Rheinland-Pfalz Polioviren in Klärwasser in Mainz entdeckt
Im Mainzer Klärwasser sind Polioviren gefunden worden. Das hat das Robert Koch-Institut mitgeteilt. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium warnt vor Panikmache.
Vor Einführung der Impfung starben in Deutschland jährlich mehrere hundert Menschen an Polio. Heute gilt Kinderlähmung als nahezu ausgerottet. Es gibt aber eine Entwicklung, die dem Robert Koch-Institut (RKI) Sorge bereitet.
Polioviren im Mainzer Klärwerk
So wurden in verschiedenen deutschen Städten Polioviren im Klärwasser nachgewiesen - unter anderem auch im Klärwerk in Mainz, wie das RKI mitteilt. Die Tests seien seit 2021 durchgeführt worden.
Gesundheitsministerium warnt vor Panikmache
Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium wurde über die Entdeckung informiert. Dort warnt man vor Panikmache. Bei 96 Prozent der Bevölkerung bestehe nach Impfungen Schutz vor einer Infektion, teilte ein Sprecher auf SWR-Anfrage mit. Man suche jetzt nach der Ursache. Woher die im Mainzer Klärwasser gefundenen Viren exakt stammen, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen.
Ausgeschiedene Polioviren nach Schluckimpfung
Bei den Erregern, die entdeckt wurden, handelt es sich nicht um den sogenannten Wildtyp des Poliovirus, sondern um Viren, die auf die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung mit abgeschwächten, aber lebenden Polio-Erregern zurückgehen. Diese können von geimpften Menschen bis zu sechs Wochen lang ausgeschieden und weiterverbreitet werden. Die Schluckimpfung ist vor allem in Asien und Afrika weit verbreitet.
In Deutschland gibt es keine Polio-Schluckimpfung mehr. Hierzulande wird ausschließlich ein inaktivierter Polio-Impfstoff geimpft, der in den Muskel gespritzt wird. Die letzten Fälle von Polio in Deutschland liegen mehr als 30 Jahre zurück.
Polio-Erkrankung "denkbar"
Laut Robert Koch-Institut kann momentan aber nicht sicher gesagt werden, ob Polioviren innerhalb von Deutschland zirkulieren oder ob sie ausschließlich von Menschen ausgeschieden wurden, die sich außerhalb von Deutschland infiziert haben. "Es ist jedoch denkbar, dass Menschen hierzulande die Viren weitergeben und - sofern nicht geimpft - einzelne von ihnen auch an einer Poliomyelitis erkranken", heißt es. Eine mögliche lokale Zirkulation müsse daher in jedem Fall rasch gestoppt werden.
Gegen Polio geimpft?
Deswegen rät das RKI, wieder einmal einen Blick in den Impfpass zu werfen, Impflücken sollten geschlossen werden. Außerdem sollten medizinisches Personal und Beschäftigte im Gesundheitsdienst wachsam sein - was die Symptome von Kinderlähmung betrifft.
Sendung am Mi., 4.12.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4