Rheinland-Pfalz Fünf Tipps für Eltern, wie Bücher Kindern richtig Spaß machen
Heute ist bundesweiter Vorlesetag. Aber in immer weniger Familien wird vorgelesen. Mit fünf einfachen Tipps kann das gemeinsame Schmökern wieder zu einem tollen Erlebnis für alle werden.
Vorlesen öffnet für Kinder Türen zu einer anderen Welt - doch es ist nicht längst in allen Familien Alltag, sagt Sabine Uehlein von der Stiftung Lesen aus Mainz. "Wir müssen einfach anerkennen: In vielen Familien gehört das Vorlesen nicht dazu", sagt die Leseexpertin. "Wenn ich die Zahlen nenne, in wie vielen Familien nicht vorgelesen wird, dann schauen mich die Menschen mit großen Augen an."
Gerade für Kinder und Jugendliche sei aber die Beschäftigung mit Texten elementar wichtig. Durch das Vorlesen kommen Kinder mit Sprache in Berührung und entwickeln einen größeren Wortschatz. Dieser Wortschatz bildet das Gerüst für eine hohe Sprach- und Lesekompetenz. Da die Lesekompetenz immer mehr abnimmt, ist das Vorlesen umso wichtiger. Mit diesen einfachen Tipps kann das gemeinsame Vorlesen besser und öfter gelingen.
1. Serienhelden bringen Lesespaß
Die Stiftung-Lesen-Expertin Sabine Uehlein rät dazu, ganz gezielt Texte nach den Interessen der Kinder auszusuchen. Damit könne man ihre Neugier am besten wecken. Auch einen gerade gesehenen Film könne man zum Anlass nehmen, um mit dem Vorlesen und Lesen zu beginnen. "Kinder stehen ganz stark auf Serienhelden, die sie aus Serien kennen - etwa Feuerwehrmann Sam", erzählt Uehlein.
2. Rituale und Ruhe beim Vorlesen finden
Vorlesen kann so viel mehr sein als das Vortragen einer Geschichte. Beim gemeinsamen Lesen in der Familie gehe es nicht darum, dass allein eine Person etwas vortrage und andere dabei schweigend zuhörten. Diese Vorstellung über das Vorlesen gelte es aufzubrechen, so die Expertin. Man könne zum Beispiel auch gemeinsam Fotobücher ansehen und darüber sprechen. Das familiäre Lesen könne auch für mehr Kuschelmomente sorgen. Das seien dann Situationen, die auch einmal Ruhe in den mitunter stressigen Alltag bringen. Uehlein rät, auch gemeinsame Rituale in das tägliche Vorlesen einzubauen. So kann jeder über seine Alltagserlebnisse beim Vorlesen berichten.
3. Es müssen nicht immer gedruckte Bücher sein
98 Prozent der Kinder schätzen nach Angaben der Stiftung Lesen das Vorlesen. Durch das Lesen erhalten Kinder Zugänge zu Themen und Wissen. Das gehe nicht nur auf Papier. Für die Expertin gilt es, das Thema Sprachentwicklung durch das Vorlesen insgesamt zu stärken - mit den in Familien vorhandenen Instrumenten. In fast jedem Haushalt gibt es ein Smartphone oder Tablet. Die Stiftung Lesen macht sich dafür stark, gedruckte Bücher und digitale Medien nicht gegeneinander auszuspielen. Kinder sollten vielmehr entdecken können, dass digitale Medien nicht nur für Spiele und Videos da sind, sondern es auch dort viele tolle Texte und Geschichten gibt.
4. Bücher ab dem Babyalter
Bereits im Alter von wenigen Monaten lasse sich mit dem Vorlesen beginnen - anhand spezieller Babybücher. "Das Vorlesen ist ein Impuls, den du deinem Kind geben kannst - von Anfang an", sagt Uehlein. "Man fängt dann an, Sprache zu entwickeln - Banane, Elefant und so weiter", sagt sie. Anhand von Abbildungen verknüpften kleine Kinder Wörter und Bilder zu einem Ganzen. Somit erschließe sich für sie ein Stück der Welt.
5. Bücher für alle
Die Lese-Expertin wünscht sich, dass Hürden abgebaut und Bücher für alle leichter erreichbar werden. In vielen Haushalten seien nur sehr wenige Bücher vorhanden. "Der Vorlese-Begriff gehört runter vom Sockel", fordert Uehlein. Man könne nicht erwarten, dass alle Familien in ihrer Freizeit Bücher entdecken gehen. "Stiftung Lesen" kooperiert mit dem Einzelhandel und einer Fastfood-Kette, um auch dort Bücher in Umlauf zu bringen. Lesen müssen solle außerdem nicht zur Strafe werden: Gar nicht gehe, das Lesen als eine Form der Bestrafung für ein vermeintlich falsches Verhalten einzusetzen.
Sendung am Fr., 15.11.2024 7:30 Uhr, Radionachrichten für SWR1 BW