Nordrhein-Westfalen ARD-Mitmachaktion: Wie es euren Lieblingsbächen geht
Nur acht Prozent der deutschen Flüsse sind ökologisch gesund. Doch wie steht es um unsere kleinen Bäche vor der Haustür? Die ARD-Mitmachaktion "Unsere Flüsse" sammelt eure Beobachtungen - noch bis zum 31. Oktober 2024. Also, raus an den Bach!
500.000 Kilometer Fließgewässer durchziehen Deutschland wie ein Netz aus feinen Lebensadern. Sie sind Quellen für Trinkwasser, Heimat für Tausende Tier- und Pflanzenarten, ihre Auen speichern CO2. Doch während große Flüsse wie Rhein oder Ruhr regelmäßig überprüft werden, stehen kleinere Flüsse oder gar Bäche eher selten im Fokus. Doch wie geht es unseren kleinen Gewässern? Und kann ich etwas für "meinen" Lieblingsbach tun?
Bach-Check vor der eigenen Haustür
Natürliches Bachufer mit Baumbewuchs
Die ARD hatte im Mai eine Mitmachaktion gestartet, um gemeinsam Wissen zu schaffen. Und das geht so: Naturliebhaber, Angler, Wanderer, Familien - alle schauen genau hin, beobachten einen bestimmten Abschnitt "ihrer" Bäche, beschreiben anhand eines Fragebogens den Zustand des Wassers.
Begradigt oder frei?
Eingezwängt in einen Kanal
Die Beobachter schildern, wie der Bach verläuft, ob er begradigt wurde oder frei fließen kann, wie tief das Wasser und wie schnell die Strömung ist. Sie blicken genau auf den Grund, achten auf die Pflanzenvielfalt und den Zustand der Ufer, gucken auf Baumbewuchs und Lebewesen im Wasser. Sie beschreiben Geruch und Müllaufkommen oder weisen darauf hin, wenn sie Ölfilme, Schaum oder tote Fische sehen.
2.700 Bach-Begutachtungen
Interaktive Karte zeigt Einsendungen
So kamen bislang bundesweit bereits 2.700 Bach-Begutachtungen zusammen - inklusive vieler eingesendeter Fotos. Auch aus NRW sind viele Beobachtungen eingegangen. Zu finden sind sie auf einen Blick und Klick auf einer großen interaktiven Karte.
DNA-Analyse: Vier NRW-Bäche mäßig bis schlecht
Für den Flusscheck hat ein Biologen-Team der Uni Duisburg-Essen 31 der eingereichten Flüsse mit einer DNA-Analyse auf ihre ökologische Gesundheit untersucht - vier von ihnen liegen in NRW - und sie alle schneiden nicht besonders gut ab.
Ölbach schneidet mäßig ab
Der ökologische Zustand wird über fünf Klassen definiert. So hat der Schörmelgraben in Sendenhorst im Münsterland mit der Zustandsklasse 5 am schlechtesten abgeschnitten. Der Roßbach in Castrop-Rauxel bekam eine unbefriedigende 4. Und auch der Itterbach in Hilden und der Ölbach in Schloß Holte-Stukenbrock schneiden mit der Zustandsklasse 3 nur mäßig ab.
Seltene Tierarten gibt es auch in schlechten Gewässern
Es gibt aber auch Hoffnung: Das Wissenschaftsteam hat in den untersuchten Flüssen und Bächen mehr als 1.300 Tierarten gefunden. Viele Arten sind nicht besonders anspruchsvoll und kommen auch mit schlechten Umweltbedingungen gut zurecht, erklärt Biologe Florian Leese von der Uni Duisburg-Essen:
Es gibt aber auch Arten, die man als Goldstücke betrachten könnte, selbst in Gewässern, die nicht mehr so intakt scheinen. Das heißt, wenn wir die Gewässer wieder herstellen, können die sich in dem Lebensraum wieder verstärkt ausbreiten.
Biologe Florian Leese, Uni Duisburg-Essen
Ein Beispiel für ein "Goldstück" sind die sensiblen Bachflohkrebse. Diese leben im Ölbach in Schloß Holte-Stukenbrock, der nur als mäßig bewertet wurde. Der Fund der Wissenschaftler ist ein gutes Zeichen.
Mitmachen ist noch möglich
Was kann man auf 100 Metern beoachten?
Die ARD-Mitmachaktion wurde verlängert. Noch bis zum 31. Oktober 2024 könnt ihr mitmachen und Beobachtungen zu Protokoll geben. Einfach raus an "euren" Bach gehen, genau hinsehen und Ergebnisse in einen Fragebogen schreiben. Der Bach sollte zwischen einem halben Meter und maximal 3 Metern breit sein. Geht 100 Meter am Ufer entlang - ein Meter entspricht ungefähr einem Schritt. Die Fragen beziehen sich immer auf die kompletten 100 Meter.
Über dieses Thema berichten wir am 21.10.2024 in der TV-Dokumentation "Unsere Flüsse – Wie retten wir Deutschlands Lebensadern?“ um 22.50 Uhr im Ersten und in der Lokalzeit um 19.30 Uhr im WDR Fernsehen.
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