Sachsen Gewalt gegen Frauen - Kunstaktion in Görlitz entfaltet Wirkung
Der November trägt Orange - es ist der deutschlandweite Aktionsmonat gegen häusliche und sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Nun ist der November schon ein paar Tage vorbei, das Thema im Landkreis Görlitz aber immer noch präsent. Eine Kunstinstallation macht in verschiedenen Orten Station. Und sie zeigt Wirkung.
155 Paar Frauen-Schuhe, angesprüht mit orangener Farbe, stehen in der Görlitzer Innenstadt. Sie stehen für jede Frau, die im vergangenen Jahr in Deutschland von einem Mann getötet wurde, aufgrund ihres Geschlechts oder wegen bestimmter Vorstellungen von Weiblichkeit. Der Begriff dafür: Femizid, die schlimmste Form von Gewalt gegen Frauen.
Frauen bringen Taten häufiger zur Anzeige
734 Fälle häuslicher und sexualisierter Gewalt wurden im vergangenen Jahr im Landkreis Görlitz bei der Polizei bekannt. Das waren mehr als in den Vorjahren. Maria Schubert vom kommunalen Präventionsrat der Stadt Görlitz ordnet ein: "Das heißt nicht unbedingt, dass es schlimmer geworden ist. Das kann auch heißen, dass die Opfer die Taten häufiger zur Anzeige bringen."
"Sehr bedrückend, die ganzen Schuhe zu sehen"
Und trotzdem brauche es solche Aktionen wie diese auf dem Görlitzer Postplatz. Sie soll auf das Thema aufmerksam machen und sie ist eine Aufforderung: Seht nicht weg, wenn ein Mann gewalttägig wird gegen seine Partnerin, Frau oder Freundin. Die orange angesprühten Damen-Schuhe verfehlen ihre Wirkung nicht. "Das ist sehr eindringlich und bedrückend, die ganzen Schuhe zu sehen", sagt eine Passantin.
Eine andere Frau erzählt: "Ich finde die Aktion sehr gut. Ich bin selber Betroffene. Dass viele Männer einfach glauben, dass sie irgendwie das Recht haben, Frauen zu schlagen, das finde ich nicht richtig."
Viele Gemeinden zeigen kein Interesse an Aufklärungsarbeit
Noch bis Mitte Dezember ist die Aktion 155 im Landkreis Görlitz unterwegs - neun Stationen sind es insgesamt. Angefragt haben die Organisatoren aber in einigen Orten mehr, wie die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Görlitz, Marika Vetter, berichtet: "Bei vier Gemeinden sind wir dann so bei unseren Anfragen abgetreten. Einmal war es der falsche Ort. Dann war es: Na ja, wie wollen Sie denn da machen? Vielleicht schaffen Sie es ja gar nicht? Und andere haben gesagt: Ach, das Thema bei uns – nee. Das gibt es ja bei uns nicht."
Kunstaktion auch noch in Rietschen, Niesky und Weißwasser zu sehen
Es ist kalt an diesem Nachmittag in Görlitz, wie auch an den Stationen davor. Aber das Frieren ist nicht umsonst, freut sich Katja Nollau von der Opferberatung der Polizeidirektion Görlitz: "Am Montag hat mich die Interventionsstelle angerufen und gesagt: Es war gerade eine Frau da, die hat euch am Sonntag da stehen sehen und hat gesagt, sie möchte gerne eine Beratung. Dann habe ich ein bisschen Gänsehaut gehabt, das hat mich echt gefreut."
Es war eine Frau da, die hat gesagt, sie möchte gerne eine Beratung. Dann habe ich ein bisschen Gänsehaut gehabt, das hat mich echt gefreut. Katja Nollau | Opferberatung Polizeidirektion Görlitz
In den kommenden Tagen ist die Kunstinstallation noch in Rietschen (Sonnabend), in Niesky (Montag) und am 13. Dezember in Weißwasser zu sehen.
MDR (dkö)