Ein Facharbeiter in der Montagehalle eines ZF-Werkes

Saarland ZF streicht 14.000 Arbeitsplätze - Auswirkungen auf Saarbrücken noch unklar

Stand: 26.07.2024 16:30 Uhr

Der Automobilzulieferer ZF plant einen massiven Stellenabbau. Wie viele es in Saarbrücken genau sein werden, ist noch unklar. Klar ist aber: Auch hier wird die Beschäftigung sinken. Es droht außerdem die Schließung von Standorten.

Mit Informationen von Lars Ohlinger

Beim Autozulieferer ZF sollen im gesamten Konzern bis Ende 2028 bis zu 14.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. In den kommenden Wochen soll ermittelt werden, was das für die einzelnen Standorte bedeutet.

Erstmals spricht das Unternehmen auch von möglichen Werksschließungen: Laut einer Pressemitteilung von ZF sollen Standorte in Deutschland zusammengelegt und in Verbünde organisiert werden. Nicht nur in der Produktion, sondern auch in der Verwaltung und der Entwicklung sollen Jobs gestrichen werden, wie das Unternehmen am Freitag in Friedrichshafen mitteilte.

Beschäftigung in Saarbrücken wird sinken

Eine Sprecherin des Unternehmens sagte dem SR, der Standort Saarbrücken habe aber gute Zukunftsperspektiven aufgrund seiner breiten Produktpalette, die vom Verbrenner über Hybridantriebe bis hin zu rein elektrischen Antrieben reicht. Aufgrund der geringeren Wertschöpfung in der E-Mobilität wird die Beschäftigung am Standort allerdings sinken.

Vor rund zwei Wochen war bekannt geworden, dass der Autozulieferer ZF plant, den Standort in Saarbrücken zu verkleinern. Nach SR-Infos könnten bis Ende 2026 rund 2900 Arbeitsstellen gestrichen werden. Ursprünglich war ein Stellenabbau erst für 2030 angedacht.

Autozulieferer ZF baut Stellen ab

IG Metall kritisiert ZF-Management

Die IG Metall geht davon aus, dass der ZF-Standort Saarbrücken vom Stellenabbau sehr stark betroffen sein wird. Sie wirft dem Management Versagen vor. Die Antriebstechnologie sei offenbar in der strategischen Leitidee nicht enthalten. Auch das Verhalten der Arbeitgeberseite in den Verhandlungen zu Standort- und Beschäftigungssicherung lasse auf einen Stellenabbau schließen.

„Wir wissen ja schon seit Längerem aus dem Rahmen der strategischen Planung, dass bis 2030 unter 3000 Beschäftigte letzten Endes geplant sind“, sagte Patrick Selzer, Erster Bevollmächtigter der IG Metall im Saarland, dem SR. Wenn man dann jetzt von neuen Kündigungszahlen lesen müsse und die Verhandlungen über zwei Jahre nicht voran kämen, „dann muss ich sagen, ist die Beschwichtigung für den Standort schon scheinheilig“.

Man habe zwar von den Herausforderungen der Elektromobilität gewusst, so Selzer, dass es um eine Reduzierung des Personals geht. „Aber wenn wir wissen, dass es Auftragsvolumen gibt, man aber feststellt, dass die letzten Endes im Ausland platziert werden, dort Stellen aufgebaut werden, die hier abgebaut werden, dann in der Tat ist es für uns nicht mehr nachvollziehbar.“

Kommt das Aus für ZF in Saarbrücken?

Heute hat ZF in Saarbrücken noch fast 10.000 Beschäftigte, 2030 sollen es nach der derzeitigen Planung noch 3000 sein. Nach Einschätzung von Patrick Selzer sei es schwierig, damit wirtschaftlich zu agieren. Könnte der Abbau also letztendlich das Aus für ZF in Saarbrücken bedeuten?

„Vor dem Hintergrund ist das für uns immer existenzgefährdend, zumindest mal in der Prognose, was sich hier entwickelt“, sagte Selzer. „Und wenn man aktuell sieht, dass sogar bis 2028 jetzt diese (bundesweit, Anm. d. Red.) 14.000 Stellen abgebaut werden sollen, ist das nicht unbedingt eine Prognose, die uns Erleichterung bringt, sondern die eher für uns noch einmal verschärfender wirkt.“

Kein „Autoland Saarland“ mehr?

Erst Ford, dann ZF – ist das „Autoland Saarland“ am Ende? „Das würde ich erst einmal nicht so sagen, weil: Ich glaube schon, das wir Chancen haben“, ist sich Selzer sicher. Bei Beschäftigung, Produktivität, Knowhow sei das Saarland sehr gut aufgestellt.

„Die Frage ist nur, wie sich insgesamt die Automobilbranche entwickelt und ob man auch mal bereit ist und sich darauf besinnt, dass das Thema Qualität auch eine Rolle spielt, oder ob es am Ende nur um den schnöden Mammon geht, wenn es um Stückpreise geht.“

Selzer: Es liegt am Arbeitgeber

Expansionen ins Ausland seien in der Vergangenheit immer sehr positiv dargestellt worden, seien aber am Ende nicht so lukrativ gewesen, so Selzer. Im Saarland gebe es in den Betrieben der Automobilindustrie eine gute Mannschaft, die sehr erfahren und flexibel sei. „Es ist nur die Frage: Ist der Arbeitgeber bereit, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen und das auch letzten Endes zu bewerkstelligen?“

Rückblick: ZF will Stellenabbau vorziehen:

Über dieses Thema hat auch die SR info-Rundschau im Radio vom 26.07.2024 berichtet.

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