Nordrhein-Westfalen Hunderte demonstrieren gegen Aachener Bischof
In Aachen haben 400 Menschen gegen Bischof Helmut Dieser demonstriert. Er selbst war vor Ort, hielt aber keine öffentliche Rede.
Es war das erste Mal im Bistum Aachen, dass sich eine Demonstration gegen einen Bischof wendete. Die Stimmung war friedlich aber bestimmt. Viele der Anwesenden stellten sich die Frage, warum der Bischof nicht mit gutem Beispiel bei der Aufarbeitung von Fällen sexuellen Missbrauchs vorangehe. Auch deutschlandweit.
Missbrauch verjähre nie
Die Teilnehmer kamen mit Plakaten und Bannern zur Demo in Aachen teil
Die Teilnehmer der Kundgebung, unter denen sich auch Betroffene befanden, forderten Gerechtigkeit für die Opfer sexuellen und spirituellen Missbrauchs. Die Wunden der Opfer heilten nie, genau wie der Missbrauch nie verjähre. So die Botschaften. Auch wenn die Opfer bereits tot seien, oder das Recht etwas anderes sage.
Teilnehmer werfen Dieser unmoralisches Verhalten vor
Bischof Dieser hat vor Ort das Gespräch mit Teilnehmenden gesucht, aber keine öffentliche Rede gehalten
Bischof Helmut Dieser wurde am Abend immer wieder von seinen Gegnern unmoralisches Verhalten vorgeworfen, weil er bei zwei Prozessen auf die Verjährung der Taten gepocht und Recht bekommen hatte. Andere Bischöfe waren seinem Beispiel gefolgt.
Gespräche auf Augenhöhe sind nötig
Es gehe nun darum auf Augenhöhe zu reden, sagten Sprecher der Katholischen Jugend und andere Redner. Der moralische Aspekt sei wichtiger als die Sorge ums Geld, so der allgemeine Tenor.
Wohl mindestens 350 Opfer im Bistum Aachen
Der Betroffenenrat geht von mindestens 350 Opfern aus, die in den vergangenen Jahrzehnten Opfer sexueller oder seelischer Gewalt katholischer Priester oder Mitarbeiter im Bistum Aachen wurden. Das Bistum hat bislang rund 3,5 Millionen Euro an die Opfer ausgezahlt. Viel zu wenig so ein Sprecher des Betroffenenrats.
Die Entschädigung ist zu niedrig
In der überwiegenden Anzahl der Fälle wurden nach Angaben eines Anwalts, der die Opfer vor Gericht vertritt, durchschnittlich nur etwa 12.000 Euro ausgezahlt. Eine Summe, die bereits für ein Schleudertrauma nach einem Unfall gezahlt werde, so der Anwalt.
Kundgebung war verlegt worden
Die Polizei hatte die angekündigte Protestaktion vom Münsterplatz kurzerhand an den Elisenbrunnen verlegt. Aus zwei Gründen: Zum einen wird am Münsterplatz aktuell der Aachener Weihnachtsmarkt aufgebaut. Zum anderen gab es dort nach Ansicht der Polizei zu wenig Fluchtwege.
Unsere Quellen:
- Bistum Aachen
- Betroffenenrat
- Bund deutscher katholischer Jugend
- Polizei Aachen
- Reporter vor Ort