Nordrhein-Westfalen 20 Jahre Berghain in Berlin: Wie es um die Clubs in NRW steht
Das Berghain in Berlin feiert sein 20-jähriges Bestehen - trotz Clubsterben. Auch in NRW stehen die Clubs vor Herausforderungen.
Wie bekannt das Berghain in Berlin ist, zeigt sich schon daran, dass die Tür des Berliner Clubs eine eigene Website hat. Dort kann man von überall auf der Welt versuchen, in den Techno-Club mit der angeblich "härtesten Tür Berlins" hinein zu kommen - zumindest virtuell. Die Erfolgsaussichten sind aber sehr gering, genau wie am echten Eingang des Szene-Tempels, der am Freitag seinen 20. Geburtstag gefeiert hat.
Vielleicht ist aber genau das einer der Faktoren, der dazu beiträgt, dass sich das Berghain seit zwei Jahrzehnten hält. Denn viele andere Clubs in der Bundeshauptstadt kämpfen ums Überleben. Laut einer Umfrage der Clubcommission, einem Netzwerk der Berliner Clubs, denkt fast die Hälfte der Mitglieder darüber nach, im kommenden Jahr zu schließen.
Mehrere Berliner Clubs schließen
"Die Situation ist äußerst kritisch", so Clubkommission-Vorstand Marcel Weber im Gespräch mit WDR Cosmo. "Ohne adäquate staatliche Unterstützung droht ein massives Kultursterben in Berlin." In einigen Fällen ist es sogar schon zu spät. So schloss im vergangenen Jahr bereits das "Mensch Meier". Und auch das "Watergate" macht Ende des Jahres zu.
In NRW ist die Situation laut Stephan Benn glücklicherweise nicht so kritisch. "Wir wissen von keinem Club, der in den vergangenen Jahren wegen wirtschaftlicher Rahmenbedingungen geschlossen wurde", sagt der Vorsitzende der Liveinitiative NRW (LINA), dem Landesverband der Clubs und Veranstalter. Aber natürlich stünden die Betreiber auch im Westen vor vielen Herausforderungen.
Clubs in NRW: Steigende Kosten, unsichere Zukunft
"Das größte Problem ist die Unsicherheit seit Corona", sagt Benn. "Viele Clubs haben mit den Förderungen der Coronazeit noch nicht abschließen können und sind sich über ihre finanzielle Situation unsicher. Müssen erhaltene Förderungen zurückgezahlt werden oder können noch vorhandene Fördergelder frei genutzt werden." Laut Benn könne es noch bis 2026 dauern bis das feststehe und die Coronawirtschaftshilfen endgültig abgerechnet wurden.
Gleichzeitig müssten die Veranstalter aber investieren - unter anderem in Technik -, um für Bands und Künstler attraktiv und somit konkurrenzfähig zu bleiben. "Dazu kommt, dass die Personalkosten aber auch die Kosten für Waren und Dienstleistungen gestiegen sind", sagt Benn. Diese könne man nur bedingt auf die Ticket- und Getränkepreise umlegen.
Benn: "Jüngere Gäste konsumieren weniger"
Darüber hinaus habe sich das Besucherverhalten seit Corona verändert. "Mittlerweile kommen auch viele jüngere Gäste, die zwar bereit sind, viel Geld für Tickets auszugeben, dafür aber weniger konsumieren, während sie in den Clubs sind", so Benn.
Eine andere Gruppe ist laut Benn seit Corona hingegen geschrumpft: die der 20- bis 40-Jährigen, die auch bereit waren, Geld für Getränke auszugeben. Vor der Pandemie sei das ein "stabiles Konzertpublikum" gewesen, sagt der LINA-Vorsitzende.
Konzerte und Partys finanzieren Lesungen und Ausstellungen
Die dadurch fehlenden Einnahmen seien auch deshalb kritisch, weil das Auswirkungen habe auf viele andere kulturelle Veranstaltungen, die damit querfinanziert würden. "Lesungen oder Konzerte, die sich finanziell nicht lohnen, aber auch wichtig für die Kulturszene sind", sagt Benn.
Um Clubs und Veranstaltungsräume zu entlasten, wurde die Initiative "Clubs are culture" gegründet. Sie fordert von der Politik unter anderem eine Neuregelung der Baunutzungsverordnung. Nach dieser gelten Opernhäuser, Konzertsäle und Theater als "Anlagen für kulturelle Zwecke", die keine Vergnügungssteuer zahlen müssen. Ganz im Gegensatz zu Clubs, die vor dem Gesetz mit Bordellen und Spielhallen gleichgestellt werden.
Ganz gleich, ob die Initiative mit diesen Forderungen Erfolg hat oder nicht, bei einem ist sich Benn sicher. "In den kommenden Jahren müssen die Betreiber der Clubs Ideen entwickeln, wie wir trotz der Herausforderungen überleben können."
Unsere Quellen:
- Interview mit Stephan Benn, 1. Vorsitzender Liveinitiative NRW
- Nachrichtenagentur dpa
- Website Berghaintrainer
- Global Pop News vom 13.11.2024, WDR Cosmo
- Website der Initiative "Clubs are culture"