Kanupolo vor der Insel Eiswerder, Berlin (Quelle: IMAGO / Schöning)

Berlin Kanusport-Verein "Havelbrüder" auf der Insel Eiswerder: Sportliches Aushängeschild ohne Frischwasseranschluss

Stand: 23.07.2024 19:22 Uhr

Seit Jahrzehnten zählen die "Havelbrüder" zu den erfolgreichsten Kanusport-Vereinen Deutschlands - ohne ans Frischwassernetz angeschlossen zu sein. Ein Antrag von CDU und Grünen soll das ändern. Doch das Problem ist vielschichtig.

Die Insel Eiswerder in der Havel ist nicht nur eine kleine Natur-Oase in Berlin-Spandau, sondern auch die Heimat eines der erfolgreichsten Kanusport-Vereine Deutschlands: der Kanusportvereinigung Havelbrüder e.V., die besonders im Kanupolo zu den Aushängeschildern der Bundesrepublik zählen. In den vergangenen 20 Jahren holte der Verein 24 Meistertitel und damit mehr als jeder andere Kanusport-Verein in Deutschland.
 
Und das, obwohl der Verein seit vielen Jahren von einer gravierenden Problematik geplagt ist: Das gepachtete Grundstück, auf dem die "Havelbrüder" zu Hause sind, ist nicht an das Frischwassernetz angeschlossen.
 
"Das heißt, dass die Sportlerinnen und Sportler nach ihrem anstrengenden Training keine Möglichkeit haben zu duschen. Man kann sich nur grob waschen, wenn man im Wasserkanister sein eigenes Wasser mitbringt", sagt Elke Kunz, die 20 Jahre lang Sportwartin des Vereins war und inzwischen für die Nachwuchsförderung verantwortlich ist, im Gespräch mit rbb|24. "Wir haben auch keine Spülmaschine und keine Form von Komfort, die mit Frischwasser in Verbindung steht."

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"Für einen so erfolgreichen Hauptstadtverein ist das ein unwürdiger Zustand"

In fünf Alters- und Spielklassen – U14, U16, U21, Damen und Herren – sind insgesamt rund 60 Sportlerinnen und Sportler für die "Havelbrüder" aktiv. "Den Trainingsbetrieb können wir organisieren – ansonsten schränkt es die Aktivitäten auf unserem Grundstück aber sehr ein. Für einen so erfolgreichen Hauptstadtverein ist das ein unwürdiger Zustand", betont Kunz.
 
Die Frischwasserleitungen zu dem von den "Havelbrüdern" gepachteten Grundstück wurden im Rahmen einer Bodensanierungsmaßnahme vor rund zehn Jahren gekappt und entfernt. Ein Löschwasserhydrant, der auf dem Grundstück steht, habe vorübergehend für Abhilfe gesorgt, "als die Wasserleitung marode wurde, haben die Wasserwerke aber gesagt, dass sie die Leitung dichtmachen müssen, weil das Wasser nicht mehr sicher wäre. Seitdem wurde keine neue Leitung verlegt."
 
Ein buchstäblich grundlegendes Problem, das stellt Kunz im Gespräch klar, ist außerdem eine weitgehende Kontamination des Bodens auf Eiswerder, die auf die Geschichte der Insel als Militärstandort mit Rüstungs-, Pulver- und Munitionsfabriken zurückzuführen ist. Insbesondere auf der Nordhälfte der Insel, die nicht nur die "Havelbrüder", sondern etwa auch zwei Angelvereine und einige Lauben beheimatet, sei die Verschmutzung immens. "Die Kosten für die Verlegung und Instandhaltung einer Wasserleitung wären enorm hoch", sagt Kunz.

Bezirksamt Spandau müsste zunächst Grundstücksflächen kaufen

Doch es tut sich etwas: In einer Pressemitteilung vom 12. Juli 2024 teilten CDU und Bündnis 90/Grüne mit, dass sie das Bezirksamt Spandau aufgefordert haben, "sich dafür einzusetzen, dass die auf der Insel Eiswerder angesiedelten Sportvereine wieder an das Frischwassernetz angeschlossen werden". Arndt Meißner, Fraktionsvorsitzender der CDU-Spandau, führt dazu aus: "Das Wiederanschließen an das Frischwassernetz ist nicht nur eine Frage der Fairness, sondern auch der Unterstützung für unsere talentierten Athleten, die Spandau auf nationaler Ebene vertreten."
 
Auf Anfrage von rbb|24 teilte das Bezirksamt Spandau mit: "Das an die Kanusport-Vereinigung Havelbrüder e.V. verpachtete Grundstück befindet sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Die benannten Maßnahmen wurden dementsprechend von der BImA veranlasst und durchgeführt." Und weiter: "In der BVV-Sitzung vom 17.07.2024 wurde zur Drucksache 1416/XXI beschlossen, dass sich das BA dafür einsetzt, dass die auf der Insel-Eiswerder angesiedelten Sportvereine an das Frischwassernetz angeschlossen werden. Zurzeit steht das BA in Verhandlungen mit der BImA zum Kauf von Teilbereichen auf der Insel-Eiswerder. Eine eingehende Prüfung zur Frischwasserproblematik durch das BA kann erst erfolgen, wenn sich die Grundstücksflächen im Eigentum des BA befinden."

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"Es macht uns wahnsinnig froh, mit dieser Problematik überhaupt gesehen zu werden"

Für die "Havelbrüder" wäre es Kunz zufolge indes in zweierlei Hinsicht vorteilhaft, wenn das Grundstück in das Eigentum des Bezirks überginge: "Wenn der Kauf vonstatten ginge, hätten wir auch nur noch einen Bruchteil der Pacht, die wir aktuell zahlen müssen, zu leisten", sagt sie.
 
Davon abgesehen möchte sie abschließend noch eines betont wissen: "Es macht uns wahnsinnig froh, mit dieser Problematik überhaupt gesehen zu werden. Es waren extra Mitglieder der Bezirksverordnetenversammlung Spandau hier, haben sich alles angeschaut und haben daraufhin den Antrag formuliert und sich für uns eingesetzt", sagt Elke Kunz. "Inwiefern das nun umgesetzt werden kann, kann ich nicht sagen. Wir sind aber der Meinung, dass alles probiert werden muss. Leider ist es nämlich so, dass sich unsere Situation seit vielen Jahren nicht verändert hat."

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.7.2024, 20:50 Uhr