Nordrhein-Westfalen Schwelm und Wuppertal: Protest gegen Pläne für Riesen-Stromtrassen
In Schwelm und Wuppertal regt sich Widerstand gegen die Pläne von Netzbetreiber Amprion. Anwohner fürchten Gesundheitsrisiken.
Erneuerbare Energien, ein Kernthema der Energiewende. Strom aus Windkraft soll über moderne Trassen von Nord- nach Süddeutschland transportiert werden. Mit Höchstspannungsleitungen bis 380.000 Volt. Anwohner in NRW befürchten Schlimmes. Der Netzbetreiber Amprion hat große Pläne für Schwelm und Wuppertal: Eine 220-KV-Stromtrasse, gebaut vor Jahrzehnten, soll weg. Der Ersatz: Viel höhere Masten und Stromleitungen mit viel mehr Leistung.
Wohnen unter der Trasse
Magdalena Hildebrand (rechts) ist gegen die Stromtrassen-Pläne
Für viele Anwohner in Schwelm und Wuppertal ist das ein Problem. Magdalena Hildebrand wohnt in der Nähe der alten Stromtrasse. Im Laufe der Jahre hat sie sich an den Anblick und an das Geräusch gewöhnt, das von den Masten, Leitungen und Isolatoren bis zu ihrem Grundstück dringt: "Als wir hier eingezogen sind vor 50 Jahren, da war mehr Strom drauf, da konnte man, wenn es geregnet hat, so ein Knistern hören. Aber das ist heute nicht mehr so. Amprion behauptet ja, dass da noch Strom läuft."
Bürgerinitiative fürchtet Gesundheitsrisiken
In den letzten Jahren haben die Menschen in Schwelm dasselbe gedacht: Die alte Leitung ist bald Geschichte. Sie verläuft zum Teil im Grünen, aber auch mitten durch die Stadt. Durch Schwelmer und Wuppertaler Wohngebiete, vorbei an einer Kita und direkt über einen Sportplatz. Amprion will die relativ kleinen Masten abreißen und durch neue ersetzen, die wohl noch höher sind als die Christuskirche, das Wahrzeichen der Schwelmer Altstadt. Die Bürgerinitiative "Energievernunft Schwelm e.V." fragt: "Was ist mit den Gesundheitsgefahren, die von den elektromagnetischen Felder ausgehen?"
Strenge Regeln für Neubau von Stromtrassen
Schwelmer Bürger bei einer Info-Veranstaltung am Leo-Theater
Der Knackpunkt: Ist die neue Trasse ein "Neubau" oder ein "Ersatz-Neubau"? Für einen Neubau gelten strenge Regeln, zum Beispiel: 400 Meter Sicherheitsabstand zu Gebäuden rechts und links der Trasse. In den beengten Schwelmer und Wuppertaler Wohngebieten eine unmöglich einzuhaltende Grenze. Amprion dagegen sieht das Vorhaben anders. Projektsprecher Andreas Lehmann: "Wir bauen hier einen Ersatzneubau, das heißt, hier an der Trasse gibt es schon einen bestehenden Bau, und da gelten die bestehenden Gesetze, und das heißt, dass wir hier die Regel von 400 Metern nicht haben."
„Info-Tour“ mit Hindernissen
In dieser Woche ist der Netzbetreiber auf Info-Tour in Schwelm und Wuppertal. Eine erste Versammlung im Schwelmer Leo-Theater ging aber gehörig schief: Das Foyer war viel zu klein für hunderte Anwohner und Interessierte, die sich von den Plänen ein eigenes Bild machen wollten.
Unsere Quellen:
- Bürgerinitiative Schwelm e.V.
- Anwohner
- Netzbetreiber Ampriom