Nordrhein-Westfalen Großdemo in Dortmund: Exil-Syrer protestieren für Frieden und Freiheit
Etwa 1.000 syrische Demonstranten aus ganz NRW haben am Samstag am Dortmunder Hauptbahnhof gegen das Assad-Regime demonstriert. Das mögliche Ende des Machthabers löste bei vielen eine Freudenstimmung aus.
In Syrien zeichnet sich ein Machtwechsel ab. Innerhalb von wenigen Tagen haben syrische Aufständige wichtige strategische Städte wie Homs und Hama erobert und sind am Samstagnachmittag bis in die Vororte der Haupstadt Damaskus vorgedrungen.
Viele Exilsyrer leben in Deutschland
Das löste bei vielen Syrern im Exil große Hoffnung auf einen politischen Wandel aus. In Deutschland lebt der größte Teil der Exilsyrer in Europa. Etwa 1.000 von ihnen demonstrierten nach Schätzung der Polizei am Samstag in Dortmund, um Solidarität mit der Zivilbevölkerung zu zeigen.
Rashad Lou Lou aus Essen
Viele schauen derzeit mit Euphorie auf ein Ende des Regimes der Assad-Familie. So auch der Essener Rashad LouLou: "Ich bin Deutscher und ich bin Syrer, aber dieses Gefühl von Freiheit hatte ich seit Jahren nicht mehr." Ganze Familien versammelten sich zur Kundgebung, so auch Leen Faour. Zusammen mit ihren Eltern war sie gekommen um die Befreiung ihrer Heimatstadt Hama zu feiern: "Wir hatten keine Freiheit, keine Demokratie. Endlich können wir uns freuen." Sorgen vor der ungewissen Zukunft hat sie noch nicht.
Kundgebung für Frieden und Einheit
Syrer demonstrieren in Dortmund
Aufgerufen zur Kundgebung hatte Active for Freedom, ein Zusammenschluss syrischer Exil-Aktivisten aus NRW. Qussai Suleiman, einer der Mitorganisatoren, betont, dass die Aktivisten unabhängig seien und für ein freies und demokratisches Syrien einstehen wollen.
"Eins, eins, eins, das syrische Volk ist eins" riefen die Teilnehmer, während sie eine riesige Fahne der syrischen Freiheitsbewegung schwingen. Die Organisatoren positionieren sich klar gegen Machthaber Bashar Al-Assad und russische, iranische und libanesische Milizen, die ihn seit Jahren im Kampf gegen das eigene Volk unterstützen. Aber auch mögliche türkische Machtansprüche lehnen viele Syrer ab, so Qussai Suleiman.
Rebellen als Weiterführung der Revolution von 2011 gesehen
Für die Organisatoren symbolisieren die Rebellen eine Weiterführung der syrischen Revolution in 2011, die damals vom herrschenden Assad-Regime niedergeschlagen wurde. Viele sehen in ihnen eine Freiheitsbewegung, deren ideologische Ausrichtung erstmal unwichtig ist. Die Organisatoren lehnen jedoch Islamismus oder jegliche Form der Unterdrückung klar ab und setzten sich für ein freies und demokratisches Syrien ein.
Freilassung politischer Gefangener
Weiterhin forderten die Demonstranten in einem Aufruf die Freilassung tausender Inhaftierter, die seit Jahren in den Foltergefängnissen des Assad-Regimes festgehalten werden. Inzwischen gibt es immer mehr Berichte aus Syrien, die zeigen, wie Rebellen Gefängnisse stürmen und die dort Inhaftieren freilassen. "Ich habe gemischte Gefühle", sagt Rashad mit Blick auf die politische und religiöse Ideologie der Aufständigen. Doch noch überwiegt bei ihm die Freude über ein Syrien ohne Machthaber Bashar Al Assad.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Polizei Dortmund