Mosel Sperrung

Nordrhein-Westfalen Mosel bleibt nach Schiffsunfall für Monate gesperrt

Stand: 10.12.2024 12:59 Uhr

Die Mosel bleibt wegen einer kaputten Schleuse monatelang gesperrt. 70 Schiffe sollen aber noch zum Rhein fahren können.

Nachdem ein Güterschiff am Sonntagnachmittag gegen ein Schleusentor in Müden gekracht ist, steht der Schiffsverkehr auf der Mosel still. Etwa 70 Schiffe liegen derzeit fest. Sie können die Mosel nicht weiter Richtung Rhein befahren.

Moselsperrung nach Unfall | WDR Aktuell

Am Montag ist deshalb ein Krisenstab zusammengekommen. Er soll klären, wo genau die Schiffe liegen und wie sie versorgt werden können. Am Mittwoch sollen konkrete Möglichkeiten ausgelotet werden, wie die Schiffe trotz der kaputten Schleuse weiter Richtung Rhein fahren können. Fachleute befürchten, dass der Unfall größere Auswirkungen auf die Binnenschifffahrt und damit auch auf die Wirtschaft haben könnte.

Frachter mit 1.500 Tonnen Schrott kracht vor Schleusentor

Am Sonntag war ein Frachtschiff gegen ein Schleusentor in Müden gekracht, rund 30 Kilometer südlich von Koblenz. Das Tor wurde dabei zerstört. Frachter und Kreuzfahrtschiffe können die Schleuse seitdem nicht mehr passieren.

Das Schiff war nach Behördenangaben mit rund 1.500 Tonnen Schrott beladen und auf dem Weg nach Luxemburg. Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar und wird nun ermittelt.

Festliegende Schiffe bis Silvester wieder unterwegs?

Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mosel-Saar-Lahn sucht jetzt nach einer Lösung, die festliegenden Frachter trotz der beschädigten Schleuse weiter Richtung Rhein zu bringen. Bis dahin müssen die Schiffe erstmal auf ihren aktuellen Liegeplätzen bleiben. Kapitän Norbert van Lopik hängt im Mosel-Ort Treis-Karden fest:

Der Ort ist schön, aber es ist eine Katastrophe, dass wir hier liegen.

Frachter-Kapitän Norbert van Lopik

WSA-Leiter Albert Schöpflin hat im Gespräch mit dem WDR angekündigt, dass alle festliegenden Schiffe bis Silvester zum Rhein abgefahren sein sollen. Eine Idee: Es wird übergangsweise ein Ersatz für das kaputte untere Schleusentor eingebaut, die Schiffe fahren dann wie gehabt durch die Schleuse durch. Normalerweise dauert das Schleusen zwanzig Minuten, mit dieser Ersatzvorrichtung würde es laut dem Amt vier bis fünf Stunden dauern. Am Mittwoch wollen sich die Zuständigen die Situation vor Ort anschauen und dann entscheiden.

Schleuse vermutlich für die nächsten dreieinhalb Monate gesperrt

Nach der Weiterfahrt der festliegenden Schiffe muss die kaputte Schleuse repariert werden. Dafür bleibt sie voraussichtlich bis Ende März für den Schiffsverkehr gesperrt, teilte das WSA Mosel-Saar-Lahn mit.

Amtsleiter Schöpflin sagte dem WDR, dass die Reparaturarbeiten umfangreich sind. Erstmal müssten die beschädigten Teile geborgen werden: "Das ist hochkompliziert und hochgefährlich. Weil diese Dinge da schräg liegen und hängen. Man muss da sehr vorsichtig sein. Man kann auch nicht einfach einen großen Kran holen und das dran hängen. Denn das steht alles unter Spannung. Wenn sich das alles in Bewegung setzt, dann ist der Kran das nächste, was in der Kammer liegt."

Fachleute sprechen von "Totalschaden" und "Worst-Case-Szenario"

Er rechne außerdem mit komplizierten Reparaturarbeiten:

Wir brauchen ein neues Tor. Und auch da, wo das Tor an der Schleuse befestigt ist, im Beton, an der Steuerung, an der Hydraulik: Das ist alles ein Totalschaden.

Albert Schöpflin, Wasser- und Schifffahrtsamt Mosel-Saar-Lahn

Der Geschäftsführer des Trierer Hafens sprach von einem "Worst-Case-Szenario", das es so noch nicht gegeben habe. Wilfried Ebel von der IHK Trier sagt, dass Schleusen, wie die in Müden, längst hätten ausgebaut werden müssen: "Es ist ein sehr anfälliges System: Sie haben ein Schleusentor und wenn das kaputt ist, ist auch nicht so schnell Ersatz zu beschaffen." Der deutsche Teil der Mosel der Sauer-Mündung an der Grenze zu Luxemburg bis zur Rhein-Mündung in Koblenz hat laut WSA 71 Meter Fallhöhe, zehn Staustufen und eine Länge von 206 Kilometern.

Mosel ist wichtige Route für Rohstoffe

Die Mosel ist eine der meist befahrenen Wasserstraßen Deutschlands. In diesem Jahr wurden mehr als acht Millionen Tonnen Güter durch die Schleuse in Müden transportiert. Aus Frankreich kommt zum Beispiel Getreide, nach Luxemburg wird Erdöl transportiert.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen der kaputten Schleuse sind immens. Einzelne Unternehmen haben schon angekündigt, wichtige Transporte auf die Straße zu verlegen, wie zum Beispiel der Schmiermittel-Hersteller Liqui Moly. Der bezieht nach Angaben eines Sprechers normalerweise wöchentlich etwa 2.000 Tonnen Rohstoffe per Schiff. Das Unternehmen rechne bis Ende März mit etwa 800 benötigten Tankwagen und Mehrkosten von einer halben Million Euro.

Auswirkungen auf die Rhein-Schifffahrt

Die Schiffe, die von der Mosel kommend den Rhein abwärts durch NRW fahren wollten, konnten das in den vergangenen Tagen nicht tun. Wenn das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt eine Lösung findet, könnten sie ihre Fahrt aber demnächst nachholen. Unklar ist noch, wie es danach weitergeht: Während der Reparatur der Schleuse können keine Schiffe auf der Mosel fahren. Es müsste also Fracht auf LKW geladen werden, vielleicht gibt es dann auch weniger Frachtschifffahrt auf dem Rhein.

Das kaputte Schleusentor dürfte auch vielen Flusskreuzfahrten einen Strich durch die Rechnung machen. Es gibt zum Beispiel Routen, die von Köln kommend den Rhein aufwärts und dann die Mosel entlang fahren. Die werden in den kommenden Monaten nicht möglich sein - vermutlich auch im Frühjahr noch nicht, wenn wärmeres Wetter zu Kreuzfahrten einlädt.

Unsere Quellen:

  • Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mosel-Saar-Lahn
  • SWR-Reporterin vor Ort
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Interview mit Albert Schöpflin, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Mosel-Saar-Lahn, im WDR5-Morgenecho
  • IHK Trier