Kardinal Franz Hengsbach

Verstorbener Kardinal Hengsbach Weitere Opfer berichten von Machtmissbrauch

Stand: 21.10.2024 14:59 Uhr

Seit Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe haben sich weitere potenzielle Opfer des Kardinals gemeldet, so das Bistum Essen am Montag.

Von Andrea Groß

Dem Gründungsbischof des Bistums Essen wird vorgeworfen, in den 1950er Jahren eine Minderjährige missbraucht zu haben. Da war Franz Hengsbach noch Bischof im Erzbistum Paderborn. Ein weiterer Missbrauchsfall aus den 1960er Jahren wurde vergangenes Jahr bekannt. Daraufhin gaben alle Institutionen, für die Kardinal Franz Hengsbach tätig war, eine biografische Studie in Auftrag.

Missbrauchstudie untersucht ganzes Leben von Kardinal Franz Hengsbach

Insgesamt neun Verdachtsfälle im Zusammenhang mit Hengsbach

In dem Zusammenhang teilte das Bistum Essen mit, dass es nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen den Kardinal sieben weitere Hinweise auf möglichen Missbrauch gegeben habe. Eine erheblich größere Zahl von Personen habe sich gemeldet und von übergriffigem Machtmissbrauch und mindestens irritierendem Verhalten berichtet.

Bistum Essen ließ Statue von Hengsbach demontieren

Hengsbach war zwischen 1958 und 1991 Bischof in Essen, 1988 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Kardinal. Hengsbach starb 1991. Er galt damals als volksnah und bodenständig. Seine Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet und den Kumpel im Bergbau zeigte er auch dadurch, dass in seinen Bischofsring statt eines Edelsteins ein Stück Steinkohle eingefasst war.

Dass das Bistum Essen vergangenes Jahr die Vorwürfe bekannt machte und die Studie in Auftrag gab, polarisierte die Bevölkerung in Essen. Trotzdem ließ das Bistum Essen eine Statue auf dem Domplatz demontieren. Die Stadt Essen benannte den Kardinal-Hengsbach-Platz in der Innenstadt um.

Juristische Aufklärung ist nicht das Ziel

Die beauftragte Studie wird finanziert vom Erzbistum Paderborn, Bistum Essen, dem katholischen Lateinamerikahilfswerk Adveniat, der katholischen Militärseelsorge und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die Studienmacher wollen in den nächsten drei Jahren unter anderem mit Menschen sprechen, die Hengsbach noch persönlich gekannt haben.

Erste Ergebnisse der Studie soll es Ende kommenden Jahres geben. Fertig sein soll sie Ende 2027. Ziel sei nicht eine juristische Aufklärung, sondern zu erforschen, in welchem historischen, sozialen und auch familiären Kontext der Missbrauch zustande kam.

Unsere Quellen:

  • Bistum Essen
  • Institut für Praxisforschung und Projektberatung IPP München
  • Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg