Die Außeneinheit einer modernen Wärmepumpen-Heizung steht in einem Vorgarten eines Wohnhauses

Saarland Bisher erst wenige Wärmepumpen im Saarland

Stand: 09.11.2024 20:00 Uhr

In nur zwei Prozent der saarländischen Haushalte sind aktuell Wärmepumpen installiert. Laut Schornsteinfegerinnung kann das auch an mangelnder Aufklärung liegen.

Sven Berzellis

Hans Johann aus Saarbrücken hat sich eine Wärmepumpe zugelegt. Seit Januar steht das Gerät auf dem Grundstück des 89-Jährigen. Er gehört damit zu einer kleinen Minderheit im Saarland.

Wie viele andere war der pensionierte Arzt zunächst skeptisch. Sein Haus hat er Ende der 70er Jahre gebaut und seitdem nicht mehr renoviert. Als die Entscheidung für eine neue Heizung anstand, stellte sich Johann die Frage: Lohnt sich eine Wärmepumpe in seinem Fall überhaupt?

"Man hat ja immer gehört, es muss das ganze Haus auf den Kopf gestellt werden. Es müssen neue Fenster rein. Es muss das Haus von außen gedämmt werden", so Johann.

Über seinen Energieberater ließ sich der 89-Jährige einen Energieausweis ausstellen. Das Ergebnis: Eine Wärmepumpe lohnt sich. Trotz des Alters des Gebäudes seien keine Sanierungsmaßnahmen notwendig.

Es fehlt an Transparenz

Die Skepsis von Hans Johann ist kein Einzelfall. Für viele Verbraucher sei das Thema Wärmepumpe zu undurchsichtig, beobachtet auch Eric Scherer, Landesinnungsmeister des Schornsteinfegerhandwerks im Saarland.

Grundsätzlich könne jedes Haus mit einer Wärmepumpe beheizt werden. Weil das aber kaum bekannt sei, stünden viele seiner Kunden der Wärmepumpe noch skeptisch gegenüber, so der Experte. "Was man halt jetzt erreichen muss, ist tatsächlich eventuell, den Bürger weiter und tiefer aufzuklären", so Scherer.

Infokampagnen und Online-Tools sollen helfen

Um das zu ändern, müssten die Bürgerinnen und Bürger besser informiert werden, meint Scherer. Das war auch das Ziel der gerade endenden bundesweiten "Woche der Wärmepumpe", einer Aufklärungskampagne.

Aber auch Online-Tools oder Beratungsangebote von Verbraucherzentralen oder Energieexperten sollen bei der Entscheidung helfen. Nicht nur bei der Planung, sondern auch bei der Finanzierung. 

Förderungen sind kompliziert

Unterstützung bei der Finanzierung erhalten Kunden unter anderem von ihren Energieberatern. Sie unterstützen die Hausbesitzer auch bei der Beantragung von Fördermitteln.

Im Fall von Hans Johann hat die neue Wärmepumpe rund 30.000 Euro gekostet. Die Hälfte davon bekommt er über Fördermittel zurück. Damit war seine Wärmepumpe etwa so teuer wie eine vergleichbare Gasheizung.

Wer unter welchen Bedingungen die Fördergelder auszahlt, ist allerdings sehr undurchsichtig, beobachtet Reinhard Schneeweiß, Energieberater der Verbraucherzentrale Saarland. Hinzu kommt: Die Förderbedingungen ändern sich immer mal.

In Beratungsgesprächen erlebt Schneeweiß, dass die komplizierten Förderrichtlinien bei Kunden zu Frust führen. Besonders, wenn mit mehr Fördergeld gerechnet wurde. Seiner Auffassung nach muss am Förderkonstrukt noch gearbeitet werden.

Es fehlt an Fachkräften

Wer sich trotz aller Widrigkeiten für eine Wärmepumpe entscheidet, braucht allerdings viel Geduld. Energieberater Reinhard Schneeweiß sagt, man müsse derzeit mit Wartezeiten von mehreren Monaten rechnen.

Denn es fehle an Fachleuten für den Einbau. Oft bekämen Kunden nicht einmal ein Angebot. Fehlender Wettbewerb durch zu wenige Angebote treibe letztlich auch den Preis in die Höhe. Nach Angaben der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) verfügen im Saarland nur zwei Prozent der Haushalte über eine Wärmepumpe.

Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht im SR Fernsehen am 06.11.2024 berichtet.

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