Saarland Das Lustspiel "Der zerbrochene Krug"
Dieses Stück ist ein Klassiker der deutschen Bühnenliteratur: Der zerbrochene Krug von Heinrich von Kleist. Eine frühe "#MeToo-Geschichte" – ein Dorfrichter missbraucht seine Macht und vergeht sich an einem jungen Mädchen. In der Inszenierung der jungen Regisseurin Pia Richter, die einen feministischen Blick auf den Klassiker werfen wollte, feierte das Stück am Wochenende Premiere.
Rezension von Barbara Grech
Es geht ganz offensichtlich um die Wurst. Oder wie soll man sich sonst das Bühnenbild erklären? Anstatt eines Gerichtssaals sieht man auf der Bühne eine überdimensionale Wurst-Installation – irgendwie eine Mischung aus Jeff Koons' Ballonkunst und Teewürsten.
Wir befinden uns im Reich des Dorfrichters Adam, der reichlich ramponiert von einem nächtlichen Ausflug im Gerichtssaal erscheint. Was geschehen ist? Bleibt erst mal unklar. Warum er Verletzungen am Kopf hat – die Erklärung ist reichlich bizarr.
Auch der Gerichtsrat hat sich angekündigt. In diesem Fall ist es eine Gerichtsrätin – die Inszenierung soll ja feministisch sein – und so gibt Christiane Motter, nicht sonderlich konsequent in dieser Hinsicht, die unscheinbare Beamtenmaus. Und dann wäre da noch der zerbrochene Krug.
Dorfrichter Adam soll in diesem Fall Recht sprechen. Dabei hat er selbst den Krug zerbrochen, als er versuchte, sich an der Tochter der Klägerin zu vergehen. Soweit die Kurzfassung dieser bissigen Komödie, die in der Inszenierung von Pia Richter eher zur Klamotte wird.
Fazit
Raimund Widra als Dorfrichter Adam – eigentlich eine Paraderolle für einen Schauspieler – hampelt wie im Kasperletheater zwischen den Würsten herum; die anderen tun es ihm nach, in uninspirierten Kostümen und Perücken, die allesamt an zerrupfte Manga-Figuren erinnern. Das soll surreal wirken, ist tatsächlich aber nur albern.
Fast bis zum Schluss wird die Idee, diesen frühen "#MeToo-Fall" in die Gegenwart zu holen, verschenkt, und es gelingt nicht, die Bissigkeit des Stücks auf den Punkt zu bringen. Surreale Verrücktheit will gelernt sein. Einzig Gaby Pochert als Frau Brigitte bringt diese Idee fulminant auf die Bühne.
Als dann Anna Jörgens als die vom Dorfrichter Adam bedrängte Eve sich endlich ein Herz fasst und die ganze Wahrheit erzählt, kommt doch noch etwas von der Dringlichkeit dieses Stücks auf die Bühne.
Sonst aber kann man eigentlich nur eines über diesen Theaterabend sagen: Geschenkt!
Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 11.11.2024 auf SR kultur.