Nordrhein-Westfalen Tag des Ehrenamts: Freiwillige sind oft unersetzlich
Ohne den Einsatz Freiwilliger sähe es in vielen Bereichen mau aus. Dabei haben nicht alle, die helfen wollen, gleiche Chancen.
Heute ist der internationale Tag des Ehrenamts. Fast 29 Millionen Menschen in Deutschland sind laut Bundesfamilienministerium ehrenamtlich engagiert. Sie tun das freiwillig - in der Regel, ohne dafür bezahlt zu werden. Zum Beispiel in Sport- oder Kulturvereinen, bei Umweltorganisationen, im Pflegebereich oder an Schulen. Im Rettungswesen sind Freiwillige eine unverzichtbare Stütze - bei der Feuerwehr und im Katastrophenschutz etwa - genauso wie bei der Integration von Geflüchteten.
In vielen Bereichen würden ganze Abläufe zusammenbrechen, wenn es nicht die Ehrenamtler gäbe. Sie teilen in vielen Städten täglich Essen an Obdachlose aus, trainieren Kinder im Fußball, auch Lokalpolitik wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen gemacht. Ohne den Einsatz unzähliger Freiwilliger wären die Ankunft Hunderttausender Flüchtlinge 2015 oder die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 nicht zu wuppen gewesen.
Auch Wahlhelfer zählen übrigens als Ehrenamtler. Für die Bundestagswahl am 23. Februar 2025 werden noch Tausende gesucht. Allein in NRW sollen am Wahlsonntag 110.000 Freiwillige im Einsatz sein.
"Ehrenamt trägt zur Menschwerdung bei"
Freiwillige ermöglichen praktisch "alles, was außerhalb der Schule zur Menschwerdung beiträgt" - so formuliert es Tobias Kemnitzer, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (Bagfa). Soziologen schreiben dem Ehrenamt eine wichtige gesellschaftliche Funktion zu: Es fördere den Zusammenhalt und die sozialen Bindungen, stärke demokratische Werte.
Ehrenamtler helfen bei der Lebensmittelausgabe in Essen.
Und das, obwohl nicht alle Freiwilligen die gleichen Zugeständnisse von ihren Arbeitgebern bekommen. Am Mittwoch wies der Arbeiter-Samariter-Bund Deutschland (ASB) einmal mehr darauf hin: Während beispielsweise Freiwillige beim Technischen Hilfswerk (THW) oder der Feuerwehr bei Großeinsätzen von der Arbeit freigestellt werden und trotzdem weiter Lohn bekommen, gelte das für Ehrenamtliche von Hilfsorganisationen wie dem ASB, dem Roten Kreuz oder dem DLRG nicht.
Um Menschen in Not zu helfen, müssten deren Freiwillige Urlaub nehmen oder ihre Freizeit nutzen. Eine bundesweit einheitliche gesetzliche Regelung dazu gibt es bislang nicht.
Engagementbericht: Ungleicher Zugang zum Ehrenamt
Weitere Ungleichheiten macht der "Vierte Engagementbericht" im Auftrag des Bundesfamilienministeriums deutlich, der noch in dieser Woche veröffentlicht werden soll. Nicht alle gesellschaftliche Gruppen haben demnach leichten Zugang zum freiwilligen Engagement. Hemmnisse seien zum Beispiel geringes Einkommen, geringe Schulbildung oder eine Behinderung.
Auch ein Migrationshintergrund kann demnach ein Hemmnis sein. Zwar engagiert sich dem Bericht zufolge ein Drittel der Eingebürgerten in Deutschland ehrenamtlich. Unter Ausländern liege die Quote aber nur bei 17 Prozent.
Migranten oft "unter dem Radar" aktiv
Bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen sieht man Gründe für ungleichen Zugang zum Ehrenamt: So mangele es beispielsweise an vielen Orten, wo sich Ehrenamtliche engagieren können, an Barrierefreiheit, sagt Bagfa-Geschäftsführer Kemnitzer - für Menschen mit Behinderung schon eine Hemmschwelle. Auch Menschen aus migrantischen Communities fänden häufig nicht den richtigen Zugang.
Dabei mangele es hier gar nicht an Bereitschaft, meint Kemnitzer. Zum Beispiel in Moscheegemeinden sei das freiwillige Engagement oft ebenso hoch - "aber es findet dort oft eher als informelle Nachbarschaftshilfe statt, weniger in organisierter Form". Migrantisches Ehrenamt laufe meist "unter dem Radar" der deutschen Institutionen. Die wiederum müssten sich fragen, ob und wie sie einen niedrigschwelligeren Zugang auch für migrantische Ehrenamtler bieten könnten. "Vielleicht muss man diese Menschen zunächst begleiten - was natürlich aufwändiger ist."
Viele Tipps und Adressen im Netz
Wer sich ehrenamtlich engagieren kann, findet auf vielen Plattformen im Internet Tipps und Adressen. Fast alle Städte und Gemeinden bieten "Ehrenamtsbörsen", auf der "Engagement-Plattform NRW" finden Interessierte und Anbieter zusammen. Eine Übersicht über Freiwilligendienste im Bereich Rettung, Feuerwehr und Katastrophenschutz bietet die Seite "helfenkannjeder.de". Weitere hilfreiche Plattformen sind "govolunteer" oder auch die Seite des Bundesinnenministeriums "Der einfachste Weg zum Ehrenamt".
Quellen:
- Interview mit Tobias Kemnitzer, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen
- Nachrichtenagenturen epd, AFP
- Homepage AOK
- Informationen der Landesregierung NRW
- Informationen des Bundesfamilienministeriums
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 05.12.2024 auch im Fernsehen: Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.