Eine Pflegekraft geht mit einer älteren Frau mit Rollator über einen Flur. Symbolbild

Nordrhein-Westfalen Fast 1,4 Millionen in NRW pflegebedürftig: SPD kritisiert Minister

Stand: 11.12.2024 12:00 Uhr

In NRW ist die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich angestiegen. Die SPD kritisiert einen "pflegepolitischen Winterschlaf".

Von Kai Clement

Seit der letzten Erhebung für 2021 gibt es erheblich mehr Pflegebedürftige in NRW. Für das vergangene Jahr meldet das Statistische Landesamt 1,39 Millionen pflegebedürftige Menschen. Das entspricht einer Steigerung um 16,4 Prozent. Die Zahlen zeigen auch: Die allermeisten werden zu Hause versorgt (87,8 Prozent).

Sowohl bei den ambulanten Pflegediensten (plus 2,1 Prozent) als auch bei Pflegeheimen (plus 1,3 Prozent) haben die Statistiker nur vergleichsweise geringe Zuwächse bei der Versorgung erfasst. Viele Bedürftige (818.000) hätten lediglich Pflegegeld ausgezahlt bekommen und sich ihre Hilfe selbst organisiert. Mit einer Zunahme um knapp ein Viertel (24,8 Prozent) zeige sich hier "der stärkste Anstieg unter den Leistungsarten".

NRW-Sozialminister Laumann fordert Pflegereform auf Bundesebene

NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann betont dennoch "eine starke pflegerische Versorgung" in NRW. Zugleich räumt er ein, dass die häusliche Pflege noch mehr als bisher unterstützt werden müsse. Es gebe aber bereits eine große Zahl an Unterstützungsangeboten.

Der Minister verweist zudem auf den Haushaltsentwurf des Landes für das kommende Jahr: Darin seien allein mehr als 30 Millionen Euro für die Förderung des Pflegenachwuchses vorgesehen (Ausbildungsplätze für Pflegefachassistenz). Weitere Gelder flössen in die Unterstützungsangebote und in die Mitfinanzierung der Ausbildung zum Pflegefachfrau/-mann. Außerdem seien alleine im vergangenen Jahr 90 Millionen Euro für die Föderung ambulanter Dienste investiert worden.

Laumann sieht die Verantwortung aber auch bei der Bundesregierung. Er fordere "schon seit längerem eine grundlegende Reform auf Bundesebene – finanziell, personell, strukturell". Die nächste Bundesregierung müsse schleunigst handeln. Dabei gehe es darum, gerade für die häusliche Pflege mehr zu tun.

Sozialverband warnt vor Pflege als Armutsrisiko

Der Sozialverband VdK warnt dagegen angesichts dieser Entwicklung vor einer Überlastung der Angehörigen.

Die pflegenden Angehörigen sind die tragende Säule unseres Pflegesystems. Diese Menschen leisten unverzichtbare Arbeit, die oft mit enormer körperlicher, emotionaler und finanzieller Belastung verbunden ist. 

VdK-Landespräsident Horst Vöge

Schon jetzt gelte jeder vierte pflegende Angehörige als arm, so der VdK. Aus Sicht von Vöge reicht auch die für das kommende anstehende Erhöhung der Pflegeleistungen nicht aus, um die steigenden Kosten für Pflegebedürftige und pflegende Angehörige aufzufangen.

SPD: "eines der größten sozialen Probleme im Land"

Die oppositionelle NRW-SPD sieht Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) im "pflegepolitischen Winterschlaf", so Lisa-Kristin Kapteinat, Vize-Chefin der SPD-Fraktion im Landtag NRW. Währenddessen wachse eines der "größten sozialen Probleme im Land heran". Auch sie warnt vor der Armutsgefahr durch Pflegebedürftigkeit. Für den gesundheitspolitischen Sprecher Thorsten Klute belegen die Zahlen, "wie sehr die ambulante Pflege in NRW am Boden liegt".

Lisa-Kristin Kapteinat

Lisa-Kristin Kapteinat, SPD

Die Landesregierung unterstütze sie zu wenig: "Seit fast 30 Jahren beträgt die Investitionsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen für ambulante Pflegedienste durchgängig 2,15 Euro pro Leistungsstunde, obwohl im gleichen Zeitraum die Preissteigerung bei etwa 70 Prozent lag".

Laut Landesamt benötigte in Nordrhein-Westfalen jeder 13. Einwohner Pflege. Am Dienstag hatte bereits die Krankenkasse AOK eine Auswertung ihrer Versichertendaten veröffentlicht.

Unsere Quellen:

  • Mitteilung des Statistischen Landesamtes
  • Mitteilung der SPD-Fraktion
  • Agenturen