Wetter in Deutschland Zeichen der Entspannung - aber weiter Hochwasser
Die Wetterlage in Deutschland entspannt sich, vielerorts besteht jedoch weiterhin Hochwassergefahr. Nach wie vor geben die vollgelaufenen Talsperren in der Mitte des Landes Grund zur Sorge. Innenministerin Faeser dankte den Hochwasserhelfern.
Nach tagelangem Regen und damit verbundenen Hochwassern in vielen Regionen Deutschlands beginnt sich die Lage in einigen betroffenen Teilen des Landes langsam zu entspannen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob Unwetterwarnungen für mehrere Bundesländer auf.
Etwas Hoffnung bieten die Wetteraussichten: Heute soll es nach Prognose des DWD im Nordwesten etwas Regen geben, sonst trocken mit teils größeren Auflockerungen bleiben.
Im thüringischen Windehausen habe sich die Lage deutlich entspannt, teilte ein Sprecher der Polizei am frühen Mittwochmorgen mit. Die Pegelstände seien in Thüringen größtenteils zurückgegangen.
Trotzdem gilt nicht überall Entwarnung: Angespannt bleibt die Lage vor allem in einigen Regionen in der Mitte Deutschlands. Dort haben einige Talsperren keine Kapazitäten mehr, um die Wassermassen aufzufangen. Die Oker-Talsperre und die Innerste-Talsperre im Harz sind nach Angaben der Harzwasserwerke zu mehr als 100 Prozent gefüllt. Auch die Wassermenge in den übrigen Talsperren geht demnach auf 100 Prozent zu.
In Sachsen-Anhalt wurden die etwa 180 Bewohner der Ortschaft Thürungen wegen drohender Überschwemmungen am vollgelaufenen Stausee Kelbra und an der Helme aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen.
Braunschweig rechnet mit viel Wasser
Aus der Oker-Talsperre fließen nun statt 16 Kubikmeter pro Sekunden 30 Kubikmeter pro Sekunde ab. Das könnte flussabwärts Probleme bereiten - etwa im niedersächsischen Landkreis Goslar.
Wegen der drohenden Okerflut hat die Stadt Braunschweig mehrere Straßen in Flussnähe gesperrt und einen 600 Meter langen mobilen Deich errichtet. Man gehe aber weiter davon aus, dass sich die durch die Oker und deren Nebenflüsse verursachten Überschwemmungen auf die ausgewiesenen Überschwemmungsgebiete beschränken.
Lage in Niedersachsen und NRW weiter angespannt
In dem Ort Rinteln im Landkreis Schaumburg wurden am Dienstagmorgen die Bewohner einer Straße direkt an der Stadtmauer evakuiert, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Laut NDR wurden 108 Bewohner evakuiert. In der betroffenen Straße seien die Keller der Gebäude vollgelaufen. Die Feuerwehr sei mit Pumpen vor Ort und staple Sandsäcke.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) machte sich persönlich ein Bild von der Hochwasserlage im Land. Beim Besuch in Northeim, wo ein Damm gebrochen war, dankte er den Zehntausenden Helfern für ihren Einsatz über die Weihnachtsfeiertage.
Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) rechnet für die kommenden Tagen weiter mit einer weiterhin angespannten Hochwassersituation. "Tatsächlich ist die Lage in ganz Niedersachsen sehr angespannt", sagte NLWKN-Direktorin Anne Rickmeyer. In vielen Teilen des Landes sei auch in den kommenden Tagen mit steigenden Pegelständen zu rechnen, betonte Rickmeyer. "Wir haben ja einmal Hochwassersituationen in den großen Flüssen, aber wir haben natürlich auch überall im ganzen Land viele kleine Bäche, die anschwellen."
Auch die Hochwasserlage in Nordrhein-Westfalen bleibt angespannt. "Wir haben überwiegend steigende oder gleich bleibende Hochwasserpegel", sagte ein Sprecher des Umweltministeriums in Düsseldorf. Dies führe zu Druck auf die Deiche.
Zurückgehende Wasserstände in Rheinland-Pfalz und Hessen
Die Wasserstände an Flüssen und Bächen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland hingegen gehen bis auf wenige Ausnahmen zurück - und das dürfte in den kommenden Tagen auch erstmal so bleiben. "Die Tendenz ist fallend", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes in Mainz. Möglicherweise könnte es zum neuen Jahr wieder einen Anstieg geben. "Das ist aber noch Zukunftsmusik", sagte er. Für die nächsten Tage erwartete auch der Deutsche Wetterdienst keine weiteren großen Regenmengen.
Am Oberrhein waren die Höchststände laut Hochwasservorhersagezentrale am Dienstag bereits erreicht, am Mittelrhein wurden die höchsten Stände im Verlauf des Dienstags erwartet, anschließend sollte das Wasser auch hier zurückgehen.
Auch in Bayern und in Hessen entspannt sich die Hochwasserlage. An den für das Bundesland relevanten Pegeln seien den Prognosen zufolge die Höchststände zum großen Teil erreicht oder bereits durchlaufen, teilte das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) mit. Nur am Main werde der Scheitel noch erwartet, dies werde allerdings nach aktueller Berechnung maximal im Bereich der Meldestufe 1 geschehen.
Faeser dankt Einsatzkräften
Angesichts der aktuellen Hochwasserlage hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Einsatz der vielen Helfer vor Ort gewürdigt. "Ich danke den Einsatzkräften, die die ganzen Weihnachtstage über im Hochwassereinsatz waren und auch jetzt weiter Menschen vor den Wassermassen schützen", sagte Faeser der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
"Tausende ehrenamtliche Helferinnen und Helfer sind zusammen mit den hauptamtlichen Einsatzkräften unermüdlich im Einsatz und können die Weihnachtsstunden nicht mit ihren Familien verbringen", sagte Faeser weiter. "Was sie für uns alle leisten, verdient größte Wertschätzung und Respekt."
Der Bund werde die Länder vor allem durch starke Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) weiter unterstützen. Allein vom THW sind mehr als 2.000 Einsatzkräfte im Einsatz, um Wasser abzupumpen, Sandsäcke zu verbauen, die Stromversorgung zu sichern und Sturmschäden zu beseitigen.