Niedersachsen 3. Liga: VfL Osnabrück entlässt Sportchef Kaufmann und Trainer Reimers
Der VfL Osnabrück hat mit einem personellen Kahlschlag auf die dramatische sportliche Talfahrt reagiert. Der Tabellenletzte der 3. Liga entließ am Dienstag nicht nur Sportchef Philipp Kaufmann, sondern stellte auch das gesamte Trainer-Team um Coach Pit Reimers frei. Darüber hinaus ermittelt der DFB gegen Kaufmann.
Neben Reimers, der das Amt erst Ende September angetreten hatte, wurden auch die Co-Trainer Tim Danneberg und Heiko Flottmann von ihren Aufgaben entbunden. Damit steht der VfL auf sportlicher Ebene nahezu führungslos da. Vorerst hat Alexander Ukrow, Leiter der Nachwuchsabteilung des Zweitliga-Absteigers, die Betreuung der Drittliga-Mannschaft übernommen.
"4. Offiziellen körperlich angegangen"
Dem freigestellten Kaufmann droht zudem Ungemach von Seiten des DFB. Wie der Deutsche Fußball-Verband am Dienstagabend mitteilte, hat der DFB-Kontrollausschuss ein Ermittlungsverfahren gegen Kaufmann eingeleitet. Laut Sonderbericht von Schiedsrichter Daniel Bartnitzki habe dieser nach Schlusspfiff des Spiels in der 3. Liga zwischen Viktoria Köln und dem VfL Osnabrück (2:0) am vergangenen Sonntagabend den Vierten Offiziellen Nico Dönges körperlich angegangen. Bereits in der Halbzeitpause sei es gegenüber den Referees zu lautstarken Äußerungen des Geschäftsführers gekommen, hieß es weiter. Kaufmann wurde zu einer schriftlichen Setllungnahme aufgefordert.
Kircher: "Rote Linie deutlich überschritten"
"Hier ist eine rote Linie deutlich überschritten worden. Bei allem Verständnis für Emotionen und den Druck, der in den Clubs herrscht: Dass ein Vereinsverantwortlicher jemanden aus dem Schiedsrichterteam körperlich angeht, ist schockierend und völlig inakzeptabel", sagte DFB-Schiedsrichterchef Knut Kircher. Ein Geschäftsführer habe "eine klare Vorbildfunktion" und sei mitverantwortlich "für einen fairen und respektvollen Umgang mit den Unparteiischen."
Geschäftsführer ist Kaufmann beim VfL nun nicht mehr, der am Sonntag (16.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) Rot-Weiss Essen zum Kellerduell im Stadion an der Bremer Brücke empfängt - dann möglicherweise bereits mit einem neuen Coach. Gespräche mit potenziellen Kandidaten würden bereits geführt, hieß es.
"Wir wollen hier so schnell wie möglich Vollzug melden, müssen gleichzeitig aber auch alle zu 100 Prozent von dieser Entscheidung überzeugt sein, deshalb treffen wir sie auch gemeinsam auf breiter Basis", erklärte Michael Welling, der nach der Entlassung von Kaufmann nun wie vor der Verpflichtung des Schweizers wieder alleiniger Geschäftsführer ist.
Punkteausbeute gab Ausschlag für Entlassungen
Die VfL-Chefetage sah nach der 0:2-Pleite am vergangenen Sonntag bei Viktoria Köln, dem achten sieglosen Spiel in Serie, keine andere Wahl mehr, als auf sportlicher Ebene einen Neubeginn auszurufen. "Menschlich sind derartige Entscheidungen immer schmerzlich und dennoch müssen sie mit Blick auf den sportlich freien Fall zum Wohle des VfL Osnabrück getroffen werden, wenn wir alle nicht mehr davon überzeugt sind, den Klassenerhalt in der aktuellen personellen Konstellation zu schaffen", begründete Vereinspräsident Holger Elixmann stellvertretend für den Beirat des Drittligisten die Entlassung der kompletten sportlichen Führung. Das Gremium hatte die Personal-Entscheidungen am Vortag getroffen.
"Wir haben nach 17 Spieltagen lediglich 11 Punkte eingesammelt, das ist in allen Belangen zu wenig und einfach nicht akzeptabel", führte der Clubboss aus. Nun stehe "vor allem die Mannschaft in der Pflicht", so Elixmann weiter.
VfL will "konsequente personelle Neuausrichtung"
Kaufmann war nach VfL-Angaben bereits am Montag sein Aus an der Bremer Brücke mitgeteilt worden. Am Dienstag wurden dann Coach Reimers sowie die Co-Trainer Danneberg und Flottmann (kehrte erst Mitte November zu den "Lila-Weißen" zurück) über ihre Freistellungen unterrichtet. Die beiden Assistenten von Reimers dürfen allerdings noch auf eine Weiterberschäftigung beim Drittligisten in einer anderen Funktion hoffen, hieß es in der Mitteilung der Osnabrücker.
Zum neuen Trainer-Team werden sie aber nicht gehören, wie Elixmann betonte: "Jetzt braucht es eine konsequente personelle Neuausrichtung im Lizenzspielerbereich."
Kaufmann ohne Glück bei Personalentscheidungen
Sport-Geschäftsführer Kaufmann hatte den Posten beim VfL erst im vergangenen März als Nachfolger von Amir Shapourzadeh (inzwischen beim Ligarivalen FC Hansa Rostock in Amt und Würden) übernommen. Zuvor war der Schweizer in seiner Heimat beim FC Basel tätig gewesen. Als Sport-Geschäftsführer agierte der 30-Jährige in Osnabrück glücklos. Ihm gelang es als Hauptverantwortlichen für den personellen Neuaufbau nach dem Abstieg nicht, eine schlagkräftige Mannschaft zu formen.
Auch die Verpflichtung des im Profibereich bis dahin unerfahrenen Trainers Reimers als Nachfolger von Uwe Koschinat erwies sich als Fehlentscheidung. Unter dem vormaligen Coach der U21 des Hamburger SV gewann der VfL lediglich eine von neun Begegnungen.
Dieses Thema im Programm:
Aktuell | 09.12.2024 | 19:00 Uhr