
Nordrhein-Westfalen Prozess um gekaufte Noten: Ex-Uni-Mitarbeiterin legt Geständnis ab
Am Landgericht Essen hat heute ein Prozess um gekaufte Prüfungsnoten begonnen. Angeklagt ist eine ehemalige Sachbearbeiterin der Uni Duisburg-Essen.
Zum Prozessauftakt hat die 42-Jährige zugegeben, gegen Geld reihenweise Noten von Studierenden manipuliert zu haben. "Ich hatte die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen", sagte sie zum Prozessauftakt am Essener Landgericht.
Jahrelang soll die Frau Studierenden der Uni Duisburg-Essen gegen Bezahlung bessere Noten verschafft haben. Sie war dafür zuständig, Noten im Bereich Wirtschaftswissenschaften ins IT-System der Uni zu übertragen. Was sie dort hineinschrieb, wurde nicht weiter kontrolliert. Die Lehrenden bekamen die manipulierten Prüfungsergebnisse nicht mehr zu Gesicht. Erst durch einen anonymen Hinweis kamen die Täuschungen 2021 ans Licht. Die Sachbearbeiterin ist wegen Bestechlichkeit angeklagt. Laut Anklage geht es um insgesamt 199 Notenmanipulationen und fast 120.000 Euro Bestechungsgeld.
39-Jähriger Mitangeklagter ebenfalls geständig
Mitangeklagt ist ein 39-jähriger Essener, der an der Uni Vorbereitungskurse gab und laut Anklage als Mittelsmann fungierte. Auch er hat heute ein Geständnis abgelegt. Der 39-Jährige soll Studierenden, die auf der Kippe standen, den Tipp gegeben haben: Gegen Geld ist da was möglich.
Harte Konsequenzen für Studierende
Den Hinweis auf diesen Mann hatte eine damals 28 Jahre alte Referendarin gegeben. Die Essenerin, die Berufsschullehrerin werden wollte, hatte für neun Prüfungen fast 9000 Euro bezahlt und dafür den Bachelor- und den Master-Abschluss bekommen. Unter dem Druck der Ermittlungen erklärte sie sich zur Zusammenarbeit mit der Polizei bereit. Sie wurde später zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und verlor ihre Abschlüsse. So erging es auch den anderen beteiligten Studierenden.
Wie die Uni Duisburg-Essen dem WDR bestätigte, hat sie sämtliche manipulierten Noten zurückgenommen und Abschlüsse, die durch Täuschung erzielt wurden, wieder aberkannt. Allerdings haben zahlreiche Studierende dagegen vor dem Verwaltungsgericht geklagt, diese Verfahren laufen noch. Strafrechtlich dagegen sind die Verfahren gegen insgesamt 45 Studierende mittlerweile beendet.
Nach Angaben der Uni sind die meisten zu Geldstrafen in Höhe von 300 bis 400 Tagessätzen sowie zu Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt worden. Die jetzt angeklagte Ex-Verwaltungsangestellte der Uni wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort entlassen.
Uni: "Wiederholung ausgeschlossen"
Die Uni Duisburg-Essen hat Täuschungen bei der Noteneingabe inzwischen einen Riegel vorgeschoben. Man habe auch an anderen Fachbereichen intensiv nach Manipulationen geforscht, sagte eine Sprecherin schon vor drei Jahren. Es habe keine weiteren Abweichungen gegeben. Zudem sei das Prüfverfahren geändert worden. Niemand könne mehr eine Note nachträglich ändern, ohne dass der Dozent davon erfährt. Es sei ausgeschlossen, dass sich so ein Fall wiederhole.
Unsere Quellen:
- Landgericht Essen
- Universität Duisburg-Essen
- dpa
- WAZ