Einsatzkräfte stehen am Frankfurter Flughafen, wo sich zwei Aktivisten festgeklebt haben.

Hessen 270 Flugausfälle wegen Klebeblockade am Frankfurter Flughafen

Stand: 25.07.2024 20:55 Uhr

Der Betrieb am Frankfurter Flughafen läuft nach den Klimaprotesten am Morgen wieder größtenteils normal. Umweltaktivisten der "Letzten Generation" hatten sich auf Startbahnen und Rollwegen festgeklebt. Rund 270 Flüge wurden gestrichen.

"Alle Bahnen sind offen und der Betrieb läuft geregelt", sagte der Sprecher des Flughafenbetreibers Fraport am Donnerstagabend. Die Auswirkungen seien allerdings noch spürbar. So seien etwa die Terminals noch deutlich voller als sonst - insbesondere an den Umbuchungsschaltern gebe es noch Schlangen. 

Aktivisten der "Letzten Generation" hatten am Donnerstagmorgen den Frankfurter Flughafen blockiert. Sieben Personen klebten sich an verschiedenen Punkten von Startbahnen und Rollwegen fest, eine weitere blieb bereits beim Eindringen hängen, wie ein Polizeisprecher dem hr bestätigte. Alle Aktivisten konnten von der Oberfläche gelöst werden. Sie befinden sich nun in Polizeigewahrsam.

Festgenommene aus mehreren Bundesländern

Es handelt sich bei den Festgenommenen um vier Männer im Alter von 20, 21, 25 und 40 Jahren, zwei Frauen im Alter von 22 und 44 Jahren sowie zwei nicht-binäre Personen im Alter von 23 und 25 Jahren. Sie kommen laut Polizei nicht aus Hessen, sondern aus den Bundesländern Berlin, Baden-Württemberg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Eine Person habe keinen festen Wohnsitz.

Laut der Staatsanwaltschaft Frankfurt wird ihnen Nötigung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung vorgeworfen. Um einen gefährlichen Eingriff in den Flugverkehr geht es nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht, weil keine konkrete Gefährdung vorgelegen hat.

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Betroffen waren die Startbahn West, die Centerbahn 25C sowie die Südbahn 25L. Der Flugbetrieb an Deutschlands größtem Airport wurde um kurz nach 5 Uhr komplett eingestellt. Gegen 7.30 Uhr gab es wieder erste Starts und Landungen. Um 8 Uhr wurden alle Bahnen freigegeben.

Nach Angaben von Fraport mussten bis zum Abend 270 der 1.400 für Donnerstag geplanten Flüge annulliert werden - darunter viele Urlaubsflieger. Passagiere werden weiterhin gebeten, den Status ihrer Flüge vorab auf den Internetseiten der Fluggesellschaften zu prüfen.

Mit Kneifzangen durch Zaun

Die Aktivisten verschafften sich nach eigenen Angaben mit "kleinen Kneifzangen" Zugang durch den Maschendrahtzaun auf das Flughafen-Areal. Bei einer Person sei entsprechendes Werkzeug sichergestellt worden, bestätigte die Polizei. Zu Fuß, mit Fahrrädern und Skateboards gelangten die Demonstranten in Richtung der Startbahnen.

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Um die verbliebenen Klima-Aktivistinnen und -Aktivisten von den angrenzenden Rollwegen zu lösen, kam nach Angaben der Bundespolizei auch "schweres Werkzeug" zum Einsatz - darunter Bohrmaschinen und Hämmer. Die Arbeiten seien allerdings bei laufendem Betrieb durchgeführt worden.

Eine Beschädigung der Wege sei wahrscheinlich, so der Sprecher. Anschließende Reparaturarbeiten könnten die Abläufe im Flugbetrieb weiter beeinträchtigen.

Loch im Zaun zum Flughafen

Nach eigenen Angaben der Klimaaktivisten reichten "kleine Kneifzangen", um Löcher in den Zaun zu schneiden.

In einem Post der "Letzten Generation" auf X sind Fotos zu sehen, auf denen Mitglieder der Gruppe mit Bannern mit der Aufschrift "Öl tötet" in der Nähe der Start- und Landebahn auf dem Boden saßen. "Die weitere Förderung und Verbrennung von Öl, Gas und Kohle ist eine Bedrohung unserer Existenz", hieß es in dem Post.

Wiederholte Blockaden an Flughäfen

Der aktuelle Protest auf dem Frankfurter Airport ist Teil einer Klebe-Offensive der "Letzten Generation" in Deutschland und anderen europäischen Städten. Erst am Mittwoch hatten Aktivisten zeitweise den Betrieb am Flughafen Köln/Bonn lahmgelegt. Ähnliche Aktionen gab es diesen Monat etwa auch in Hamburg.

In einer Mitteilung forderte die "Letzte Generation" die Bundesregierung dazu auf, ein rechtsverbindliches internationales Abkommen für den globalen Ausstieg aus Öl, Gas und Kohle bis 2030 auszuarbeiten. 

Politiker sprechen von "Gefährdung von Menschenleben"

Der Vorfall werde gemeinsam mit Bundespolizei und Landesbehörden aufgearbeitet, kündigte Fraport-Sprecher Christian Engel an. Das Sicherheitskonzept werde nachgeschärft.

Scharfe Kritik an der Aktion äußern derweil Politiker aus Land und Bund. "Wer gewaltsam auf Flughäfen eindringt, Rollfelder besetzt und Maschinen blockiert, gefährdet Menschenleben", sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

Ähnlich äußerte sich Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU): "Gefährdungen von Menschenleben und Straftaten sind niemals legitime Mittel in der politischen Auseinandersetzung. Dies gilt für jede Gruppierung und alle Ziele und Mittel."

Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) bezeichnete in einem Post auf X die Aktivistinnen und Aktivisten der "Letzten Generation" als "Klima-Chaoten", denen es allein darum gehe, "möglichst großen Schaden" anzurichten. "Wer derart die Sicherheit gefährdet, muss hart bestraft werden", so Rhein weiter.

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