Berlin Kein Reese, keine Party: Hertha verpasst Heimsieg gegen Ulm
Hertha BSC hat gegen Aufsteiger SSV Ulm den ersehnten Heimsieg verpasst. Zweimal führte die Elf von Christian Fiél, zweimal glich der Gast aus. Der genesene Hoffnungsträger Fabian Reese verfolgte das 2:2 nur von der Tribüne.
- Hertha bleibt im siebten Heimspiel der Saison zum fünften Mal sieglos
- Maza trifft wuchtig aus 25 Metern zum 1:0
- Hertha zeigt sich defensiv zu anfällig gegen den Vorletzten
- Marten Winkler verletzt sich nach 30 Minuten am rechten Oberschenkel
Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat auch gegen Kellerkind SSV Ulm 1846 keinen Heimsieg feiern können. Ibrahim Mazas Distanzschuss (6.) konterte der Aufsteiger noch vor der Pause durch Semir Telalovic (38.). Derry Scherhant (51.) brachte Hertha zwar wieder in Front, doch Krattenmacher (59.) besorgte für Ulm den nicht unverdienten Ausgleich gegen schlampig verteidigende Herthaner.
Der Spielverlauf
Hertha begann abwartend gegen tief stehende Gäste, die die Räume im Mittelfeld zustellten. Der Wachmacher kam in der sechsten Minute: Ibrahim Maza hämmerte aus 25 Metern mittig aufs Tor, dem Ulmer Keeper Niclas Thiede misslang die Faustabwehr: 1:0 für Hertha. Die Berliner kamen im Anschluss zu weiteren Schusschancen gegen nun höher verteidigende Gäste, die mit zunehmender Dauer offensiv mutiger agierten. Der glücklose Winkler musste in der 31. Minute mit einer Verletzung am Oberschenkel ausgewechselt werden. Unglücklich fiel aus Hertha-Sicht der Ausgleich: Kevin Sessa blockte im Strafraum einen Schuss des SSV, den Abpraller verwertete in der 38. Minute Semir Telalovic freistehend zum 1:1.
Hertha kam gut aus der Pause: Dardai verzog nur knapp nach schönem Zusammenspiel mit Maza und Florian Niederlechner (46.). Fünf Minuten später machte es Derry Scherhant besser, der per Nachschuss zum 2:1 traf. Der auffällige Maza hatte zuvor wuchtig abgezogen. Doch Ulm schlug abermals zurück, weil sich Hertha defensiv allzu anfällig zeigte: Maurice Krattenmacher spazierte gefühlte Ewigkeiten durch die Herthaner Hälfte und vollendete per Flachschuss zum erneuten Ausgleich (59.). Hertha drängte danach wütend auf die erneute Führung, aber es fehlte die Präzision im Abschluss. In der 79. Minute bewahrte Ernst die Hertha vor dem Rückstand, parierte stark im Eins-gegen-Eins gegen Alexander Kahvic. Hertha rannte nochmals an, Cuisance traf zum vermeintlichen 3:2, aber der Treffer zählte wegen eines Foulspiels des Torschützen nicht, so blieb es am Ende beim Remis.
Spieler des Tages
Er war an beiden Hertha-Toren beteiligt, häufig anspielbar und setzte im letzten Drittel seine Mitspieler mit sehenswerten Pässen in Szene: Ibrahim Maza. Was der 18-Jährige technisch auf dem Fußballplatz veranstaltet, würden selbst Menschen, die mit Fußball gar nichts anfangen können, als außergewöhnlich erachten. Gegen Ulm bestach Maza durch Effektivität und Torgefährlichkeit. Sein wuchtiger Schuss zum 1:0 war zwar haltbar, aber trotzdem muss man den Ball in dieser Geschwindigkeit erstmal aufs Tor bringen. So mancher Mitspieler hätte das Leder aus ähnlicher Lage wohl übers Marathon-Tor des Olympiastadions gedroschen. Beim 2:1 zwang Maza den gegnerischen Keeper zur Parade, Scherhant vollendete für ihn.
Dass der Deutsch-Algerier eines der begehrtesten Talente hierzulande ist, ist unbestritten. Sollte Maza seine Torgefährlichkeit auch zukünftig unter Beweis stellen, dann könnte er der klammen Hertha schon bald einen enormen Geldregen bescheren. Sein Vertrag läuft noch bis Mitte 2027.
Schmerzverzerrtes Gesicht: Marten Winkler musste zur 30. Minute verletzt ausgewechselt werden. (imago/Jan Huebner)
Was war da los?
Es war das Gesprächsthema der Woche: Spielt Fabian Reese oder spielt er nicht? Christian Fiél entschied, Herthas genesenen Hoffnungsträger nicht in den Kader für das Spiel gegen Ulm zu berufen. Erst vergangenen Dienstag war Reese wieder in Mannschaftstraining der Hertha eingestiegen. Ein Einsatz wäre noch zu früh gekommen, zumal man wohl kein Risiko eingehen wollte. Dass Hertha den offensiven Schienenspieler durchaus gebrauchen könnte, zeigte das Spiel gegen den Aufsteiger abermals, wobei Reese-Ersatz Derry Scherhant eine gute Partie machte. Am kommenden Freitag (18:30 Uhr) könnte Reese sein Comeback beim Auswärtsauftritt in Magdeburg feiern.
Trotz der Genesung Reeses hat Herthas lange Verletzung erneut Zuwachs bekommen. Marten Winkler verletzte sich in der 30. Minute derart schwer am Oberschenkel, dass zwei Hertha-Betreuer es nur unter größter Anstrengung bewerkstelligen konnten, den Mittelfeldspieler zur Bank zu geleiten. Später musste sich Winkler mit dick bandagiertem Oberschenkel auf eine Trage legen. Eine Diagnose steht zwar noch aus, dass Winkler mindestens einige Wochen fehlen dürfte, ist zu befürchten.
Zählbares
- erstmals seit über 24 Jahren kam es zwischen Hertha BSC und dem SSV Ulm wieder zu einem Pflichtspiel, in der Bundesliga-Saison 1999/00 gewann Hertha damals mit 0:1 (Torschütze: Marco Rehmer).
- mit satten 119 Stundenkilometern hämmerte Ibrahim Maza den Ball zum 1:0 in die Ulmer Maschen
- das Durchschnittsalter beider Teams lag unter 25 Jahren. (24,1 bei Hertha und 24,7 bei Ulm)
Stimmen zum Spiel
Christian Fiél (Trainer Hertha BSC): "Wir sind sehr unzufrieden. Wir haben heute nicht gut verteidigt, zu oft die falsche Entscheidung getroffen, dann das direkte Duell verloren. Wenn du zu viele einfache Fehler machst, dann wird es schwierig."
Thomas Wörle (Trainer SSV Ulm 1846): "Ich habe einen sehr mutigen und couragierten Auftritt von uns gesehen. Es war alles drin. Wir waren sogar in der Lage, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden."
Michael Cuisance (Hertha BSC): "Das 2:2 fühlt sich wie eine Niederlage an, wir haben heute zwei Punkte verloren, das ist schwer zu verdauen. Insgesamt war es ein schlechtes Spiel von uns und leider auch vom Schiedsrichter."
Der Liveticker zum Nachlesen
Sendung: rbbUM6, 23.11.2024, 18 Uhr