Gerettete Chihuahua Hunde in einem Tierheim (Quelle: dpa/Bernd Weißbrod)

Brandenburg "SOS Hundehilfe Prignitz": Im Tierheim geht das Licht aus

Stand: 26.07.2024 10:46 Uhr

Futter, Unterbringung, Arztkosten: Tierheime müssen für die Betreuung der Tiere viel Geld aufbringen. Viele Einrichtungen bleiben auf ihren Kosten sitzen. In der Prignitz steht ein Heim nun vor dem Aus. Von Franziska Tenner und Philipp Rother

50 Katzen und 60 Hunde leben aktuell im Tierheim "SOS Hundehilfe Prignitz" in Groß Lüben bei Bad Wilsnack. Sie wurden beschlagnahmt oder sind Fundtiere. Wie lange sie noch in dem Heim von Leiterin Cornelia Grothe betreut werden können, ist aktuell die große Frage.
 
Die Tiere kommen in der Regel in einem sehr schlechten Zustand nach Groß Lüben. Von Bisswunden bis Brandnarben - die Mitarbeiter des Tierheims haben schon fast alles gesehen. Viele Tiere wurden misshandelt, andere sind unterernährt. Fast immer wird ein Tierarzt gebraucht.

Symbolbild: Ein American Staffordshire Terrier schaut am 12.07.2023 durch das Gitter seines Zwingers in einem Brandenburger Tierheim. (Quelle: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul)
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15.000 Euro für Tierarztbehandlungen im Juni

Allein im Juni mussten 15.000 Euro für Tierarztbehandlungen ausgegeben werden. Hinzukommen Kosten für die Unterbringung und das Futter. Der Landkreis und die Kommunen zahlen aber nur 52.000 Euro pro Jahr an das Heim. Darüber hinaus gehen Spenden ein. Das Geld reicht aber nicht - auf einen Großteil der Kosten bleibt das Tierheim sitzen.
 
"Wir werden seit Jahren nicht kostendeckend von den Kommunen und vom Landkreis bezahlt für unsere Aufgaben, die wir für sie erfüllen", sagte Tierheimleiterin Grothe im Gespräch mit dem rbb. So ergehe es fast allen Tierheimen in Deutschland.
 
Vor zwei Jahren saß Grothe mit den Kommunen, dem Landkreis und dem Veterinäramt zusammen: "Da hatten wir es genau ausgerechnet und haben gesagt, wir brauchen 300.000 Euro pro Jahr", berichtete die Leiterin: "Da wurden wir ausgelacht."

Die Verantwortung für Tierheime liegt aber auch beim Land Brandenburg. Und das hat Anfang des Jahres einen neuen Tierheimerlass verabschiedet, der die Ansprüche an Tierheime noch erhöht. "Nach dem Erlass müssten wir sechs Mitarbeiter hier haben - und die vier, die wir jetzt haben, die sind schon zu teuer für die Kommune und den Landkreis", so Grothe. Ein Problem in dem Zusammenhang sei auch, dass die Spenden nicht für die Bezahlung der Mitarbeiter verwendet werden dürfen. Das schreibe die Gesetzgebung für Vereine vor.
 
Zusätzlich erschweren jüngste Beschlüsse des Bundes die Situation. Diese sehen unter anderem eine drastische Kürzung der Gelder für Tierheime und Auffangstationen in ganz Deutschland vor.

Cornelia Grothe hat die SOS Hundehilfe ins Leben gerufen (Quelle: rbb)

Tierheimleiterin Cornelia Grothe

Heim wird schließen, Landkreis überrascht

Weil sie sich nicht mehr anders zu helfen weiß, hat Cornelia Grothe nun beschlossen, die "SOS Hundehilfe Prignitz" demnächst zu schließen. Auf der Webseite des Tierheims hat sie das auch schon angekündigt.
 
Der Landkreis reagierte überrascht und teilte dem rbb auf Nachfrage mit: "Erst vor wenigen Tagen haben wir von den konkreten Finanzproblemen der SOS Hundehilfe in Groß Lüben erfahren. Wir bedauern dies, da wir mit den Leistungen, die in Groß Lüben erbracht werden, sehr zufrieden sind."
 
Zur Unterstützung des finanziell angeschlagenen Tierheims haben Prignitzer Kommunalpolitiker mittlerweile eine Petition gestartet. Mehr als 1.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt. Anfang September will der Wittenberger Stadtverordnete Marcus Düring (Freie Wähler) die Petition an den Kreistag übergeben. Ob dadurch Besserung einkehren wird, ist unklar. Unklar ist auch, was mit den mehr als 100 Tieren passiert, wenn im Prignitzer Tierheim wirklich das Licht ausgeht.