Fünf LKW, sogenannte Vibro-Trucks fahren über ein Feld

Nordrhein-Westfalen Geothermie: Münster ist in NRW Vorreiter

Stand: 23.10.2024 15:25 Uhr

NRW setzt auf Erdwärme. Die Stadt Münster ist hier der Vorreiter, in Zukunft sollen alle Haushalte mit Erdwärme versorgt werden.

Von Ann-Christin Voßkühler

Noch stehen die großen Geräte still: Schon bald aber sollen die Vibro-Trucks wieder in Münster unterwegs sein. Ende Oktober startet hier die Suche nach der Erdwärme im ganz großen Stil. Die Stadt Münster ist in NRW Vorreiter in Sachen Geothermie, sagt der Geologische Dienst NRW.

Stadtwerke lassen nach Erdwärme suchen

Und hat ein ganz großes Ziel: In Zukunft sollen alle Haushalte in Münster mit Erdwärme versorgt werden. In vielen anderen Kommunen in NRW ist das gar nicht machbar, teilweise seien nur bis zu 20 Prozent möglich.

Kleine orangene Kästchen auf Münsters Gehwegen

Ein Mann mit Schutzjacke, der ein Geophon in der Hand hält

Diese orangenen Boxen, sogenannte Geophone, verteilen die Stadtwerke überall im Stadtgebiet.

Dafür verteilen die Stadtwerke Münster gerade insgesamt 36.000 sogenannter Geophone überall im Stadtgebiet, entlang von Straßen und teilweise auch in Vorgärten. "Da wird sich der ein oder andere schon wundern", sagt Lisa Schmees von den Stadtwerken in Münster.

Die kleinen Boxen zeichnen Echos aus dem tiefen Untergrund auf. Sie haben eine Reichweite von sechs Kilometern. Mit Hilfe dieser Aufzeichnungen lassen sich die geologischen Voraussetzungen für die Geothermie, also für die Erdwärme, untersuchen.

Start der Messungen Ende Oktober

Ein "Vibro-Truck", ein kleiner LKW mit Messtechnik

Die "Vibro-Trucks" sind kleine Lkws, die Messungen für die Geothermie durchführen.

"Alle 30 Meter ein Geophon, das ist das Ziel", sagt der Projektverantwortliche und Geophysiker Dr. Carsten Lehmann. Ein sogenannter "Vibro-Truck", etwa so groß wie ein kleiner LKW, ist ab Ende des Monats in Münster unterwegs. Durch eine kurze Vibration, die durch eine Rüttelplatte erfolgt, nimmt der Truck die Schallwellen der Geophone auf. Eine Minute pro Geophon, dann geht es weiter zum nächsten Punkt.

Man wird die Vibration schon spüren, vielleicht klingelt mal ein Glas im Schrank.

Sebastian Jurcyk, Geschäftsführer Stadtwerke Münster

Damit die Daten möglichst genau sind, finden diese Messungen nachts statt. Ab 19 Uhr bis 7 Uhr morgens, von Montag bis Freitag.

Bürger können sich online informieren

Damit sich niemand über die Vibration in den nächsten Wochen wundert, können sich Bürgerinnen und Bürger online auf der Internetseite der Stadtwerke informieren, wann der Truck vor der eigenen Haustür unterwegs ist. Bis zum 20. Dezember sollen die Messungen in Münster abgeschlossen sein. Dann werden auch die Geophone wieder eingesammelt.

Münster ist Vorreiter beim Thema Geothermie

Münster ist die erste Stadt in NRW, die diesen Schritt geht und die ersten Messungen durchführt. Auch andere Städte wollen langfristig klimafreundlich heizen. So gab es in Düsseldorf, Köln und Viersen erste Forschungsbohrungen, um mögliche Flächen für die Messungen zu erschließen. Und in Bochum und Witten waren auch Vibro-Trucks unterwegs, um nach Hohlräumen und Wasserspeichern in der Erde zu suchen.

In Münster wurde das schon vor drei Jahren erfolgreich durchgeführt: Hier sind die Gegebenheiten als besonders gut bewertet worden. Deshalb lohnt sich jetzt der große Aufwand für die Messungen. Das ganze Projekt kostet 12 Millionen Euro. Das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen fördert das mit 5,77 Millionen Euro.

Ein langer Weg bis zur ersten Bohrung

In Münster werden die gesammelten Daten im nächsten Jahr ausgewertet. Die Stadtwerke Münster wollen schauen, welche Punkte sich für Bohrungen am besten eignen. Dabei müssen sie unter anderem berücksichtigen, wo welche Gebäude stehen und wem welche Fläche gehört.

"Wir hoffen natürlich, dass viele gute Punkte dabei sind", so Jurcyk. Ab 2027 soll es dann losgehen mit den ersten Bohrungen. Bis alle Haushalte an die Erdwärme angeschlossen sein könnten, dauert es noch deutlich länger – wohl über 20 Jahre.

Unsere Quellen:

  • Stadtwerke Münster
  • Geologischer Dienst NRW
  • WDR-Reporterin vor Ort