Mecklenburg-Vorpommern Zukunftskonzept: Backhaus macht Landesforstanstalt zur Chefsache
Bei der Landesforstanstalt in Mecklenburg-Vorpommern mit ihren knapp 1.000 Mitarbeitern stehen deutliche Veränderungen an. Agrarminister Till Backhaus hat seine Staatssekretärin Elisabeth Aßmann von der Spitze des Verwaltungsrats abberufen.
Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) macht die Leitung des Aufsichtsgremiums zur Chefsache. Dem Minister ist offenbar der Geduldsfaden gerissen: Es geht um ein Zukunftskonzept, das der Vorstand der Landesforstanstalt um seinen Chef Manfred Baum schon längst vorlegen sollte, aber noch immer nicht präsentiert wurde. Es geht dabei um die Frage, wie das Landesunternehmen mit Sitz in Malchin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) weiter auf Kurs gehalten werden kann - auch angesichts sinkender Landeszuschüsse beispielsweise in der Umweltbildung.
Einnahmeausfälle wegen Dauerwald
Bisher hat die Landesforstanstalt bei einem knapp 100 Millionen Euro Jahresumsatz noch 37 Millionen Euro schwere Rücklagen. Das Unternehmen sei gesund, heißt es aus dem Agrarministerium. Allerdings, so Forstexperten, könnte der klimafreundliche Waldumbau massive Kosten verursachen. Im Zuge der Dauerwaldstrategie und einer umwelt- und klimafreundlichen Waldwirtschaft hat die Anstalt, so Backhaus, mehr als 12 Prozent ihrer Waldfläche "aus der Produktion genommen". Dort wird auf den lukrativen Holzeinschlag verzichtet - mit Einnahmeausfällen für die Landesforstanstalt.
Aßmann konnte sich offenbar nicht durchsetzen
Backhaus drängt Vorstandschef Baum darauf, auch deshalb ein Zukunftskonzept für mehr Erträge und Einsparungen vorzulegen. Die bisherige Verwaltungsratschefin Elisabeth Aßmann (SPD) biss bei Baum offenbar auf Granit. Am Ende soll die Chemie zwischen beiden nicht mehr gestimmt haben. Insider berichten, Aßmann habe Baum gedrängt, beim klimafreundlichen Dauerwald mehr Tempo zu machen. Um sie aus der Schusslinie zu nehmen, habe sich der Minister an die Spitze gesetzt. Der Minister setzte sich an die Spitze. Das Problem für Backhaus: Er hatte Baum auf eigenen Wunsch vor Jahren als Vorstand der Landesforstanstalt selbst installiert - aus alter Verbundenheit kann er offenbar nicht robust gegen ihn auftreten.
Künftig deutlich sinkende Erlöse?
Führende Mitarbeiter berichten, dass die wirtschaftliche Lage des Landesbetriebs bisher noch gut sei. Künftig müsse man aber auch wegen sinkender Erlöse durch die Holzernte mit eher schlechteren Zeiten rechnen. Backhaus sagte am Mittwoch während einer Wald-Debatte im Landtag, Forstwirtschaft müsse weiter wettbewerbsfähig bleiben, die Vermarktung des Rohstoffs "Holz" müsse besser werden. Der Minister verwies darauf, dass auf einer Fläche von 24.000 Hektar neuer Wald entstanden sei.
BUND: Backhaus muss handeln
Auf NDR Anfrage erklärte das Ministerium: "Gerade in den kommenden Jahren wird jedoch die Umsetzung der Dauerwaldstrategie gerade vor dem Hintergrund der Klimastabilität und der Wirtschaftlichkeit stärker in den Fokus rücken". Die Umsetzung der Dauerwaldstrategie sei dem Minister Backhaus "ein Herzensanliegen", heißt es aus dem Ministerium. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nimmt Backhaus das nicht ab. Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag erklärte, die Dauerwaldstrategie sei seit drei Jahren nicht vorangekommen. Dabei könne Backhaus mit einem neuen Landeswaldgesetz zum Dauerwald klimastabile Wälder voranbringen. "Wir können uns im Klimawandel nicht mehr leisten, dass Wälder stark ausgelichtet werden. Forstexperten erklärten auch, dass ein Dauerwald nicht grundsätzlich zu Einnahmeverlusten führe. Am kommenden Dienstag soll das Kabinett den Wechsel an der Verwaltungsratsspitze absegnen.
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NDR 1 Radio MV | Nachrichten aus Mecklenburg-Vorpommern | 12.12.2024 | 12:00 Uhr