Illustration für "An der Tanke" Auspuff mit Marienkäfer-Sticker.(Quelle:rbb)

Brandenburg An der Tanke in Brandenburg:

Stand: 23.07.2024 17:02 Uhr

Fast jeder kommt mal an der Tanke vorbei. Zwei rbb|24-Reporter sprechen Leute an der Zapfsäule in Brandenburg an und fragen, was sie umtreibt. Heute: ein Rentner, der bei seinem Sohn noch paar Euro dazuverdient, aber im Grunde schwer zufrieden ist.

rbb|24 will mit den Gesprächsprotokollen, die "an der Tanke" entstanden sind, Einblicke in verschiedene Gedankenwelten geben und Sichtweisen dokumentieren, ohne diese zu bewerten oder einzuordnen. Sie geben die Meinungen der Gesprächspartner wieder.

Mir geht's gut. Keine Probleme.

Meiner Frau geht's auch gut - die ist auch Rentnerin. Ab und zu geh ich nochmal arbeiten bei meinem Sohn. Alles in Ordnung.
 
Im Rentenalter geht's mir gut. Ich habe ein Grundstück und da genug zu tun. Das habe ich von meinen Eltern übernommen, ein ganz altes von Achtzehnhundertundnochwas. Da hat man immer Arbeit. Jetzt im Moment bin ich dabei, mir ein paar Überdächer zu bauen für mein Holz. Ich habe eine Holzheizung.

Er lehnt in der Sonne an der Wand des Tankstellen-Häuschens. Er lächelt freundlich durch seine Brille.

Vorher war ich im Tiefbau tätig. Habe Lichtwellenleiterkabel verlegt und solche Sachen. Bei der letzten Firma war die Auftragslage mittelmäßig. Wir hatten eigentlich einen guten Auftrag für die Lichtwellenleiter-Geschichte. Leider ist dann der Auftraggeber abgesprungen und hat andere Firmen genommen - nicht aus der Nähe, sondern aus dem Ausland.

Während er spricht, behält er die Hände tief in den Hosentaschen. Immer wieder zuckt er mit den Schultern, wenn er antwortet.
 
Daraufhin habe ich gesagt, dann nutze ich meine Rente mit 63 plus Monate. Vorher hatte ich gesagt, ich mache das noch bis 65 und lerne die Neuen an - das hatte sich damit erledigt. Ich bin mit der Entscheidung voll und ganz zufrieden. Ich war dann noch eine ganze Weile bei der Firma in der Werkstatt tätig, dann kam das Angebot von meinem Sohn, bei ihm anzufangen. Da gehe ich im Monat drei, vier Mal arbeiten.

Ob ich gern hier lebe? Ja, Warum nicht?
 
Er lacht.
 
Ich lebe schon immer hier. Ich wohne direkt an der Spree, ein gutes Grundstück. Mir gefällt es. Ich würde nicht woanders hinziehen. Ich hoffe, dass wir alle gesund bleiben. Sonst habe ich keine großen Pläne bis Jahresende.
 
Er macht eine kurze Pause und überlegt.
 
Gut, Sonntag fahren wir zum Konzert - das ist ein kleines Highlight - AC/DC in Dresden. Die sehe ich das erste Mal live.

Die Wahl-Ergebnisse im Juni waren eigentlich voraussehbar. So wie es jetzt läuft mit der Ampel-Regierung, das funktioniert nicht. Das ganze Hick-Hack. Gerade in der ländlichen Gegend, wie bei uns hier, da werden immer Versprechungen gemacht, aber es passiert nichts.
 
Zum Beispiel bei uns im Ort: Wir haben jetzt schon zig Jahre um ein Gerätehaus für die Feuerwehr gekämpft, das ist nie richtig in Gang gekommen. Jetzt hoffen wir mal, dass es dieses Jahr wirklich in die Wege kommt und dass es dann gebaut wird.
 
Gehakt hat es an den Fördergeldern und die Gemeinde konnte nicht stemmen, was sie dazuzahlen musste. Die Gemeinde hat sich auch nicht hunderprozentig dahinter geklemmt. Da sind - sagen wir mal - nicht die richtigen Leute am Ruder gewesen.

Das haben die Kommunalwahlen in unserer Gegend komplett geändert. Von denen, die vorher drin waren, sind nur noch zwei, drei drin. Vor allen Dingen sind das jetzt alles Wählergruppen, die sich da stark machen - und einzelne Personen. Parteimäßig - FDP ist total rausgefallen, die Grünen auch, glaube ich.
 
Ändern müsste sich, dass mehr für die Menschen gemacht wird. Für die Rentner - es gab ja mal Förderungen vom Staat durch die Corona-Geschichte, aber die Rentner sind da hinten runter gefallen. Gut, ich habe ein bisschen profitiert davon. Weil ich nebenbei gearbeitet habe, habe ich auch mal ein paar Euro gekriegt.
 
Die Rentner sind eigentlich die Masse, die die etablierten Parteien immer wieder gewählt hat. Wenn sich da nicht Grundlegendes ändert, dann werden die anderen Parteien mehr Fuß fassen. Auf jeden Fall.

Die ganze Kriegsgeschichte mit Ukraine und mit Russland. Da müssen irgendwann mal diplomatische Verhandlungen geführt werden. Immer ständig Waffen liefern und Waffen liefern. Da ändert sich nie was. Das geht nur mit Verhandlungen. Aber da will ja keiner so richtig ran.
 
Sagen wir mal so: Wir sind im Frieden aufgewachsen.
 
Er denkt einen Moment nach.
 
Ich denke immer noch, dass sich das wirklich noch mal zum Guten wendet.
 
Auf die Frage, woher er seinen Optimismus nimmt, grinst er wieder breit.

 
Woher ich den hab? (lacht) Den habe ich einfach! Immer positiv denken, sagen wir mal so. Man meckert zwar öfter über die und die Sachen. Preise sind gestiegen - speziell Benzin. Aber ansonsten ...
 
Er zuckt noch einmal deutlich mit den Schultern und grinst zufrieden.

Das Gespräch führte Jonas Wintermantel, rbb|24