Nordrhein-Westfalen Mutmaßlicher Pornokonsum: Kölner Kardinal Woelki als Zeuge vor Gericht
Der Kölner Kardinal Woelki muss zum zweiten Mal vor Gericht erscheinen. Im Prozess um mutmaßlichen Pornokonsum einiger seiner Mitarbeiter am Arbeitsplatz wird er als Zeuge gehört werden. Das erfuhr der WDR exklusiv.
Ein ehemaliger ranghoher Priester klagt gegen die Bild-Zeitung, weil die ihn "Porno-Prälat" nannte. Sein Chef zu der Zeit war Kardinal Woelki und der soll deshalb nun vor Gericht als Zeuge erscheinen. Der Priester war als Generalvikar der zweite Mann im Bistum, nach Woelki. Am ersten Prozesstag hatte sein Anwalt bestritten, dass sein Mandant überhaupt selbst die pornografischen Videos auf seinem Dienstrechner geschaut habe.
Die Bild-Zeitung begründete die namentliche Nennung des Mannes damit, dass er eine herausragende Führungsrolle im Erzbistum hatte und damit auch eine Vorbildfunktion.
"Massenhafte Zugriffe"
Im August 2023 hatte der Kölner Stadt-Anzeiger als erstes berichtet, dass von Dienstrechnern des Erzbistums Porno-Seiten aufgerufen worden seien. Es war die Rede von "massenhaften" Zugriffsversuchen. Mitarbeiter, darunter auch Geistliche, hätten entsprechende Begriffe eingegeben. Das war das Ergebnis einer Sicherheitsüberprüfung durch den IT-Dienstleister des Erzbistums. Der Dienstleister stellte Listen mit den Adressen der angesteuerten Internetseiten zur Verfügung.
Das Erzbistum hatte im August bestätigt, dass ihm eine Liste mit Zugriffsversuchen von Dienstrechnern auf Internetseiten mit Gewaltdarstellungen, Pornografie oder auch Drogen vorliege. Mitarbeitern, darunter auch Geistlichen des Erzbistums ist es verboten, solche Seiten aufzurufen. Das steht in den Arbeitsrichtlinien. Tatsächlich aufgerufen worden seien die Porno-Seiten ohnehin nicht, da ein Filter die Seiten automatisch blockiert habe, sagte ein Sprecher des Erzbistums.
Staatsanwaltschaft stellte Ermittlungen ein
Nachdem der Pornokonsum bekannt geworden war, hatte auch die Kölner Staatsanwaltschaft eine Prüfung eingeleitet. Diese wurde aber ohne Ergebnis beendet, weil es bei den Videos nicht um Kinderpornografie ging.
Papst Franziskus spricht von "diabolischem Laster"
Porno-Filme mit erwachsenen Darstellenden zu schauen ist keine Straftat. Aber im Fall von Priestern, die die strenge Sexualmoral der katholischen Kirche vertreten sollen, hat das Schauen solcher Videos eine besondere Brisanz.
Pornografie gilt als verwerflich und als schwere Sünde. Papst Franziskus bezeichnete schon vor dem Fall im Kölner Erzbistum Porno als ein "diabolisches Laster" und warnte speziell junge Priester vor Pornografie im Internet.
Ermittlung wegen Meineid
Das Erzbistum hat auf eine kurzfristige Anfrage, wie es das Erscheinen des Kardinals in einem solchen Fall beurteile, noch nicht reagiert. Interessant ist die Zeugenaussage von Rainer Maria Woelki auch deshalb, weil nach einer Zeugenaussage in einem anderen Prozess die Kölner Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt – wegen eines mutmaßlichen Meineids.
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dazu dauern mittlerweile anderthalb Jahre. Dem WDR sagte ein Sprecher, die Sichtung des Materials sei abgeschlossen, nun müsse die Bewertung erfolgen. Wie lange das noch dauere, könne die Staatsanwaltschaft nicht sagen.
Unsere Quellen:
- Landgericht Köln
- Kölner Staatsanwaltschaft