Nordrhein-Westfalen Nach Urteil im Fall Dramé: 1.500 Menschen demonstrieren in Dortmund
In Dortmund haben rund 1.500 Menschen gegen den Freispruch von fünf Polizisten demonstriert. Hintergrund ist ein Einsatz 2022 - dabei hatte ein Polizist sechsmal auf den Geflüchteten Mouhamed Dramé geschossen. Er starb an seinen Verletzungen. Auch zwei Brüder des erschossenen Dramé haben an der Demo teilgenommen.
"Das ist sehr emotional nach der Urteilsverkündung hier mit Sidy und Lassana Dramé zu stehen", sagte William Dountio. Der Dortmunder war Mitorganisator der Demonstration, die am Samstagnachmittag in Dortmund stattfand. Direkt vor dem Hauptbahnhof hatten sich mehrere hundert Menschen versammelt. Der Grund: Das Urteil im Fall Mouhamed Dramé. Der junge Senegalese wurde im August 2022 bei einem Polizeieinsatz erschossen. Im Gericht hieß es nach einem fast einjährigen Prozess für die fünf angeklagten Polizisten: Freispruch.
Die Demonstranten und William Dountio sind nach dem Urteil fassungslos und das wollten sie auf die Straße tragen. Überall auf der Demo war der Slogan "Justice for Mouhamed", also "Gerechtigkeit für Mouhamed" präsent. Auf zahlreichen Bannern, Plakaten, in den Reden und auch in Sprechchören der Demonstranten.
Enttäuschung und Wut bei Demonstranten
William Dountio
Gerecht sei das Urteil des Dortmunder Landgerichts nicht gewesen, so Dountio. "Was ist das für eine Botschaft? Wo ist hier die Gerechtigkeit?" Er und viele Unterstützer der Angehörigen von Mouhamed Dramé hatten sich diese Gerechtigkeit durch den Prozess gegen die Polizisten erhofft, seien aber enttäuscht worden. Enttäuschung und Wut waren auf der Demonstration immer wieder zu spüren. Die Polizisten, die die Demonstration begleiteten, wurden mit Sprechchören, wie "Deutsche Polizisten – Mörder und Faschisten" oder "Schämt euch" bedacht.
Für Dountio ist klar, es muss weiter eine Debatte über den Fall Dramé und vergleichbare Fälle geben. Im Urteil sei das Vorgehen der Polizisten als alternativlos, wenn auch mit tragischem Ausgang dargestellt worden. Das sei aber nicht so, meint Dountio: "Wir müssen mit Experten, Wissenschaftlern, Politikern und Zivilgesellschaft über diese Alternativen nachdenken." Damit meint er vor allem den Umgang von Polizisten mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen. Die Polizei in NRW hatte als Reaktion auf den Fall Dramé zusätzliche Trainingstage für solche Einsätze eingeführt.
Brüder von Mouhamed Dramé führen Demonstration an
Am Ende sind es laut Polizei 1.500 Demonstranten, laut Veranstalter sogar 2.000, die hinter einem Banner mit einem Portrait von Mouhamed Dramé durch Dortmund zogen. Getragen wird das Banner unter anderem von Sidy und Lassana Dramé, zwei Brüdern von Mouhamed. Sie wirken immer noch niedergeschlagen von dem Urteil.
"Die Brüder können das nicht nachvollziehen", so Dountio. Es gäbe aber noch die Möglichkeit einer Revision. Ob sie diesen Weg gehen, will die Familie mit ihrer Anwältin in den nächsten Tagen entscheiden. "Die letzten Tage waren wie ein Sturm für die Familie und so eine Entscheidung muss man in Ruhe treffen."
Nahezu zeitgleich fand in der Dortmunder Innenstadt eine Demonstration von Neonazis statt, an der 130 Personen teilnahmen. Diese startete auf der Nordseite des Hauptbahnhofes und führte bis in den Stadtteil Dorstfeld. Hierbei kam es laut Polizei zu keinen größeren Zwischenfällen. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Volksverhetzung ein.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Gespräch mit William Dountio
- Landgericht Dortmund
- Polizei Dortmund