Nordrhein-Westfalen Münster: Kastrationspflicht für Katzen einstimmig im Rat beschlossen
Tierschützer fordern sie schon lange, am Mittwoch hat der Rat der Stadt Münster sie beschlossen: die Kastrationspflicht für Katzen. Die Tiere sollen sich nicht länger unkontrolliert vermehren.
Mehr als 400 Katzen hat das Tierheim Münster im vergangenen Jahr kastrieren lassen. "Das ist viel", sagt Doris Hoffe, die das Heim ehrenamtlich leitet.
Jetzt gerade sind rund 35 Katzen im Tierheim – die meisten davon noch ganz jung: klein, niedlich, zum Knuddeln. Aber sie zeigen genau das Problem: Es gibt einfach zu viel Nachwuchs.
Viele Katzen werden ausgesetzt
Katzen vermehren sich unkontrolliert. Und nicht selten werden die Jungtiere ausgesetzt. Die Folge: Verelendung. Das sei fürchterlich, meint Doris Hoffe. Die Katzen hätten so viele Krankheiten.
Das Tierheim Münster hat gerade wieder viele Jungtiere.
Doris Hoffe ist davon überzeugt, dass nur konsequentes Kastrieren der Tiere hilft. Und dazu müsse man die Halter verpflichten.
Landwirte sehen Kastrationspflicht kritisch
Matthias Heitplatz ist Landwirt in Münster. Er wäre mit einer Kastrationspflicht nicht glücklich. Er kann die Tierschützer verstehen. Streunende Katzen müssten auch kastriert werden.
Herrenlose Tiere haben häufig viele Krankheiten.
Aber auf den Höfen? Da lehnt Heitplatz eine solche Verordnung ab. Denn dort lebten oft viele Katzen, sie zu kastrieren würden teuer. Mehr als 100 Euro kostet die Kastration einer Katze. Er kümmert sich um seine eigenen Tiere. Aber oft genug kämen auf den Höfen immer wieder fremde Katzen dazu – für die wolle kein Landwirt verantwortlich gemacht werden, sagt Heitplatz.
Münsterlandkreise haben bereits Kastrationspflicht
In den Kreisen Steinfurt, Borken, Coesfeld und Warendorf gibt es die Kastrationspflicht schon. Katzenschutzverordnung heißt das im Behördendeutsch. Jetzt zieht Münster nach - der Rat hat es einstimmig beschlossen.
Dr. Anna Fellmann ist Leiterin des Veterinäramtes im Kreis Steinfurt. Dort gibt es die Verordnung seit vier Jahren. Die Erfahrungen seien gut. Ja, man musste die Landwirte überzeugen, sagt Fellmann. Aber mittlerweile klappe es gut. Zumal der Kreis in Einzelfällen die Kastrationen bezuschusst.
Dafür gibt es einen Topf: 20.000 Euro pro Jahr an Katzenschutzvereine, die dann den Landwirten helfen. Und 10.000 Euro noch mal für bedürftige Katzenhalter. 2.000 Katzen habe man seit der Einführung der Kastrationspflicht fortpflanzungsunfähig gemacht – eine gute Bilanz in ihren Augen.
Forderung nach einheitlicher Kastrationspflicht
Die Veterinärin fordert aber eine bundesweite Kastrationspflicht. Denn streunende Katzen machten nicht an Landesgrenzen halt. Um die Überpopulation in den Griff zu bekommen, müsse die Verordnung überall gelten.
Unsere Quellen:
- Reporterin vor Ort
- Dr. Anna Fellmann, Veterinäramt Kreis Steinfurt
- Doris Hoffe, Leitung Tierheim Münster
- Matthias Heitplatz, Landwirt in Münster
- Stadt Münster