Hessen Ermittler stoppen Enkeltrick-Betrüger: Schlag gegen "hochgradig organisierte Banden"
Der Polizei ist ein Schlag gegen Schockanruf-Betrüger gelungen. Mehrere Verdächtige wurden festgenommen, Bargeld und Wertgegenstände eingezogen. Es kam auch zu einer fingierten Übergabe in Kassel.
Sie geben sich am Telefon als Verwandte aus, die angeblich in Not sind, und wollen so an das Geld ihrer Opfer kommen: Enkeltrick-Betrüger. Im Kampf gegen die Betrugsmasche mit sogenannten Schockanrufen hat sich die hessische Polizei nun an einem koordinierten internationalen Einsatz beteiligt.
Ermittlerinnen und Ermittler aus 15 Bundesländern, vom Bundeskriminalamt, aus Polen, Österreich, Luxemburg, Tschechien, Ungarn, der Schweiz und der Slowakei sowie von Europol waren bei den "Action Weeks" vom 25. November bis zum 6. Dezember im Auftrag der jeweils verantwortlichen Staatsanwaltschaften im Einsatz.
Vier Festnahmen durch hessische Polizei
Die Einsätze in Hessen koordinierte das Frankfurter Polizeipräsidium. Wie es am Freitag mitteilte, endete jeder der vier Einsätze mit einer Festnahme. Die Einsatzkräfte stellten dabei Bargeld in Höhe von 20.000 Euro sowie Wertgegenstände für insgesamt 130.000 Euro sicher, darunter Goldbarren, Goldmünzen, hochwertigen Schmuck und Luxusuhren.
- In Darmstadt übergab am 28. November ein 89 Jahre alter Mann Schmuck und Luxusuhren im Wert von 50.000 Euro an eine Abholerin im Alter von 23 Jahren. Die Kriminalpolizei griff ein und nahm die Frau fest.
- Ein 30 Jahre alter Mann führte in Frankfurt mehrere Schockanrufe durch, jedoch ohne Erfolg. In Passau (Bayern) war er dann am 29. November erfolgreich: Er brachte einen 90 Jahre alten Mann dazu, ihm als angeblichen Mitarbeiter des Amtsgerichts Gold im Wert von 78.000 Euro zu übergeben. Die Polizei nahm ihn fest.
- In Eschwege erhielt am 4. Dezember ein 87 Jahre alter Mann einen Schockanruf. Er solle eine angebliche Kaution in Höhe von 100.000 Euro hinterlegen. Der Mann übergab schließlich einem 27-Jährigen 20.000 Euro in bar. Dieser versuchte zu flüchten, doch lief mit der Beute der Polizei in die Arme.
- In Kassel drängten Anrufer ebenfalls am 4. Dezember eine 74 Jahre alte Frau zur Übergabe von 55.000 Euro. Die Frau erkannte den Betrugsversuch und täuschte nach Absprache mit der Kriminalpolizei ein Treffen mit dem Abholer vor. Bei der fingierten Übergabe von mehreren zehntausend Euro, Schmuck und einer Luxusuhr nahmen die Beamten einen 19-Jährigen fest.
Insgesamt rund 400 Taten verhindert
Nach dem Ende der Einsätze erhielten die Geschädigten ihre Wertgegenstände und das Bargeld zurück. Die mutmaßlichen Betrüger sitzen in Untersuchungshaft.
Den Angaben nach waren bei den länderübergreifenden Einsätzen in den zwei Wochen insgesamt bis zu 1.000 Einsatzkräfte täglich beteiligt. Die Bilanz: Die Beamten nahmen 20 Verdächtige auf frischer Tat fest. Demnach handelt es sich um Mitglieder von "hochgradig organisierten Banden". Es sei gelungen, 391 Enkeltricktaten und einen Schaden von mehr als 4,85 Millionen Euro zu verhindern.