Nordrhein-Westfalen Black Friday: Warum sich die Schnäppchenjagd immer weniger lohnt
Zum Black Friday werben alljährlich wieder viele Shops mit Schnäppchen - doch laut eines Preisvergleichportals sind viele Artikel an anderen Novembertagen sogar günstiger. Lohnt sich die Schnäppchenjagd also überhaupt?
Jedes Jahr gegen Ende November kribbelt es Schnäppchenjägern in den Fingern. Am Black Friday - dem letzten Freitag des Monats - bieten viele Geschäfte und Onlinehändler reduzierte Preise und satte Rabatte. Jedenfalls werben sie damit.
Für viele Online-Händler gehört der Black Friday zu den umsatzstärksten Tagen des Jahres. Laut einer aktuellen Befragung des Vergleichsportals idealo zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Kantar suchen 91 Prozent der Befragten im Internet nach Black-Friday-Angeboten, die wenigsten suchen noch im stationären Handel. Die Ausgaben an diesem Tag sind in den letzten Jahren laut Statistik immer weiter gestiegen ist. Aber lohnt sich die Schnäppchenjagd tatsächlich?
Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dieser Konsumtradition in der Vorweihnachtszeit.
Schnäpchenjagd ausgedehnt: Längst gibt es die Black Week
In diesem Jahr fällt der Tag auf den 29. November - allerdings nutzen viele Anbieter die Gelegenheit und dehnen ihre Rabattaktionen auf die gesamte Woche davor aus. Und selbst diese Black Week können einige Handelsketten nicht abwarten und locken auch schon vorher mit "Black Deals", große Onlineplattformen bieten längst Vorabangebote. Kaum ist übrigens "Black Friday" vorbei, steht schon der nächste besondere Shoppingtag vor der Tür: Der Cyber Monday - diesmal am 2. Dezember.
Das Vergleichsportal idealo hat im vergangenen Jahr die Preise von 9.733 Produkten aus den 100 beliebtesten Kategorien am Black Friday 2023 analysiert und mit dem Durchschnittswert im Vormonat Oktober verglichen.
Ergebnisse einer Preisstudie zum Black Friday vom Vergleichsportal Idealo
Fazit: Zwar waren 66 Prozent der Produkte an diesen Tag günstiger als im Vormonat - doch im Durchschnitt gab es nur 6 Prozent Rabatt. Nur jedes 10. Produkt war um 20 Prozent oder mehr reduziert.
Bei Smartphones lässt sich wenig sparen
Bei den fünf beliebtesten Kategorien fielen die Rabatte eher mager aus Smartphones (3 Prozent), Tablets und Spielekonsolen (4 Prozent) oder Smartwatches (8 Prozent). Lediglich bei Fernsehern wurde ein größeres Sparpotenzial (13 Prozent) ausgemacht.
Der so stark beworbene Black Friday ist für manche Produkte gar nicht unbedingt der günstigste Tag. "Spannend ist, dass über die Hälfte der untersuchten Produkte, also genauer gesagt 56 Prozent, an einem anderen Tag im November günstiger waren, als am Black Friday selbst", sagt Florian Kriegel vom Preisvergleichsportal idealo gegenüber dem WDR.
Es kann auch sein, dass Mitte November das Produkt schon günstiger war als am Black Friday selbst.
Florian Kriegel vom Preisvergleichsportal idealo
Stark reduziert - aber kein Topseller
Viele Händler versuchten Black Fridays mitzumachen, gleichzeitig die Preisreduzierung aber so klein wie möglich zu halten, erklärt auch Michael Schleusener Preis- und Marketingfachmann an der Hochschule Niederrhein in Krefeld. "Das sind dann eher Produkte, die vielleicht nicht die absoluten Topseller und aktuellsten Produkte sind, sondern Produkten, die vielleicht ohnehin nicht mehr so interessant sind. Vielleicht müssen die sowieso irgendwann reduziert werden."
Die attraktiv wirkenden Sparpreise werden zudem oft in Relation zur "unverbindlichen Preisempfehlung" (UVP) des Herstellers gesetzt - ein Preis, den die meisten Händler aber auch an anderen Tagen in der Regel gar nicht aufrufen.
Einen Tipp zur Suche echter Schnäppchen hat die Verbraucherzentrale: Einfache Preisvergleiche in Suchmaschinen können sich mehr lohnen als der Klick auf ausgewiesene Sonderangebote. Allerdings empfehlen die Experten immer mehrere verschiedene Suchmaschinen zu nutzen.
Erst wenn sich ein Sonderangebot mit Suchen in zwei Preissuchmaschinen nicht unterbieten lässt, kann sich der Klick auf den Kaufen-Button lohnen.
Verbraucherzentrale
Wie profitieren Fake-Shops von den Schnäppchenjägern?
Auch Betrüger versuchen, das Shoppingfieber vieler Kunden für sich zu nutzen. Besonders bei Käufen auf Amazon sollte man aufpassen. Supergünstige Angebote, bei denen ausschließlich per Vorkasse bezahlt werden kann, entpuppten sich häufig als Fake. Käufer, denen das in der Eile der Schnäppchenjagd nicht aufgefallen ist, hätten ihre Ware nie erhalten, das Geld war weg.
Im "Fakeshop-Finder" der Verbraucherzentrale kann man die URL eines dubios wirkenden Anbieters eingeben, um zu checken, ob es sich um einen betrügerischen Shop handelt.
"Nur noch drei Stück vorrätig", "Um 50 Prozent reduziert", "Nur noch heute im Angebot", "Jetzt kaufen" - vermeintlich günstige Angebote führen häufig Versuchung oder setzen Menschen gar fast automatisch unter Kaufdruck. Verhaltensforscher sprechen davon, dass hier ganz schnell tiefere Instinkte und Emotionen angesprochen werden. Ein typischer Werbeeffekt also. Wir kaufen oft Schnäppchen weil sie billig sind - nicht, weil sie dringend brauchen.
Also: Auch von eingeblendeten Uhren oder ablaufenden Balken, die angeblich die kleiner werdenden Lagerbestände anzeigen, solle man sich nicht verrückt machen lassen.
Ein weiterer nützlicher Tipp: Vor dem Black-Friday-Shopping online alle Cookies auf dem eigenen Rechner löschen. Immer mehr Unternehmen würden anhand gesammelter Daten ihrer potenziellen Kundschaft Angebote und Preise individuell zusammenstellen. Hat man in den vergangenen Monaten online nach einem bestimmten Sneaker oder einem Laptop gesucht, erscheint wie zufällig Werbung für solche Produkte.
Was hat der "White Monday" mit dem "Black Friday" zu tun?
Umweltverbände warnen seit Langem vor unnötigem Dauerkonsum. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist der Black Friday deshalb wortwörtlich ein "schwarzer Tag. Der Grund: "Konsum- und Kaufanreize heizen den Ressourcenverbrauch massiv an".
Auch aus Umweltgründen wurde 2017 in Schweden quasi eine Gegenbewegung zum Black Friday ins Leben gerufen. Mit dem "White Monday" oder auch "Circular Monday" plädierte damals ein Start-up für mehr Nachhaltigkeit. Die Botschaft der Bewegung: eher auf Reparatur, Upcycling, Mieten, Teilen oder Recycling zu setzten, anstatt immer wieder Dinge neu anzuschaffen. Das senkt auch den Rohstoffverbrauch.
Wer also glaubt, er braucht im November ganz dringend einen neuen Elektroartikel, kann zum Beispiel gebrauchte und generalüberholte Handys, Tablets oder andere elektronische Geräte zu günstigen Preisen und mit Garantie kaufen, statt immer zu Neuwaren zu greifen. Und der Gebrauchtmarkt für Handys wächst: 2022 wurden laut International Data Corporation (IDC) weltweit rund 282 Millionen gebrauchte Smartphones verkauft, für 2027 werden über 431 Millionen erwartet.
Quellen: