckt

Der Mittsechziger hat schon recht konkrete Vorstellungen, wie sein zukünftiges Kur- und Wellnesshotel aussehen soll. Die Grundlage für alles ist das Quellwasser, das er hier wiederentdeckt hat. Insgesamt gab es auf dem Grundstück drei Quellen. Zwei davon hat Weidensdorfer wieder gefunden.

Ein Mann befüllt einen Wasserkrug.

Ein Seiffener Hotelier hat die alten Quellen wieder reaktiviert. (Archivbild)

Er schiebt eine Abdeckung zur Seite und zeigt auf eine etwa zwei Meter tiefe, mit Wasser gefüllte Grube: "Das war hier die erste Quelle. Die war zugemauert und zugeschüttet. Oben hat man nix gesehen. Und durch die Schrift von 1881, von dem Kießling, war dann eine Skizze drin mit der Lage der Quellen und eine Beschreibung. Und da konnten wir anhand der Altgebäude dann hier rüber gehen, konnten das messen und haben diesen Eingang gefunden."

E-Mail aus England

Dass Weidensdorfer überhaupt von der Heilquelle auf seinem Grundstück erfahren hat, liegt an einer E-Mail, die er 2016 aus England bekam. "Und da fragte ein Herr an, ob denn das wohlschmeckende Wasser der Quellen noch da wäre. Er wollte gern vorbeikommen und das kosten."

Ein Gasthof im Erzgebirge aus der Luft.

Der Gasthof Bad Einsiedel aus der Luft.

Der Forschergeist von Weidensdorfer war geweckt. Er kramte in Bibliotheken und Archiven, sammelte Urkunden, befragte Ortskundige. Fest steht, die Quelle wurde um 1550 das erste Mal erwähnt und in den späteren Jahrhunderten taucht sie in verschiedenen Dokumenten auf. Bis in die 1930er-Jahre gab es hier einen regelrechten Kurbetrieb. Und der soll wiederbelebt werden.

Ich hab in meinem Leben gelernt, nicht aufzugeben. Und viele Gäste waren von der Idee, die alte Quelle wiederzubeleben, so begeistert, dass mir das Kraft gegeben hat. Michael Weidensdorfer | Hotelier aus Seiffen

Behörde bestätigt Heilwasser-Qualität

Vor wenigen Tagen hat Weidensdorfer auch von der Landesdirektion Sachsen die behördliche Zulassung der Quelle als Heilwasser: "Wir haben die vorbehaltliche Anerkennung. Es ist ein schwach mineralisiertes Wasser. Dadurch ist es gut für Trink- und Fastenkuren zum Ausschwemmen. Auch für Bäder ist es sehr, sehr gut geeignet."

Eine alte Zeichnung eines Gasthofes mit Kureinrichtungen.

Eine Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert zeigt den Gasthof mit Kurbetrieb.

Um das Wasser nutzen zu dürfen und eine Betriebserlaubnis für Heilanwendungen zu erhalten, muss er noch einige technische Parameter nachweisen. Das sei aber erst möglich, wenn das Konzept und die Finanzierung stehe, so Weidensdorfer. "Ich hab in meinem Leben gelernt, nicht aufzugeben. Und viele Gäste waren von der Idee, die alte Quelle wiederzubeleben, so begeistert, dass mir das Kraft gegeben hat." Die Landesdirektion verlangt zudem weitere Angaben darüber, wie die Quelle genutzt werden soll.

Ein Mann trägt einen Wasserkrug.

Weidensdorfer schwört auf die heilende Wirkung der Quelle. (Archivbild)

Investorensuche für Millionen-Projekt

Weidensdorfer sucht nun Investoren, die die Potenziale sehen, um das Millionen-Projekt zu stemmen. Seiffen soll in Zukunft Touristen nicht nur mit erzgebirgischer Volkskunst, sondern auch mit Heil- und Wellness-Kuren anlocken.

Eine Grube mit einer alten Quelle auf einer Wiese.

Von den drei Quellen, die Weidensdorfer fand war eine versiegt.

Und auch für die bisher namenlose Quelle hat der Hotelfachmann schon eine Idee: "Da hab ich dann bissl hin und her überlegt und hab gedacht: Irgendwie musste dir auch mal ein Denkmal setzen. Und der Brunnen heißt jetzt Michaelisbrunnen nach meinem Vornamen Michael."