totes Wildschwein auf einer Wiese, Symbolbild für Jäger und Landwirte fordern weiteren Zaun gegen Afrikanische Schweinepest

Rheinland-Pfalz Jäger in der Vorderpfalz fordern auch Zaun gegen Schweinepest

Stand: 24.07.2024 11:36 Uhr

Jäger, Landwirte und Winzer in der Vorderpfalz sind sehr besorgt wegen der sich ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest. Um infizierte Wildschweine abzuwehren, fordern sie den Bau eines Zauns.

Rund 120 Jäger, Winzer und Landwirte in der Vorderpfalz forderten auf einer Versammlung in Bad Dürkheim, dass sofort ein Elektro-Schutzzaun gebaut wird. Dieser soll verhindern, dass infizierte Wildschweine aus Rheinhessen, nämlich aus den Kreisen Alzey-Worms und Mainz-Bingen in die Vorderpfalz laufen.

Jürgen Rohr O-Ton

Versammlungsleiter Jürgen Rohr, der ein Jagdrevier im Raum Wachenheim und Gönnheim im Kreis Bad Dürkheim hat, sagte mit deutlichen Worten: "Wir wollen für uns eine Abschottung haben. Wenn das Virus erstmal im Pfälzerwald ist, ist es nicht mehr aufzuhalten." Er forderte von der Landesregierung, binnen drei Wochen mit dem Bau eines Elektro-Schutzzauns zu beginnen, ähnlich wie der Zaun, der jetzt mit einer Länge von 30 Kilometern zwischen Guntersblum und Oppenheim in Rheinhessen errichtet wird.

Wir wollen eine Abschottung der Vorderpfalz. Wenn das Virus erstmal im Pfälzerwald ist, ist es nicht mehr aufzuhalten. Versammlungsleiter Jürgen Rohr, Jäger aus Wachenheim
Jäger, Winzer und Landwirte in der Vorderpfalz sind sehr besorgt wegen des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest im Landkreis Alzey-Worms. Auf einer Versammlung in Bad Dürkheim forderten sie den Bau eines Zauns, damit infizierte Wildschweine nicht in die Vorderpfalz eindringen können.

Jäger, Winzer und Landwirte in der Vorderpfalz sind sehr besorgt wegen des Ausbruchs der afrikanischen Schweinepest im Landkreis Alzey-Worms. Auf einer Versammlung in Bad Dürkheim forderten sie den Bau eines Zauns, damit infizierte Wildschweine nicht in die Vorderpfalz eindringen können.

Veterinäramt: Pufferzone soll eingerichtet werden

Die Leiterin des Veterinäramts der Kreises Bad Dürkheim, Dr. Regina Kerth, unterstützte den Plan, die Region abzuschotten. Sie berichtete, dass seit der vergangenen Woche die Behörden eine Pufferzone zwischen der infizierten Region und der Vorderpfalz planen. "Doch wo die genau verlaufen soll und welche Maßnahmen dort gelten, das ist noch unklar", sagte die Tierärztin.

Jäger sind völlig verunsichert

Die Verunsicherung der Jäger ist groß: "Wie soll ich mich verhalten, wenn ich im Wald eine tote Wutz finde?", wollte ein Mann wissen. Soll man sein Revier nur noch im Schutzanzug betreten? Soll man Desinfektionsmittel dabei haben? Muss der Jagdhund gewaschen werden, wenn er an einem toten Wildschwein rumgeschnüffelt hat?

Was soll ich tun, wenn ich im Wald eine tote Wutz finde? Frage eines Jägers auf der Versammlung in Bad Dürkheim

Noch keine Schutzmaßnahmen und Einschränkungen erforderlich

Die Kreistierärztin versuchte die Versammelten zu beruhigen. Derzeit habe die Seuche die Pfalz noch nicht erreicht. Im Wald beim Jagen und auf den Feldern beim Ernten kann alles so weiterlaufen wie bisher. Sollten allerdings infizierte Wildschweine in die Vorderpfalz kommen, ist sogar denkbar, dass Felder und Weinberge nicht mehr betreten werden dürfen und dass dort nichts mehr geerntet werden darf. Doch das wolle man so weit wie möglich vermeiden, um keine wirtschaftlichen Schäden zu verursachen, versicherte die Veterinärin.

Sperrzone wegen der Afrikanischen Schweinepest im Kreis Alzey-Worms.

Sperrzone wegen der Afrikanischen Schweinepest im Kreis Alzey-Worms.

Krisenstab steht bereit

Sollte die Afrikanische Schweinepest in der Region festgestellt werden, steht eine 2018 gegründete Sachverständigen-Gruppe bereit, der unter anderem die Kreisverwaltung mit ihrer Jagdbehörde, die Polizei, der Katastrophenschutz, die Landwirtschaftskammer und der Kreisjagdmeister angehören. Dann werden sofort Schutzmaßnahmen festgelegt und veröffentlicht.

Belgien hat die Afrikanische Schweinepest besiegt

Dr. Regina Kerth verbreitete auf der Versammlung in Bad Dürkheim aber auch Hoffnung: Sollte die Afrikanische Schweinepest in der Vorderpfalz auftreten, ist sie nicht unbesiegbar. Das zeigt ein Fall in Belgien. Dort war in einer Provinz im September 2018 die Schweinepest nachgewiesen worden. Durch strenge Abschottung, unter anderem durch Zäune, konnte die Ausbreitung verhindert werden. Heute ist Belgien wieder von der Afrikanischen Schweinepest befreit.

Die Afrikanische Schweinepest bedroht die Vorderpfalz

Am 6. Juli 2024 war das erste an Schweinepest verendete Wildschwein im Kreis Alzey-Worms entdeckt worden. Es war offenbar aus Hessen über den Rhein geschwommen. Im hessischen Landkreis Groß-Gerau war die Seuche schon am 15. Juni festgestellt worden. Bis zum 23. Juli waren in Rheinland-Pfalz zehn infizierte Wildschweine gefunden worden. Jeweils fünf in den Kreisen Alzey-Worms und Mainz-Bingen. Sieben Kadaver-Spürhunde sind im Einsatz und suchen weitere verendete Wildschweine. Mithilfe von Zäunen soll ein Ausbreiten der Seuche verhindert werden. Am 24. Juli wurde bei Dienheim (Landkreis Mainz-Bingen) mt dem Bau des ersten Zauns begonnen. Experten sagen, dass die Schweinepest für Wildschweine und Hausschweine in der Regel tödlich verläuft. Andere Tiere und Menschen können das Virus zwar übertragen, sich allerdings nicht damit infizieren. Laut den Experten sind Menschen also nicht gefährdet.

Menschen sind durch Schweinepest nicht in Gefahr

Außerdem versicherte die Tierärztin, dass durch die Schweinepest nur Wild- und Hausschweine gefährdet sind. Andere Tiere und vor allem Menschen können sich nicht infizieren. Eine Impfung für die Schweine gegen die Seuche gibt es nicht. "Dafür ist das Virus zu komplex", bedauerte die Tierärztin. Tests in Spanien, die zunächst vielversprechend verlaufen waren, seien leider letztlich gescheitert.

Sendung am Mi., 24.7.2024 6:00 Uhr, SWR4 RP am Morgen, SWR4 Rheinland-Pfalz

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