
Saarland Wie man ein finanzielles Polster fürs Rentenalter aufbaut
Das ist der Idealfall: Im Alter ist genug Geld da für ein sorgenfreies Leben. Die staatliche Rente alleine reicht dafür aber nicht mehr aus. Wir alle müssen privat vorsorgen – vor allem Frauen müssen das im Blick behalten. Denn Studien zeigen: Frauen sind besonders gefährdet, im Alter arm zu sein. Gründe dafür gibt es viele. Denn Frauen verdienen häufig in ihrem Erwerbsleben im Vergleich zu Männern weniger und haben deswegen auch weniger Geld zu Verfügung, um sich ein finanzielles Polster fürs Rentenalter aufzubauen. Wir haben Tipps, wie das trotz aller Widrigkeiten gelingen kann.
Sarah Sassou
Viele Frauen reduzieren im Laufe ihres Arbeitslebens ihre Arbeitsstunden – weil sie sich um die Kinderbetreuung kümmern oder Angehörige pflegen. Das wirkt sich erstens auf ihre Rentenbeiträge aus. Außerdem verdienen sie weniger Geld, um Teile davon in eine private Altersvorsorge zu stecken.
"Finanzen gehören auf den Küchentisch"
Wenn Frauen in einer Beziehung oder sogar in einer Ehe sind, und durch ihren höheren Anteil an unbezahlter Care-Arbeit dem Partner ermöglichen, seinen Job in Vollzeit auszuüben, sollte das nicht zum Nachteil der Frau sein, findet Dani Parthum. Sie ist Finanzcoach und Journalistin.
Ihr Anliegen dabei: Frauen fit zu machen in Finanzthemen, damit sie sich einfordern, was ihnen zusteht: finanzielle Absicherung. „Es ist ganz wichtig, dass Frauen, aber auch Männer verstehen, dass, wenn einer für die Familie zurücksteckt, diese Last nicht nur alleine tragen darf. Das müssen wir Frauen ansprechen, wenn die Männer es nicht ansprechen. Das gehört dazu, wenn wir Familie planen, dass wir natürlich auch die Finanzen besprechen. Finanzen gehören auf den Küchentisch, genauso wie man bespricht, was es zu essen gibt oder wo wir Urlaub machen. Das ist genauso ein Thema, was verhandelt wird wie jedes andere Thema auch.“
Damit meint sie: Beide Partner sollten überlegen, wie sie Nachteile hinsichtlich der Altersvorsorge ausgleichen können. Verdient der Mann mehr, zahlt er für den Vermögensaufbau er Partnerin mit. Dani Parthum rät aber, dass jeder auf eigene Konten zahlt, nicht auf ein gemeinsames, um beispielsweise im Fall einer Trennung unabhängig voneinander zu sein.

Finanzbildung bei Frauen ausbauen
Um miteinander zu klären, was sinnvoll ist und wie sich beide an der Vermögensbildung beteiligen, müsse man sich mit Finanzthemen auskennen. „Wie baue ich Rücklagen auf, was bedeutet es, wenn ich Teilzeit arbeite? Ich muss meine Rechte kennen. Als Frau und Mutter, damit ich sie dann auch durchsetzen kann“, erklärt Dani Parthum.
Fachliteratur könne weiterhelfen, aber auch Vorträge und Workshops. Die bieten Finanzexpertinnen wie Dani Parthum an. Sie stehen auch oft auf dem Programm von kommunalen Frauenbüros und sind meist kostenlos. Auch die Verbraucherzentrale und die Arbeitskammer bieten zwei Mal pro Jahr Weiterbildungen zur Finanzbildung an. Die jeweils 20 Plätze sind allerdings immer schnell ausgebucht, sagt Thomas Beutler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale des Saarlandes. Er leitet die Workshops.
Wie investieren?
Thomas Beutler rät den Frauen, zuerst einen Betrag für Notfälle anzusparen. Er sollte drei Mal so hoch sein, wie der Betrag, den man jeden Monat für die Ausgaben braucht. Ist dies erreicht, könne man überlegen, auf wie viel Geld man jeden Monat verzichten kann, ohne dass es wehtut.
Diesen Betrag sollte man in die Altersvorsorge investieren. Bei Produkten von Banken gilt es zu beachten: Die Bank verlangt dafür Gebühren, die dann vom eigenen Sparbetrag abgehen. „Man kann auch einfach selbst ein Depot bei einer Bank eröffnen und dann einen Fondsparplan besparen“, sagt Beutler. So könne man Gebühren sparen. Er rät, einen indexgebundenen Fonds zu wählen, einen sogenannten ETF. Und eine lange Laufzeit, das bedeutet zwölf bis 15 Jahre. So könne man Schwankungen auf den Finanzmärkten ausgleichen.
Alleinerziehende: Risiko der Altersarmut
Ein besonders großes Risiko, im Alter arm zu sein, haben Alleinerziehende. Laut Statistik sind acht von zehn Alleinerziehenden Frauen. Weil ihnen häufig die Unterstützung bei der Kinderbetreuung fehlt, können sie oft gar nicht oder nur in Teilzeit arbeiten. Das Geld reicht dann oft gerade so fürs Leben. Und trotzdem rät Finanzcoach Dani Parthum, dass man zumindest einen kleinen Betrag in die Vermögensbildung investieren sollte.
„Einfach, dass man schon mal übt. Denn dieses Üben ist die erste Hürde und es ist die allergrößte. Wenn Frauen gerade als Alleinerziehende sehen, wie das Vermögen wächst, gibt das eine neue Sicherheit und Selbstbewusstsein“, erklärt sie. Wie man an dieses Geld zum Üben kommt? Indem man sich zu allen Gelegenheiten Geld schenken lässt und indem man seine Rechte genau kennt. Gerade bei der Bezahlung im Job sind die Unterschiede von Männern und Frauen noch immer groß. Deswegen sollten Frauen sich trauen, zu überprüfen, ob sie in Teilzeit den gleichen Stundenlohn wie Kollegen in Vollzeit im vergleichbaren Job verdienen. „Ergibt sich da eine Diskrepanz bei gleicher Qualifikation, dann ist das Lohndiskriminierung. Und da würde ich dagegen angehen“, sagt Dani Parthum.
Über Geld dürfe man sprechen – im Unternehmen und auch zuhause. Denn finanzielle Absicherung ist gerade im Alter eines der wichtigsten Themen.
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