Nordrhein-Westfalen Zeitumstellung: Warum vergangene Nacht wieder die Uhr umgestellt wurde
Trotz aller Diskussionen: In der Nacht zu Sonntag wurde einmal mehr die Zeit umgestellt. Ab heute herrscht wieder die Winterzeit.
Um drei Uhr nachts wurden die Uhren um eine Stunde nach hinten gestellt. Die einen freut's, können sie doch länger schlafen, die anderen beklagen den durcheinander gewirbelten Biorhythmus. Manche genießen, dass es morgens früher hell wird, vielen schlägt aber auch die abendliche Dunkelheit auf’s Gemüt. Die Reaktionen auf die Zeitumstellung gehen weit auseinander.
Grafik - Eselsbrücke zur Zeitumstellung
In einem Punkt aber herrscht weitgehend Einigkeit: Am liebsten wäre es den meisten Deutschen, wenn die Zeit überhaupt nicht mehr umgestellt wird. Und genau das sollte eigentlich schon längst so sein.
84 Prozent stimmten gegen Zeitumstellung
Schon 2018 hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, die Zeitumstellung abzuschaffen. In einer von ihr initiierten (nicht repräsentativen) Online-Umfrage stimmten damals 84 Prozent der Teilnehmer dafür. Insgesamt nahmen 4,6 Millionen Menschen daran teil - zwei Drittel von ihnen kamen aus Deutschland. Als Gründe nannten sie vor allem negative Folgen für die Gesundheit, zunehmende Verkehrsunfälle und nur geringe Energieeinsparungen.
2019 hatte sich dann auch das EU-Parlament mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, den 1980 erneut eingeführten Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit abzuschaffen, verschob aber das für 2019 geplante Ende der Zeitumstellung auf 2021. Doch die Mitgliedsstaaten zogen nicht mit und legten die Pläne auf Eis - bis heute.
Sommer- oder Winterzeit?
Ein Problem der EU-Diskussion ist eine Uneinigkeit, welche Zeit sich überhaupt durchsetzen soll - die sogenannte Normalzeit oder die Sommerzeit. Neben gesundheitlichen Aspekten spielt dabei auch die geografische Lage der Länder eine Rolle.
Beispiel: Bei einer dauerhaften Winterzeit ginge etwa in Warschau die Sonne im Sommer schon um kurz nach drei Uhr auf. Einigten sich die EU-Länder aber auf dauerhafte Sommerzeit, wäre es in Madrid zeitweise erst gegen zehn Uhr hell. Ein Flickenteppich mit mehreren Zeitzonen in der EU ist ebenfalls nicht gewünscht.
Mini-Jetlag für unseren Körper
Das ständige Umstellen der Zeit geht allerdings nicht spurlos an uns vorbei. Die Zeitumstellung hat Einfluss auf unseren Körper und spiegelt sich auch in Gesundheitsstatistiken wider, erklärt Christina Sartori aus der WDR-Wissenschaftsredaktion. „Es ist so, dass im Frühjahr nach der Zeitumstellung mehr Menschen als üblich ins Krankenhaus eingewiesen werden.“ Umgekehrt sinke die Zahl der Krankenhauseinweisungen unmittelbar nach der Zeitumstellung im Herbst.
Während uns im Frühjahr eine Stunde Schlaf genommen wird, bekommen wir im Herbst eine zusätzliche Stunde Schlaf. Das ist positiv für den Körper. „Der innere Rhythmus der meisten Menschen hat die Tendenz, länger als 24 Stunden zu sein“, sagt die Schlafforscherin Christine Blume von der Uni Basel im WDR. Eine Verlängerung des Tages komme unserem Rhythmus entgegen – wir sind erholter.
Die Zeitumstellung hat zumindest kurzfristig Einfluss auf unsere Gesundheit. Wie die langfristigen Folgen der Zeitumstellung auf unseren Körper sind, dazu fehlen eindeutige wissenschaftliche Untersuchungen. Die wirkungsvollste Methode mit dem Mini-Jetlag umzugehen, sind frische Luft und Tageslicht. Damit gewöhnt sich der Körper am schnellsten an die neue Zeit.
Ukraine macht es der EU vor
Während wir hier also weiter diskutieren, hat man woanders jetzt gehandelt: Die Ukraine hat als erstes europäisches Land die Umstellung auf die Sommerzeit ab dem kommenden Jahr abgeschafft - auch aus gesundheitlichen Gründen. "Nach der Umstellung der Stundenzeiger fühlen sich die Bürger schlechter, ihre Arbeitsfähigkeit sinkt, es wird eine deutliche Verschlechterung bei chronischen Krankheiten beobachtet", hieß es in der Begründung zum Gesetz.
Auch seien mit der Sommerzeit keine Energieeinsparungen feststellbar. Zudem wurde die Entscheidung mit der Abgrenzung zu Russland begründet. Bislang fiel die ukrainische Sommerzeit mit der ganzjährigen Moskauer Zeit zusammen.
Viele Länder drehen nicht (mehr) an der Uhr
Die Ukraine ist mit der Entscheidung gegen eine Zeitumstellung nicht alleine. So wird unter anderem auch in Ägypten, Brasilien, Island, Namibia, Grönland oder der Türkei nicht mehr an der Uhr gedreht. In anderen Ländern wie Afghanistan oder Thailand wurde die Zeit noch nie umgestellt.
Ein Blick nach Nordamerika zeigt sogar, dass die Zeit nicht stehen bleibt, wenn eine entsprechende Entscheidung nicht für ganze Länder getroffen wird: So stellen sowohl einzelne Provinzen Kanadas als auch Arizona (USA) und Sonora (Mexiko) ihre Uhren nicht mehr um.
Alle anderen müssen wohl weiter auf Tipps und Tricks vertrauen, um gut mit der Zeitumstellung fertig zu werden. Zu den verbreitetsten gehören: Viel frische Luft, damit es abends mit dem Schlafen klappt, nicht zu viele Gedanken machen und schon im Vorfeld jeden Tag ein paar Minuten früher ins Bett gehen.
Unsere Quellen:
- Quarks
- Webseite der Europäischen Kommission
- Nachrichtenagenturen KNA und dpa
Über dieses Thema berichten wir am 25.10.2024 auch bei WDR 5: Morgenecho, 06.05 Uhr.