Wolf steht im Wald. In Rheinland-Pfalz ist der erste Wolf zum Abschuss freigegeben - ein Wolfsrüde aus dem Westerwald.

Rheinland-Pfalz Westerwälder "Problemwolf" zum Abschuss freigegeben

Stand: 28.11.2024 19:44 Uhr

In Rheinland-Pfalz ist der erste Wolf zum Abschuss freigegeben worden. Ein im Westerwald als Problemtier in Erscheinung getretener Wolfsrüde dürfe getötet werden, so das Umweltministerium.

Das Tier "GW1896m" sei erneut an einem Übergriff auf eine gesicherte Nutztierhaltung beteiligt gewesen, teilte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) mit. Die DNA-Untersuchung liege seit Mittwochabend vor.

"Das bedeutet für ihn jetzt leider, dass wir hier einen Antrag zur Entnahme stellen müssen", sagte Eder (Grüne) am Donnerstag am Rande der Umweltministerkonferenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Damit solle verhindert werden, dass der Wolf das gelernte Verhalten fortsetze und es seinen Jungen beibringe.

Wolfsrüde im Norden von RLP darf abgeschossen werden

Wolf soll zeitnah getötet werden

DNA-Tests hätten bewiesen, dass der Wolf aus dem Leuscheider Rudel im Westerwald zweimal einen Schutzzaun überwunden und Weidetiere gerissen habe, erklärte Eder. Beide Fälle hätten sich im November im Westerwald ereignet - nicht weit voneinander entfernt. Dabei habe der Wolf insgesamt vier Schafe gerissen.

Die beiden räumlich und zeitlich dicht beieinander liegenden Vorfälle seien die gesetzliche Grundlage für den Abschuss, so Eder. Die Struktur- und Genehmigungsbehörde Nord bereite nun die Genehmigung für den Abschuss vor. Professionelle Jäger sollen den Wolf dann töten. Die Entnahme müsse zeitnah umgesetzt werden.

Wolfsrüde sorgt immer wieder für Aufsehen

Der Wolfsrüde des sogenannten Leuscheider Rudels lebt seit einigen Jahren im Grenzgebiet zwischen dem Westerwald und Nordrhein-Westfalen. Er sorgte seitdem immer wieder für Aufsehen in der Region, weil er Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen hat. Einige Landwirte und Nutztierhalter forderten daher schon länger den Abschuss dieses "Problemwolfes".

So viele Wölfe gibt es in Deutschland
Die Zahl der in Deutschland lebenden Wölfe hat zugenommen: Zwischen dem 1. Mai 2023 und dem 30. April 2024 meldeten die Bundesländer insgesamt 1.601 Tiere, 262 mehr als im Monitoringjahr davor, wie das Bundesamt für Naturschutz am 26.11.2024 in Bonn mitteilte. Neben 209 Rudeln seien 46 Wolfspaare sowie 19 sesshafte Einzelwölfe gezählt worden. Die meisten Wolfsrudel lebten in Brandenburg, Niedersachsen und Sachsen. 193 Wölfe wurden im Monitoringjahr 2023/2024 den Angaben zufolge tot aufgefunden, 34 mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein Großteil der Tiere, insgesamt 150, seien durch Verkehrsunfälle gestorben, hieß es. Bei elf Wölfen war die Todesursache natürlichen Ursprungs, 13 wurden illegal getötet, fünf im Rahmen von Managementmaßnahmen entnommen. Bei den anderen war die Todesursache nicht zu ermitteln oder die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Die amtlich bestätigten deutschen Wolfszahlen werden jährlich durch das Bundesamt für Naturschutz und die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf in Abstimmung mit den Bundesländern veröffentlicht. Grundlage des Wolfsmonitorings sind den Angaben zufolge eindeutige Wolfsnachweise, wie etwa durch Lebendfang, genetische Nachweise - auch aus Kotproben - oder Fotos.

Verbandsbürgermeister begrüßt Entscheidung

Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Asbach, Michael Christ (CDU), begrüßte die Entscheidung des Umweltministeriums. Sie sei "lange überfällig und vom Ergebnis her 100 Prozent richtig", sagte er dem SWR.

Der betroffene Wolfsrüde sei sicherlich ein sehr guter Jäger und auch Leitwolf für sein Rudel, "aber diese Qualitäten passen leider nicht in den dicht besiedelten Bereich unserer Region".

Bauern-Protest für den Abschuss von Wölfen

Am Rande der Umweltministerkonferenz in Bad Neuenahr-Ahrweiler demonstrierten auch etwa 100 Bauern. Sie fordern, dass Wölfe abgeschossen werden dürfen, wenn sie Bauern mit Weidetieren Probleme machen.

Marco Weber, der Präsident des Bauern und Winzerverbands Rheinland-Nassau, und Wendelin Schmücker, der Vorsitzende des Fördervereins der Deutschen Schafhaltung, begrüßten die Entscheidung, den Wolf zum Abschuss freizugeben. Sie hofften nun aber auch, dass die Gerichte das unterstützen, denn es seien ja Klagen angekündigt.

Auch der BUND befürwortet den Abschuss

Kritische Stimmen zur Abschuss-Freigabe gibt es bislang nicht. Selbst die Naturschützer des BUND Rheinland-Pfalz äußern Verständnis für die Entscheidung. "Wenn ein Wolf gelernt hat, den Herdenschutz zu überwinden, ist es sehr wahrscheinlich, dass er dieses Verhalten wiederholt", sagt Charlotte Reutter, Naturschutzreferentin beim BUND RLP, "deshalb sollten diese Tiere schnell entnommen werden." Einerseits diene das dem Schutz von Nutztieren, andererseits fördere der Abschuss in solchen Fällen auch die Akzeptanz des Wolfs generell.

Sendung am Do., 28.11.2024 9:00 Uhr, Der Vormittag, SWR1 Rheinland-Pfalz

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